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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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erhellt bleibt.
    Zamrjaki
das Spiel ärgerlich abbrechend
    Komm ich bei jedem Takt in Symphonie meiniges!
    Freifrau v. Totleben
    Warum wird es denn auf einmal so dunkel?
    v. Keith
    Damit meine Raketen mehr Eindruck machen! –
(öffnet die Tür zum Spielzimmer)
Darf ich bitten, meine Damen und Herren…
    Raspe, Herr und Frau Ostermeier und Herr und Frau Krenzl kommen in den Salon. – Simba ab.
    v. Keith
    Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß noch im Laufe der nächsten Woche das erste unserer großen Feenpalastkonzerte stattfinden wird, die schon jetzt im Münchner Publikum für unsere Sache Propaganda machen sollen. Frau Gräfin Werdenfels wird uns darin mit einigen Liedern allermodernster Vertonung bekanntmachen, während Herr Kapellmeister Zamrjaki einige Bruchstücke aus seiner symphonischen Dichtung »Die Weisheit des Brahmanen« eigenhändig dirigieren wird.
    Allgemeine Beifallsäußerungen. Im Garten steigt zischend eine Rakete auf und wirft einen rötlichen Schimmer in den Salon. v. Keith dreht das elektrische Licht völlig aus und öffnet die Glastür.
    v. Keith
    In den Garten, meine Damen und Herren! In den Garten, wenn Sie etwas sehen wollen!
    Eine zweite Rakete steigt auf, während die Gäste den Salon verlassen. – v. Keith, der ihnen folgen will, wird von Anna zurückgehalten. – Die Szene bleibt dunkel.
    Anna
    Wie kommst du denn dazu, meine Mitwirkung bei deinem Feenpalastkonzert anzukündigen?!
    v. Keith
    Wenn du darauf warten willst, daß dich deine Lehrerin für die Öffentlichkeit reif erklärt, dann kannst du, ohne je gesungen zu haben, alt und grau werden. –
(Wirft sich in einen Sessel)
Endlich, endlich hat das halsbrecherische Seiltanzen ein Ende! Zehn Jahre mußte ich meine Kräfte damit vergeuden, um nur das Gleichgewicht nicht zu verlieren. – Von heute ab geht es aufwärts!
    Anna
    Woher soll ich denn die Unverfrorenheit nehmen, mit meiner Singerei vor das Münchner Publikum zu treten?!
    v. Keith
    Wolltest du denn nicht in zwei Jahren die erste Wagnersängerin Deutschlands sein?
    Anna
    Das sagte ich doch im Scherz.
    v. Keith
    Das kann ich doch nicht wissen!
    Anna
    Andere Konzerte werden Monate vorher vorbereitet!
    v. Keith
    Ich habe in meinem Leben nicht tausend Entbehrungen auf mich genommen, um mich nach andern Menschen zu richten. Wem deine Singerei nicht gefällt, der berauscht sich an deiner brillanten Pariser Konzert-Toilette.
    Anna
    Wenn mich die andern Menschen nur auch mit deinen Augen betrachten wollten!
    v. Keith
    Ich werde dem Publikum schon die richtige Brille aufsetzen!
    Anna
    Du siehst und hörst Phantasiegebilde, sobald du mich vor Augen hast. Du überschätzest meine Erscheinung geradeso, wie du meine Kunst überschätzest.
    v. Keith
aufspringend
    Ich stand noch kaum je im Verdacht, Frauen zu überschätzen, aber dich erkannte ich allerdings auf den ersten Blick! Was Wunder, da ich zehn Jahre lang in zwei verschiedenen Weltteilen nach dir gesucht hatte! Du warst mir auch schon mehrere Male begegnet, aber dann befandest du dich entweder im Besitz eines Banditen, wie ich es bin, oder ich war so reduziert, daß es keinen praktischen Zweck gehabt hätte, in deinen Lichtkreis zu treten.
    Anna
    Wenn du aus Liebe zu mir den Verstand verlierst, ist das für mich ein Grund, den Spott von ganz München auf mich zu laden?
    v. Keith
    Andere Frauen haben um meinetwillen noch ganz andere Dinge auf sich geladen!
    Anna
    Ich bin aber nicht in dich vernarrt!
    v. Keith
    Das sagt jede! Ergib dich in dein unabwendbares Glück. Die nötige Unbefangenheit für dein erstes Auftreten werde ich dir schon einflößen – und wenn ich dich mit dem geladenen Revolver vor mir hertreiben muß!
    Anna
    Wenn du mich wie ein Stück Vieh behandelst, dann ist es bald zwischen uns zu Ende!
    v. Keith
    Setz dein Vertrauen getrost in die Tatsache, daß ich ein Mensch bin, der das Leben verteufelt ernst nimmt! Wenn ich mich gern in Champagner bade, so kann ich dafür auch wie kein anderer Mensch auf jeden Lebensgenuß verzichten. Keine drei Tage ist mir aber mein Dasein erträglich, ohne daß ich derweil meinen Zielen um einen Schritt näherkomme!
    Anna
    Es ist wohl auch die höchste Zeit, daß du endlich deine Ziele erreichst!
    v. Keith
    Glaubst du denn, Anna, ich veranstalte das Feenpalastkonzert, wenn ich nicht die unverbrüchliche Gewißheit hätte, daß es dir den glänzendsten Triumph einträgt?! – Laß dir eines sagen: Ich bin ein gläubiger Mensch…
    Im Garten steigt zischend eine Rakete

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