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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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paar Gläser Champagner; dann sehen wir uns zusammen das Feuerwerk an…
    Molly
    Mich brennt das Feuerwerk seit vierzehn Tagen in meinen Eingeweiden! – Du warst in Paris! – Mit wem warst du in Paris! – Ich schwöre dir hoch und heilig, ich will nie um dich gezittert haben, ich will nie etwas gelitten haben, wenn du jetzt mit mir kommst!
    v. Keith
küßt sie
    Armes Geschöpf!
    Molly
    – Ein Almosen. – Ja, ja, ich gehe ja schon…
    v. Keith
    Du bleibst hier; was fällt dir ein! – Trockne deine Tränen! Es kommt jemand aus dem Garten herauf…
    Molly
fällt ihm leidenschaftlich um den Hals und küßt ihn ab
    – Du Lieber! – Du Großer! – Du Guter! –
(Sie macht sich los, lächelnd)
Ich wollte dich nur gerade heute einmal in deiner Gesellschaft sehen. Du weißt ja, ich bin zuweilen so ein wenig…
(Sie dreht die Faust vor der Stirn.)
    v. Keith
will sie zurückhalten
    Du bleibst hier, Mädchen…
    Molly stürzt durch die Vorplatztür hinaus. Scholz kommt hinkend, sich das Knie haltend, durch die Glastür aus dem Garten herein.
    Scholz
sehr vergnügt
    Erschrick bitte nicht! – Lösch das Licht aus, damit man mich von draußen nicht sieht. Es hat niemand aus deiner Gesellschaft etwas davon gemerkt.
(Er schleppt sich zu einem Sessel, in dem er sich niederläßt.)
    v. Keith
    Was ist denn mit dir?
    Scholz
    Lösch nur erst das Licht aus. – Es hat gar nichts auf sich. Der große Mörser ist explodiert! Ein Stück davon hat mich an die Kniescheibe getroffen!
    v. Keith
hat die Lampen ausgedreht; die Szene ist dunkel
    Das kann nur dir passieren!
    Scholz
in beseligtem Ton
    Die Schmerzen beginnen ja schon nachzulassen. – Glaub mir, ich bin ja das glücklichste Geschöpf unter Gottes Sonne! Zu der Radpartie mit der Gräfin Werdenfels werde ich morgen früh mich allerdings nicht einfinden können. Aber was macht das!
(Jubelnd)
Ich habe die bösen Geister niedergekämpft; das Glück liegt vor mir; ich gehöre dem Leben! Von heute an bin ich ein anderer Mensch…
    Eine Rakete steigt im Garten empor und übergießt Scholzens Gesichtszüge mit düsterroter Glut.
    v. Keith
    Weiß der Henker – ich hätte dich eben tatsächlich kaum wiedererkannt!
    Scholz
springt vom Sessel auf und hüpft auf einem Fuße, indem er das andere Knie mit den Händen festhält, jauchzend im Zimmer umher
    Zehn Jahre lang hielt ich mich für einen Geächteten! Für einen Ausgestoßenen! Wenn ich jetzt denke, daß das alles nur Einbildung war! Alles nur Einbildung! Nichts als Einbildung!

Vierter Aufzug
    Im Gartensaal der Gräfin Werdenfels liegen mehrere riesige Lorbeerkränze auf den Lehnsesseln; ein pompöser Blumenstrauß steht in einer Vase auf dem Tisch. Anna Gräfin Werdenfels in schmucker Morgentoilette befindet sich im Gespräch mit Polizeikommissär Raspe und Hermann Casimir. Es ist Vormittag.
    Anna
ein Blatt farbiges Briefpapier in der Hand, zu Hermann
    Ihnen, mein junger Freund, danke ich für die schönen Verse, die Sie gestern abend nach unserem ersten Feenpalastkonzert noch auf mich gedichtet haben. Ich danke Ihnen auch für Ihre herrlichen Blumen.
(Zu Raspe)
Von Ihnen, mein Herr, finde ich es aber höchst sonderbar, daß Sie mir gerade am heutigen Morgen diese bedenklichen Gerüchte über Ihren Freund und Wohltäter hinterbringen.
    Raspe
    Der Marquis von Keith ist weder mein Freund noch mein Wohltäter. Vor zwei Jahren bat ich ihn, in meinem Prozeß als psychiatrischer Experte über mich auszusagen. Er hätte mir anderthalb Jahre Gefängnis ersparen können. Statt dessen brennt der Windhund mit einem fünfzehnjährigen Backfisch nach Amerika durch!
    Simba in geschmackvollem Dienstbotenkleid kommt vom Vorplatz herein und überreicht Anna eine Karte.
    Simba
    Der Herr möchten um die Ehr' bitten.
    Anna
zu Hermann
    Um Gottes willen, Ihr Vater!
    Hermann
erschrocken, auf Raspe blickend
    Wie kann denn mein Vater ahnen, daß ich hier bei Ihnen bin!
    Raspe
    Durch mich hat er nichts erfahren.
    Anna
hebt die Portiere zum Spielzimmer
    Gehen Sie da hinein. Ich werde ihn schon weiterschicken.
    Hermann ins Spielzimmer ab.
    Raspe
    Dann ist es wohl am besten, wenn ich mich gleichfalls empfehle.
    Anna
    Ja, ich bitte Sie darum.
    Raspe
sich verbeugend
    Meine Gnädigste!
(Ab.)
    Anna
zu Simba
    Bitten Sie den Herrn, einzutreten.
    Simba geleitet den Konsul Casimir herein, der einem ihm folgenden Lakaien einen Blumenstrauß abgenommen hat; Simba ab.
    Konsul Casimir
seine Blumen überreichend
    Gestatten Sie mir, meine Gnädigste, Ihnen zu

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