Dramen
willen! Ich werde gelyncht!
Der Konsul Casimir
zu den Leuten
Jetzt schaut's aber, daß weiter kummt, sunst lernt's mi anders kenna! – Laßt's die Frau auf dem Diwan! – Marsch, sag' i! – da hat der Zimmermann 's Loch g'macht! Seinen Sohn, der sich mit der Menge entfernen will, am Arm nach vorn ziehend Halt, Freunderl! Du nimmst auf deine Londoner Reise noch eine schöne Lehre mit!
Die Hofbräuhausleute haben das Zimmer verlassen.
Casimir
zu v. Keith
Ich wollte Sie auffordern, München binnen vierundzwanzig Stunden zu verlassen; jetzt glaube ich aber, es ist wirklich am besten für Sie, wenn Sie mit dem nächsten Zug reisen.
v. Keith
immer noch den Revolver in der Linken haltend
Ich – ich habe dieses Unglück – nicht zu verantworten…
Casimir
Das machen Sie mit sich selbst ab! Aber Sie haben die Fälschung meiner Namensunterschrift zu verantworten, die Sie an Ihrem Gründungsfest in der Brienner Straße in einem Glückwunschtelegramm vorgenommen haben.
v. Keith
Ich kann nicht reisen…
Casimir
gibt ihm ein Papier
Wollen Sie diese Quittung unterzeichnen. Sie bescheinigen darin, eine Summe von zehntausend Mark, die Ihnen die Frau Gräfin Werdenfels schuldete, durch mich zurückerhalten zu haben.
v. Keith geht zum Schreibtisch und unterzeichnet.
Casimir
das Geld aus seiner Brieftasche abzählend
Als Ihr Nachfolger in der Direktion der Feenpalastgesellschaft möchte ich Sie im Interesse einer gedeihlichen Entwicklung unseres Unternehmens darum ersuchen, sich so bald nicht wieder in München blicken zu lassen!
v. Keith am Schreibtisch stehend, gibt Casimir den Schein und nimmt mechanisch das Geld in Empfang.
Casimir
den Schein einsteckend
Vergnügte Reise! –
(Zu Hermann)
Marsch mit dir!
Hermann drückt sich scheu hinaus. Casimir folgt ihm.
v. Keith
in der Linken den Revolver, in der Rechten das Geld, tut einige Schritte nach dem Diwan, bebt aber entsetzt zurück. Darauf betrachtet er unschlüssig abwechselnd den Revolver und das Geld. – Indem er den Revolver grinsend hinter sich auf den Mitteltisch legt
Das Leben ist eine Rutschbahn…
König Nicolo
oder
So ist das Leben
Schauspiel in neun Bildern mit einem Prolog
Personenverzeichnis
Nicolo König von Umbrien
Prinzessin Alma seine Tochter
Pietro Folchi Schlächtermeister,
Filipo Folchi sein Sohn,
Andrea Valori,
Benedetto Nardi,
Pandolfo Damenschneidermeister; Bürger von Perugia
Ein Söldner
Ein Gutsbesitzer
Ein Landstreicher
Michele,
Battista,
Noè; Schneidergesellen
Der Oberrichter
Der Prokurator des Königs
Der Verteidiger
Der Gerichtsaktuar
Ein Kerkermeister
Ein Kunstreiter
Ein Schauspieler
Eine Kupplerin
Erster Theaterbesitzer
Zweiter Theaterbesitzer
Ein Edelknabe
Erster Bedienter
Zweiter Bedienter
Handwerker, Richter, Bürgersleute, fahrendes Volk, Theaterbesucher, Theaterknechte, Söldner und Hellebardiere.
Prolog
Vor dem Zwischenvorhang gesprochen von König Nicolo im Kostüm des neunten Bildes und von Prinzessin Alma im Kostüm des achten Bildes.
König Nicolo
Nur kein Gelächter! Toren seid auch ihr
So blind wie ich. Gleich werd' ich's euch beweisen:
Ihr geht, so glaubt ihr, auf Vergnügungsreisen,
Um fremder Menschen fremdes Land zu schauen,
Am seltnen Anblick schneebedeckter Höhen,
Am nie erträumten Blau weltferner Seen,
Um euren Sinn an all dem zu erbauen,
Was nicht ihr selber seid. Und hofft auch hier
In diesem Haus am Funkelnagelneuen,
Am Unbekanntesten euch zu erfreuen –
Ich schwör's euch zu: Erst dann seid ihr entzündet,
So wie's bei jedem anderen Wunderding
Im Grund besehen auf eurer Reise ging,
Wenn ihr in uns euch selber wiederfindet.
Prinzessin Alma
Wer seid ihr nun, die ihr euch hier vereint?
Kapitalisten, Krieger, Volksvertreter,
Gelehrte, Hochzeitspärchen, Schwiegerväter –
Und wieder weiß ich ganz genau: Ihr scheint
Euch all so grundverschieden an Gestaltung,
Kunstwerken gleich, die sich zur Prachtentfaltung
Ein großer Lebenskünstler auserkor.
Und doch nenn' ich sofort euch zwei Gestalten
Die unbotmäßig in euch allen walten:
Ein kleiner König und ein großer Tor .
König Nicolo
Des Königs Auftritt komm' ich nun zu melden:
Ein König, wie zu dutzend Malen schon
Er hoffnungslos gekämpft um seinen Thron.
Ehrt ihr in ihm den Menschen statt des Helden,
Dann sei für uns der Ruhm heut auserbeten,
Vor einem Haus von Königen aufzutreten.
Prinzessin Alma
Und dann meld' ich zugleich euch einen
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