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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Keith
schreit ihn an
    Was tust du denn dann noch hier?!
    Scholz
finster
    Es ist mir mißlungen wie alles andere.
    v. Keith
    Du hast natürlich aus Versehen jemand anders erschossen!
    Scholz
    Man hat mir damals die Kugeln zwischen den Schultern, dicht neben dem Rückgrat, wieder herausgeschnitten. – Es ist heute wohl das letztemal in deinem Leben, daß sich dir eine rettende Hand bietet. Welch eine Art von Erlebnissen noch vor dir liegt, das weißt du jetzt.
    v. Keith
wirft sich vor ihm auf die Knie und umklammert seine Hände
    Gib mir die vierzigtausend Mark, dann bin ich gerettet!
    Scholz
    Die retten dich nicht vor dem Zuchthaus!
    v. Keith
entsetzt emporfahrend
    Schweig!!
    Scholz
bittend
    Komm mit mir, dann bist du geborgen. Wir sind zusammen aufgewachsen; ich sehe nicht ein, warum wir nicht auch das Ende gemeinsam erwarten sollen. Die bürgerliche Gesellschaft urteilt dich als Verbrecher ab und unterwirft dich allen unmenschlichen mittelalterlichen Martern…
    v. Keith
jammernd
    Wenn du mir nicht helfen willst, dann geh, ich bitte dich darum!
    Scholz
Tränen in den Augen
    Wende deiner einzigen Zuflucht nicht den Rücken! Ich weiß doch, daß du dir dein jammervolles Los ebensowenig selber gewählt hast wie ich mir das meinige.
    v. Keith
    Geh! Geh!
    Scholz
    Komm, komm. – Du hast einen lammfrommen Gesellschafter an mir. Es wäre ein matter Lichtschimmer in meiner Lebensnacht, wenn ich meinen Jugendgespielen seinem grauenvollen Verhängnis entrissen wüßte.
    v. Keith
    Geh! Ich bitte dich!
    Scholz
    – – Vertrau' dich von heute ab meiner Führung an, wie ich mich dir anvertrauen wollte…
    v. Keith
schreit verzweifelt
    Sascha! Sascha!
    Scholz
    – – – Dann vergiß nicht, wo du einen Freund hast, dem du jederzeit willkommen bist.
(Ab.)
    v. Keith
kriecht suchend umher
    – – Molly! Molly! Es ist das erstemal in meinem Leben, daß ich vor einem Weib auf den Knien wimmere! – –
(Plötzlich nach dem Wohnzimmer aufhorchend)
Da…! Da…!
(Nachdem er die Wohnzimmertür geöffnet)
… Ach, das sind Sie?
    Hermann Casimir tritt aus dem Wohnzimmer.
    v. Keith
    Ich kann Sie nicht bitten, länger hierzubleiben. Mir ist – nicht ganz wohl. Ich muß erst – eine Nacht – darüber schlafen, um der Situation wieder Herr zu sein. – Reisen Sie mit… mit…
    Schwere Schritte und viele Stimmen tönen vom Treppenhaus herauf.
    v. Keith
    Hören Sie Der Lärm! Das Getöse! – Das bedeutet nichts Gutes
    Hermann
    Verschließen Sie doch die Tür.
    v. Keith
    Ich kann es nicht! – Ich kann es nicht! – Das ist sie…!
    Eine Anzahl Hofbräuhausgäste schleppen Mollys entseelten Körper herein. Sie trieft von Wasser, die Kleider hängen in Fetzen. Das aufgelöste Haar bedeckt ihr Gesicht.
    Ein Metzgerknecht
    Da hammer den Stritzi! –
(Zurücksprechend)
Hammer's? – Eini!
(Zu v. Keith)
Schau her, was mer g'fischt hamm! Schau her, was mer der bringen! Schau her, wann d'a Schneid hast!
    Ein Packträger
    Aus'm Stadtbach hammer's zogen! Unter die eisernen Gitterstangen vor! An die acht Täg' mag's drin g'legen sein im Wasser!
    Ein Bäckerweib
    Und da derweil treibt sich der Lump, der dreckichte, mit seine ausg'schamte Menscher umanand! Sechs Wuchen lang hat er's Brot net zahlt! Das arme Weib laßt er bei alle Krämersleut' betteln gehn, as was z' essen kriagt! A Stoan hat's derbarmt, as wia die auf d' Letzt ausg'schaut hat!
    v. Keith
retiriert sich, während ihn die Menge mit der Leiche umdrängt, nach seinem Schreibtisch
    Ich bitte Sie, beruhigen Sie sich doch nur!
    Der Metzgerknecht
    Halt dei Fressen, du Hochstapler, du! Sunst kriagst vo mir a Watschen ins G'sicht, as nimma stehn kannst! – Schau da her! – Is sie's oder is sie's net?! – Schau her, sag i!
    v. Keith
hat hinter sich auf dem Schreibtisch Hermanns Revolver erfaßt, den die Gräfin Werdenfels früher dort hatte liegenlassen
    Rühren Sie mich nicht an, wenn Sie nicht wollen, daß ich von der Waffe Gebrauch mache!
    Der Metzgerknecht
    Was sagt der Knickebein?! – Was sagt er?! – Gibst den Revolver her?! Hast net gnua an dera da, du Hund?! – Gibst ihn her, sag' i…
    Der Metzgerknecht ringt mit v. Keith, dem es gelingt, sich dem Ausgang zu nähern, durch den eben der Konsul Casimir eintritt. Hermann Casimir hat sich derweil an die Leiche gedrängt; er und das Bäckerweib tragen die Leiche auf den Diwan.
    v. Keith
sich wie ein Verzweifelter wehrend, ruft
    Polizei! Polizei!
(Bemerkt Casimir und klammert sich an ihn an)
Retten Sie mich, um Gottes

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