Dramen
Angehörigen meiner Familie noch auf unendliche Zeiten eine hohe, freie Machtstellung! Währenddem du nie dahin gelangst, einem Menschen irgend etwas zu nützen!
v. Keith
Wo nimmst du Schmarotzer die Stirne her, mir Nutzlosigkeit vorzuwerfen?!
Scholz
Lassen wir den Wettstreit! – Ich leiste endlich den großen Verzicht, zu dem sich so mancher einmal in diesem Leben verstehen muß.
v. Keith
Was heißt das?
Scholz
Ich habe mich von meinen Illusionen losgerissen.
v. Keith
höhnisch
Schwelgst du wieder mal in der Liebe eines Mädchens aus niedrigstem Stande?
Scholz
Ich habe mich von allem losgerissen. – Ich gehe in eine Privatheilanstalt.
v. Keith
aufschreiend
Du kannst keine nichtswürdigere Schandtat begehen als den Verrat an deiner eigenen Person!
Scholz
Deine Entrüstung ist mir sehr begreiflich. – Ich habe in den letzten drei Tagen den grauenvollsten Kampf durchgekämpft, der einem Erdenwurm beschieden sein kann.
v. Keith
Um dich feige zu verkriechen?! – Um als Sieger auf deine Menschenwürde zu verzichten?!
Scholz
aufbrausend
Ich verzichte nicht auf meine Menschenwürde! Du hast weder Ursache, mich zu beschimpfen, noch meiner zu spotten! – Wenn jemand die Beschränkung, in die ich mich finde, gegen seinen Willen über sich verhängen lassen muß, dann mag er seiner Menschenwürde verlustig gehen. Dafür bleibt er relativ glücklich; er wahrt sich seine Illusionen. – Wer kalten Blickes wie ich mit der Wirklichkeit abrechnet, der kann sich dadurch weder die Achtung noch die Teilnahme seiner Mitmenschen verscherzen.
v. Keith
zuckt die Achseln
Ich würde mir diesen Schritt doch noch ein wenig überlegen.
Scholz
Ich habe ihn reiflich überlegt. Es ist die letzte Pflicht, die mein Geschick mir zu erfüllen übrigläßt.
v. Keith
Wer einmal drin ist, kommt so leicht nicht wieder heraus.
Scholz
Hätte ich noch die geringste Hoffnung, jemals herauszukommen, dann ginge ich nicht hinein. Was ich mir an Entsagung aufbürden, was ich meiner Seele an Selbstüberwindung und Hoffnungsfreudigkeit entringen konnte, habe ich aufgewandt, um mein Los zu ändern. Mir bleibt, Gott sei's geklagt, keinerlei Zweifel mehr darüber, daß ich anders geartet als andre Menschen bin!
v. Keith
im höchsten Stolz
Gott sei Dank habe ich nie daran gezweifelt, daß ich anders geartet als andere Menschen bin!
Scholz
sehr ruhig
Sei es nun Gott geklagt oder Gott gedankt – dich hielt ich bis jetzt für den abgefeimtesten Spitzbuben! – Ich habe auch diese Illusion aufgegeben. Ein Spitzbube hat Glück, so wahr wie dem ehrlichen Menschen auch im unabänderlichen Mißgeschick noch sein gutes Gewissen bleibt. Du hast nicht mehr Glück als ich, und du weißt es nicht. Darin liegt die entsetzliche Gefahr, die über dir schwebt!
v. Keith
Über mir schwebt keine andere Gefahr, als daß ich morgen kein Geld habe!
Scholz
Du wirst zeit deines Lebens morgen kein Geld haben! – Ich wüßte dich vor den heillosen Folgen deiner Verblendung gerne in Sicherheit. Deswegen komme ich noch einmal zu dir. Ich habe die heilige Überzeugung, daß es für dich das beste ist, wenn du mich begleitest.
v. Keith
lauernd
Wohin?
Scholz
In die Anstalt.
v. Keith
Gib mir die dreißigtausend Mark, dann komme ich mit!
Scholz
Wenn du mich begleitest, brauchst du kein Geld mehr. Du findest ein behaglicheres Heim, als du es vielleicht jemals gekannt hast. Wir halten uns Wagen und Pferde, wir spielen Billard…
v. Keith
ihn umklammernd
Gib mir die dreißigtausend Mark!! Willst du, daß ich hier vor dir einen Fußfall tue? Ich kann hier vom Platz weg verhaftet werden!
Scholz
Dann bist du schon so weit?! –
(Ihn zurückstoßend)
Ich gebe solche Summen keinem Wahnsinnigen!
v. Keith
schreit
Du bist der Wahnsinnige!
Scholz
ruhig
Ich bin zu Verstand gekommen.
v. Keith
höhnisch
– Wenn du dich in die Irrenanstalt aufnehmen lassen willst, weil du zu Verstand gekommen bist, dann geh hinein!
Scholz
Du gehörst zu denen, die man mit Gewalt hineinbringen muß!
v. Keith
Dann wirst du in der Irrenanstalt wohl auch deinen Adelstitel wieder aufnehmen?
Scholz
Hast du nicht in zwei Weltteilen jeden erdenklichen Bankrott gemacht, der im bürgerlichen Leben überhaupt möglich ist?!
v. Keith
giftig
Wenn du es für deine moralische Pflicht hältst, die Welt von deiner überflüssigen Existenz zu befreien, dann findest du radikalere Mittel als Spazierenfahren und Billardspielen!
Scholz
Das habe ich längst versucht.
v.
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