Dramen
zusammengekracht ist, reumütig lächelnd zurückkommt und sagt: »Ich will es nicht wieder tun.« – Ihr Zweck ist erreicht; ich kann mein Bündel schnüren.
Anna
Und was wird dann aus mir?
v. Keith
Du hast bei unserem Unternehmen bis jetzt am meisten gewonnen und wirst, so hoffe ich, noch mehr bei unserem Unternehmen gewinnen. Verlieren kannst du nichts, weil du mit keinem Einsatz dabei beteiligt bist.
Anna
Wenn das sicher ist?!
v. Keith
Ach so… ?!
Anna
Ja, ja!
v. Keith
Was hast du ihm denn geantwortet?
Anna
Ich schrieb ihm, ich könne ihm noch keine Antwort geben.
v. Keith
Das hast du ihm geschrieben?!
Anna
Ich wollte erst mit dir darüber sprechen.
v. Keith
packt sie am Handgelenk und schleudert sie von sich
Wenn es nicht anders bei dir steht, als daß du mit mir darüber sprechen mußt, dann – heirate ihn!!
Anna
Wer von Gefühlen so verächtlich denkt wie du, müßte doch über rein praktische Fragen ruhig mit sich reden lassen!
v. Keith
Laß meine Gefühle hier aus dem Spiel! Mich empört, daß du nicht mehr Rassestolz in dir hast, um deine Erstgeburt für ein Linsengericht zu verkaufen!
Anna
Was nicht du bist, das ist dir Linsengericht!
v. Keith
Ich kenne meine Schwächen; aber das sind
(Haustiere!)
Dem einen fehlt es im Hirn und dem andern im Rückenmark! Willst du Wechselbälge zur Welt bringen, die vor dem achten Tage nicht sehen können?! – Ich gebe dir mit Freuden, wenn es mit mir vorbei sein soll, was ich von meiner Seelenglut in dich hineingelebt, auf deine Karriere mit. Aber wenn du dich vor deinem Künstlerlos hinter einen Geldsack verschanzest, dann bist du heute schon nicht mehr wert als das Gras, das dereinst aus dem Grabe wächst!
Anna
Hättest du wenigstens den geringsten Anhaltspunkt darüber, was aus Molly geworden ist!
v. Keith
Beschimpf mich nicht noch! –
(Ruft)
Sascha!
Anna
Wenn du denn durchaus darauf bestehst, daß wir uns trennen sollen…
v. Keith
Gewiß, ich bestehe darauf.
Anna
Dann gib mir meine Briefe zurück!
v. Keith
höhnisch
Willst du deine Memoiren schreiben?
Anna
Nein, aber sie könnten in falsche Hände geraten.
v. Keith
aufspringend
Sascha!!
Anna
Was willst du von Sascha? – Ich habe Sascha einen Auftrag gegeben.
v. Keith
Wie kommst du dazu?!
Anna
Weil er zu mir kam. Ich habe das doch schon öfter getan. Im schlimmsten Fall weiß der Junge, wo er etwas zu verdienen findet.
v. Keith
sinkt in den Sessel am Schreibtisch
Mein Sascha!
(Wischt sich eine Träne aus dem Auge)
Daß du auch ihn nicht vergessen hast! – – Wenn du jetzt das Zimmer verläßt, Anna, dann breche ich zusammen wie ein Ochse im Schlachthaus. – Gib mir noch eine Galgenfrist!
Anna
Ich habe keine Zeit zu verlieren.
v. Keith
Nur so lange, bis ich mich deiner entwöhnt habe, Anna! – Ich bedarf meiner geistigen Klarheit jetzt mehr denn je…
Anna
Gibst du mir dann meine Briefe zurück?
v. Keith
Du bist grauenhaft! – Aber das ist ja das helle Mitleid von dir! Ich soll dich wenigstens verfluchen dürfen, wenn du nicht mehr meine Geliebte bist.
Anna
Du lernst deiner Lebtag keine Frau richtig beurteilen!
v. Keith
sich stolz emporreckend
Ich widerrufe meinen Glauben nicht auf der Folter! Du gehst mit dem Glück; das ist menschlich. Was du mir warst, bleibst du darum doch.
Anna
Dann gib mir meine Briefe zurück.
v. Keith
Nein, mein Kind! Deine Briefe behalte ich für mich. Sonst zweifle ich dereinst auf meinem Sterbebett, ob du nicht vielleicht nur ein Hirngespinst von mir gewesen bist.
(Ihr die Hand küssend)
Viel Glück!
Anna
Auch ohne dich!
(Ab.)
v. Keith
allein, sich unter Herzkrämpfen windend
– Ah! – Ah! Das ist der Tod! –
(Er stürzt zum Schreibtisch, entnimmt einem Schubfach eine Handvoll Briefe und eilt zur Tür)
Anna! Anna!
In der offenen Tür tritt ihm Ernst Scholz entgegen. Scholz geht unbehindert, ohne daß man ihm noch eine Spur von seiner Verletzung anmerkt.
v. Keith
zurückprallend
… Ich wollte eben zu dir ins Hotel fahren.
Scholz
Das hat keinen Zweck mehr. Ich reise ab.
v. Keith
Dann gib mir aber noch die zwanzigtausend Mark, die du mir gestern versprochen hast!
Scholz
Ich gebe dir kein Geld mehr.
v. Keith
Die Karyatiden zerschmettern mich! Man will mir meinen Direktionsposten nehmen!
Scholz
Das bestärkt mich in meinem Entschluß.
v. Keith
Es handelt sich nur darum, eine momentane Krisis zu überwinden!
Scholz
Mein Vermögen ist mehr wert als du! Mein Vermögen sichert den
Weitere Kostenlose Bücher