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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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zusammengekracht ist, reumütig lächelnd zurückkommt und sagt: »Ich will es nicht wieder tun.« – Ihr Zweck ist erreicht; ich kann mein Bündel schnüren.
    Anna
    Und was wird dann aus mir?
    v. Keith
    Du hast bei unserem Unternehmen bis jetzt am meisten gewonnen und wirst, so hoffe ich, noch mehr bei unserem Unternehmen gewinnen. Verlieren kannst du nichts, weil du mit keinem Einsatz dabei beteiligt bist.
    Anna
    Wenn das sicher ist?!
    v. Keith
    Ach so… ?!
    Anna
    Ja, ja!
    v. Keith
    Was hast du ihm denn geantwortet?
    Anna
    Ich schrieb ihm, ich könne ihm noch keine Antwort geben.
    v. Keith
    Das hast du ihm geschrieben?!
    Anna
    Ich wollte erst mit dir darüber sprechen.
    v. Keith
packt sie am Handgelenk und schleudert sie von sich
    Wenn es nicht anders bei dir steht, als daß du mit mir darüber sprechen mußt, dann – heirate ihn!!
    Anna
    Wer von Gefühlen so verächtlich denkt wie du, müßte doch über rein praktische Fragen ruhig mit sich reden lassen!
    v. Keith
    Laß meine Gefühle hier aus dem Spiel! Mich empört, daß du nicht mehr Rassestolz in dir hast, um deine Erstgeburt für ein Linsengericht zu verkaufen!
    Anna
    Was nicht du bist, das ist dir Linsengericht!
    v. Keith
    Ich kenne meine Schwächen; aber das sind
(Haustiere!)
Dem einen fehlt es im Hirn und dem andern im Rückenmark! Willst du Wechselbälge zur Welt bringen, die vor dem achten Tage nicht sehen können?! – Ich gebe dir mit Freuden, wenn es mit mir vorbei sein soll, was ich von meiner Seelenglut in dich hineingelebt, auf deine Karriere mit. Aber wenn du dich vor deinem Künstlerlos hinter einen Geldsack verschanzest, dann bist du heute schon nicht mehr wert als das Gras, das dereinst aus dem Grabe wächst!
    Anna
    Hättest du wenigstens den geringsten Anhaltspunkt darüber, was aus Molly geworden ist!
    v. Keith
    Beschimpf mich nicht noch! –
(Ruft)
Sascha!
    Anna
    Wenn du denn durchaus darauf bestehst, daß wir uns trennen sollen…
    v. Keith
    Gewiß, ich bestehe darauf.
    Anna
    Dann gib mir meine Briefe zurück!
    v. Keith
höhnisch
    Willst du deine Memoiren schreiben?
    Anna
    Nein, aber sie könnten in falsche Hände geraten.
    v. Keith
aufspringend
    Sascha!!
    Anna
    Was willst du von Sascha? – Ich habe Sascha einen Auftrag gegeben.
    v. Keith
    Wie kommst du dazu?!
    Anna
    Weil er zu mir kam. Ich habe das doch schon öfter getan. Im schlimmsten Fall weiß der Junge, wo er etwas zu verdienen findet.
    v. Keith
sinkt in den Sessel am Schreibtisch
    Mein Sascha!
(Wischt sich eine Träne aus dem Auge)
Daß du auch ihn nicht vergessen hast! – – Wenn du jetzt das Zimmer verläßt, Anna, dann breche ich zusammen wie ein Ochse im Schlachthaus. – Gib mir noch eine Galgenfrist!
    Anna
    Ich habe keine Zeit zu verlieren.
    v. Keith
    Nur so lange, bis ich mich deiner entwöhnt habe, Anna! – Ich bedarf meiner geistigen Klarheit jetzt mehr denn je…
    Anna
    Gibst du mir dann meine Briefe zurück?
    v. Keith
    Du bist grauenhaft! – Aber das ist ja das helle Mitleid von dir! Ich soll dich wenigstens verfluchen dürfen, wenn du nicht mehr meine Geliebte bist.
    Anna
    Du lernst deiner Lebtag keine Frau richtig beurteilen!
    v. Keith
sich stolz emporreckend
    Ich widerrufe meinen Glauben nicht auf der Folter! Du gehst mit dem Glück; das ist menschlich. Was du mir warst, bleibst du darum doch.
    Anna
    Dann gib mir meine Briefe zurück.
    v. Keith
    Nein, mein Kind! Deine Briefe behalte ich für mich. Sonst zweifle ich dereinst auf meinem Sterbebett, ob du nicht vielleicht nur ein Hirngespinst von mir gewesen bist.
(Ihr die Hand küssend)
Viel Glück!
    Anna
    Auch ohne dich!
(Ab.)
    v. Keith
allein, sich unter Herzkrämpfen windend
    – Ah! – Ah! Das ist der Tod! –
(Er stürzt zum Schreibtisch, entnimmt einem Schubfach eine Handvoll Briefe und eilt zur Tür)
Anna! Anna!
    In der offenen Tür tritt ihm Ernst Scholz entgegen. Scholz geht unbehindert, ohne daß man ihm noch eine Spur von seiner Verletzung anmerkt.
    v. Keith
zurückprallend
    … Ich wollte eben zu dir ins Hotel fahren.
    Scholz
    Das hat keinen Zweck mehr. Ich reise ab.
    v. Keith
    Dann gib mir aber noch die zwanzigtausend Mark, die du mir gestern versprochen hast!
    Scholz
    Ich gebe dir kein Geld mehr.
    v. Keith
    Die Karyatiden zerschmettern mich! Man will mir meinen Direktionsposten nehmen!
    Scholz
    Das bestärkt mich in meinem Entschluß.
    v. Keith
    Es handelt sich nur darum, eine momentane Krisis zu überwinden!
    Scholz
    Mein Vermögen ist mehr wert als du! Mein Vermögen sichert den

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