Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
Vom Netzwerk:
betreten.
    Sei Herrscher! Wage menschlich zu erröten!
    Um nicht mit Tod und Teufel im Verein
    Das Wunderwerk der Schöpfung zu entweih'n,
    Ziemt's auch dem Helden, ziemt es dem Propheten,
    Aus tiefster Niedrigkeit zu Gott zu beten,
    Beseligend selige Kreatur zu sein! –
    Ruft dich der Herr einst heim zu seinen Frommen,
    Mag auch kein Königsruhm von dir bestehn,
    Dir bangt nicht, aus Ägyptenland zu kommen
    Und hast die Pyramiden nicht gesehn?!
    Der König
    Und schwelg' ich nun mit dir in üppiger Ruh,
    Wer schützt mein Volk? Wer hört auf seine Klagen?
    Alma
    Dies Amt bitt' ich dann mir zu übertragen!
    Seit frühster Kindheit trieb es mich dazu,
    Das störrige, ungebrochne Pferd zu reiten,
    Zu rascherm Lauf die Wildheit auszubeuten.
    So knirscht dein Volk und kennt kein höheres Streben,
    Als Ehr' und Gut zur Lust dir hinzugeben!
    Der König
    Scher dich aus meinem Haus, du freche Dirne,
    Sonst lass' ich deine schamentblößte Stirne
    Brandmarken!
    Alma
zum Publikum
    Wieder bin ich abgeblitzt!
    Es wird ihm wohl mein Wuchs nicht recht behagen!
    Die oberste Stufe der Treppe betretend
    Könnt Ihr, verehrte Hörer, mir nicht sagen,
    Wo dieses seltnen Herrschers Schwäche sitzt? –
    Es möcht' ob seinen grimmigen Gebärden
    Die Posse sonst noch zur Tragödie werden!
    König Pietro
zu Alma
    Du mußt dich ihm als Minister oder als Kanzler entgegenstellen und ihm vorwerfen, daß gerade seine Weisheit es ist, die das Land ins Elend bringt. Hört er dann auf deine Worte, dann ist er wirklich ein Narr; hört er aber nicht darauf, dann nenne ihn dreist einen Tyrannen!
    Alma
sich verneigend
    Ich thu, wie Ihr befohlen. – Unterthänig
    Dank ich für klugen Rat, mein gnädiger König!
    Sie tritt auf die Bühne zurück; zum König
    Mit Schrecken seh ich Eurer Majestät
    Hochweise Herrschaft in Gefahr! Die Menge
    Quillt in den Schloßhof aus der Straßen Enge!
    Mir, Eurem treuen Kanzler, ist es klar:
    Nicht anders läßt sich mehr der Aufruhr dämpfen,
    Als wenn der Herrscher kurzweg sich entschließt,
    Statt daß er auf die drohende Horde schießt,
    Mit ihr die Nachbarfürsten zu bekämpfen!
    Das Volk will Thaten, seines Glückes müde!
    Zur Qual ward ihm der lange goldne Friede.
    Blut will es trinken, tierisch, wie es ist!
    So gönnt dem Rausch ihm, unter Todesstöhnen
    Verröchelnd Euch zum Sieger noch zu krönen!
    Der Himmel setzt Euch diese letzte Frist.
    Zum Schwerte greift! Sonst noch in dieser Stunde
    Erliegt Ihr selber Eurer Todeswunde!
    König Pietro
    Vorzüglich gesprochen! –
(Zum Erbprinzen gewendet)
Erinnerst du dich, mein Sohn, zu welch abenteuerlichen Unternehmungen mich Bernardo Ruccellai verleiten wollte, als ich den Bürgern verwehrte, den Karneval um eine Woche zu verlängern? Der hübsche Junge redet, als hätte er dabei gestanden!
    Nach diesen Worten läßt die Zuhörerschaft ein kurzes, aber energisches Beifallsklatschen ertönen
    Prinz Filipo
    Die Schauspieler sind außergewöhnlich gut. Laßt sie uns weiter hören, mein gnädiger Vater!
    König Pietro
    Ich bin aufs höchste gespannt, welche Entgegnung mein wackerer Berufsgenosse da oben erteilt!
    Der König
    Mein Leben? – Nehmt's!! – Des Volkes Toben schreckt
    Mich nicht! Eh' sie durch meine Schuld verderben,
    Mag lieber ich durch ihren Wahnwitz sterben!
    Dann werden sie in künft'ger Zeit, befleckt
    Mit meinem Blut, sich selbst ein rächend Grauen,
    Anbetend des Verstandes Sonne schauen,
    Und tausendfach hat sich mein Tod gelohnt! –
    Dir aber, für des Kriegsplans tück'sche Fassung,
    Erteile ich als Kanzler die Entlassung.
    Sei froh, daß dich des Henkers Beil verschont!
    König Pietro
    Königliche Worte, die ich gesprochen haben möchte! Wenn es nur so leicht wäre, immer gleich einen besseren Kanzler zu finden!
(Zu Alma)
Es thut mir leid, mein junger Diplomat, daß dir meine Ratschläge so schlecht bekommen sind!
    Wiederum kurzes Beifallklatschen im Publikum
    Alma
zum Publikum gewendet
    Zum dritten Male hat mein Witz versagt! –
    Doch eh' ich Euch, ihr Lieben, nunmehr zeige,
    Wie ich den Helden spielend niederbeuge,
    Daß unter meiner Pritsche Wucht er klagt
    Und winselnd mir zu Füßen kommt gekrochen,
    Bejammernswert, vom Seelenschmerz gebrochen,
    Und bittet, daß ich ihn zu mir erhebe,
    Den Staub in Thränen badend auf den Knien –
    Eh' ich dies Kunststück Euch zum besten gebe,
    Ersuch' ich Euch, die Börse vorzuziehn
    Und dem Hanswurst mit freundlich offnen Händen
    Ein kleines Benefizium zu spenden!
    Sie nimmt zwei weiße Teller

Weitere Kostenlose Bücher