Dramen
zur Hand und steigt die Stufen hinab.
Die Pause währt, verehrtes Publikum,
Nicht lang! Ein kleines Benefizium!
Sie drängt sich mit Umgehung der hohen Gäste in die Reihen der Zuschauer und sammelt ein. Indessen wandelt der König im Selbstgespräch auf der Bühne auf und nieder.
Der König
Kampf folgt auf Kampf! Wenn meine Kraft versiegt,
Dann rast der Tod gleich einem Steppenbrande
Unüberwindlich durch die weiten Lande!
zum Publikum
Ein Obolus, ihr werten Herrn, genügt!
Alma
zu einem Zuschauer, der sie um die Hüfte faßt und sie küssen will
O pfui, mein Herr, Ihr werdet ungebührlich!
Auch bin ich doch kein Mädchen! Bleibt mir fern!
Der Zuschauer
Noch sah ich keines Knaben Hand so zierlich!
Der König
zum Publikum
Ein Obolus genügt schon, meine Herrn!
für sich
O wär's vorbei! – Entfremdet dem Genuß,
Erharr' ich still, was mir des Schicksals Falten
An niegeahntem Schmerz noch vorenthalten!
zum Publikum
Ihr lieben Herrn, nur einen Obolus!
König Pietro winkt Alma zu sich heran und legt ihr einen Kassenschein auf den Teller.
Der König
sich zum Dank gegen das Publikum verneigend
Was übertrifft des Künstlers Brust an Wonnen!
Das Unglück ist ihm reichster Freudenbronnen;
Aus wilden Klagen schöpft er selige Lust.
Wie aber lahmen selber ihm die Schwingen
Im Ungemach! – Und bei des Goldes Klingen
Ist er sich tiefsten Menschentums bewußt.
Alma betritt wieder die Bühne und leert den Teller in des Königs Hand, der die Summe flüchtig abschätzt, sie in seinen Purpurmantel versenkt und darauf, zu seiner Tochter gewendet, fortfährt:
Der König
Schon wieder trittst du trügerische Gestalt
Vor meinen Blick! – Wer bist du? – Laß mich's wissen!
Alma
Ich bin du selbst!
Der König
Ich selbst? – Der bin doch ich!!
Alma
Wer recht hat von uns Beiden, zeigt sich bald!
Durch eines Raubtiers Zähne liegt zerrissen
Vor dir ein Menschenleib. Die Schuld trifft dich!
Der König
Ich bracht' ihn um! – Wie ward dir solche Kunde?
Alma
Siehst du die Scheiterhaufen in der Runde?!
Der König
Auch das ist dir bekannt??
Alma
Beseeltes Fleisch
In Teer und Werg gehüllt!
Der König
Sein Wehgekreisch
War mir Musik! – Ich Wütrich büßt' es schwer!
Alma
Und wühlst noch heut auf blutigem Altare,
Für Krieg dich oder Frieden zu entscheiden,
Der Unschuld in lebend'gen Eingeweiden!
Der König
Wo nimmst du solche Schauerkunde her?
In Reue schwelgend rauft' ich mir die Haare!
Des Herrschers Macht verführte mich!
Alma
Zum Scherz
Hältst nun umklammert du ein pochend Herz,
Des Aug's Erlöschen gierig in dich ziehend!
Der König
Noch that ich's nicht!
Alma
Du thust's!
Der König
Jedoch erspare
Mir Schlimm'res!
Alma
Kinderleiber, hold und blühend,
Der zarten Glieder Zucken zu betrachten,
Wirst deiner Wollust du zum Opfer schlachten!
Der König
Nein! Nimmermehr!
Alma
Du fühlst schon, du giebst nach;
Denn ich bin stark in dir und du bist schwach!
Greif zu!
Der König
sinkt in die Knie
Erbarmen!
Alma
Hast denn jemals du
Im Streit mit mir den Sieg davongetragen?!
Der König
weinend
Sieh meine Stirn die stein'ge Erde schlagen:
Vor Höllenqual!
Alma
Dann greif doch herzhaft zu!!
Die Qual Unschuldiger stillt dein eigenes Leiden!
Der König
mit bebender Stimme
Wohl bist du Tier der Stärkre von uns Beiden;
Doch gönn' mir eine kurze Frist, bevor
Ich neue Gräu'l auf längst vergess'ne türme!
Im Staub wind' ich mich hier gleich dem Gewürme.
Mein bess'res Selbst, das ich an dich verlor,
Beschwört dich, meine Ohnmacht nicht zu nützen!
Wohl langt, nach neuen Opfern ausgereckt,
Mein Arm – die Zunge, die schon Blut geleckt,
Fleht brünstig, sie vor meinem Grimm zu schützen!
König Pietro
erhebt sich erregt von seinem Platz
Ihr treibt eure Scherze etwas weit dort oben! Was denkt die thörichte Menge, wenn sie des Herrschers Majestät so tief in den Staub gebeugt sieht!
Alma
zum Publikum
Die Thorheit schauert Angst durch Mark und Bein,
Vor des Geschickes grellem Widerschein!
zum König
So will ich dich erlösen! – Doch erst schwöre,
Daß stets dein Herz dem Guten nur gehöre!
Der König
Ich schwör's!
(In Thränen aufblickend)
Das forderst du? – Ich fass' es kaum!
Wer bist du denn?
Alma
Dein Dämon! Bin dein Traum!
Erwach' aus meinem Bann, zu höhrem Streben,
Geläutert, dich vom Lager zu erheben!
Der König
erhebt sich und rennt scheu und angstvoll auf und nieder
Und werd' ich älter denn
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