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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Weisheit.
    Epaminondas Alexandrion der Zweite.«
    (Das Stammbuch zurückgebend)
Melde deiner hohen Herrin, der Gemahlin des Prokurators Seiner Majestät des Königs, den Ausdruck meiner Ehrerbietung.
    Der Edelknabe ab
    Der König
sich fertig machend
    Hier noch eine Falte, so! – Du, mein Kleinod, scheinst in unserm Beruf vor der Hand wirklich dein Glück gefunden zu haben!
    Alma
    Ja, mein Vater! Tausendmal ja! Mein Herz ist voll Lebensfreude, seit ich mich täglich vor dichtbesetzten Bänken mit meinen Kunststücken sehen lassen darf!
    Der König
    Mit Staunen beobachte ich, wie wenig unsere Umgebung über dich vermag, obschon du Alle glauben läßt, sie seien dir ebenbürtig. Du bist das Lamm unter den Wölfen, die sich, weil keiner dich dem andern gönnt, geschworen haben, dich gegen jeden zu verteidigen. Aber Wölfe bleiben Wölfe! Und will das Lamm nicht schließlich doch zerrissen werden, muß es sich früher oder später entschließen, selber zur Wölfin zu werden. – Aber höre nicht auf mich! Ich verstehe nicht, welcher Kobold mich gerade heute zwingt, das Unheil mit aller Gewalt über unsere Häupter heraufzubeschwören!
    Alma
    Haltet mich, geliebter Vater, eines so schreienden Undankes nicht für fähig, daß ich bei aller Freude, die mein Bajazzohandwerk mir bereitet, nicht oft mit Wonne an die fürstliche Pracht zurückdenke, in der ich meine Kinderjahre verleben durfte!
    Der König
sich erhebend, mit erzwungener Ruhe
    Jedenfalls bin ich auf das Allerschlimmste gefaßt!
    Während dieser Worte werden von Theaterknechten im Zuschauerraum zwei goldene Sessel vor der ersten Sitzreihe aufgestellt. Zugleich stürzt der Theaterbesitzer in höchster Aufregung in den Verschlag
    Der Theaterbesitzer
    Alexandrion! Bruder! Laß dich in die Arme schließen!
(Ihn umarmend und küssend)
Du Perle der dramatischen Kunst! Soll ich dich sprachlos machen vor Hochgefühl?! – Seine Majestät der König kommt in die Vorstellung! Seine Majestät der König von Umbrien mit Seiner königlichen Hoheit dem Erbprinzen Filipo! Hast du Worte?! Zwei goldene Sessel habe ich vor die erste Sitzreihe stellen lassen! In dem Augenblick, wo sich die hohen Herrschaften darauf niederlassen, muß der Hanswurst mit tiefster Verbeugung die Bühne betreten! Also haltet euch bereit, Kinder! – Und du, Alexandrion, Apfel meines Auges, fördere heute einmal alles zu Tage, was die Abgründe deiner Seele an seltenen Kostbarkeiten bergen! Wie ich
(Gestus)
diesen Handschuh umstülpe, so kehre dein Innerstes zu äußerst! Laß unsere königlichen Zuschauer Dinge hören, wie sie seit den Zeiten des Plautus und des Terenz in keinem Theater mehr vernommen wurden!
    Der König
sein Wams anziehend
    Ich frage mich nur, ob ich vor den hohen Besuchern nicht vielleicht besser etwas anderes als meine Königsposse zur Aufführung bringe; vielleicht den alten Schneiderlehrbub oder Schweinehirts Morgentraum. Der alte Schneiderlehrbub böte unseren Gästen reichlichen Anlaß zum Lachen, und mehr erwarten sie sich nicht, während die Königsposse ihre Gefühle verletzen könnte.
    Der Theaterbesitzer
    Ha ha, du fürchtest wieder wegen Majestätsbeleidigung eingelocht zu werden! Unsinn! Mach deine Königsposse! Gestalte sie kräftiger, als du sie je gespielt hast! Wenn uns die Majestäten beehren, dann wollen sie die Königsposse sehen! Was kann man uns anhaben! Ultra posse nemo tenetur! – Nun, was prophezeite ich dir, als ich dich auf der Elendenkirchweih aus dem Unrat des Landes auffischte?! Heute produzieren wir uns vor gekrönten Häuptern! Per aspera ad astra! –
(Ab.)
    (Die Zuschauerbänke haben sich indessen mit einem eleganten Publikum gefüllt; hinter dem abgrenzenden Seil drängt sich die Menge Kopf an Kopf. – Der König hängt sich während der folgenden Worte einen schwarzen Königsbart um, setzt sich eine Perrücke auf, drückt sich die goldene Krone aufs Haupt und schlägt einen schweren Purpurmantel um die Schultern)
    Der König
    Auf diesem Platze sollte mein Haupt unter dem Beil des Henkers fallen, wenn ich jemals wagte, nach Perugia zurückzukehren, ohne der Krone mit heiligem Schwur entsagt zu haben! – Wie vielem habe ich statt dessen entsagt, um den heimatlichen Boden nun schon zum zweitenmal wieder zu betreten! Der Wollust befriedigter Rache! Der Mannespflicht, meinem Stamm sein Erbe zu erhalten! Dann allen Gütern der Erde, die mir das Glück in die Wiege geworfen hatte; und nun auch der nacktesten Menschenwürde, die den Sklaven sogar

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