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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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die Strafen für genoßne Lust.
    Lisiska
    Im Gegenteil! Die Lust, das Ungeheuer,
    Tobt ewig ungezähmt in dieser Brust!
    Meinen Sie, ich Teufelsbraten
    Wäre je in dies Haus geraten,
    Wenn von des Herzens gräßlichem Klopfen
    Freude mich könnte befrein?
    Freude zerstiebt, ein Tropfen
    Auf heißem Stein!
    Und die Wollust, ungestillt,
    Ein hungerndes Jammerbild
    Stürzt sich, daß sie den Tod finde,
    In alle Abgründe! – –
    Sind Sie nicht grausam, verehrter Herr?
    Ich müßt' es beklagen.
    Was kümmert Sie hier mein Geplärr,
    Wenn Sie mich schlagen!
    Herr König
    Ist wirklich dir der dunkle Trieb zu eigen,
    Aus tiefster Tiefe noch hinabzusteigen,
    Dann könnt' ich weinen, daß ich aus dem Flor
    Verliebter Mädchen, grade dich erkor.
    Aus deinen Augen traf in meine Sinne
    Ein Strahl unschuldiger Glückseligkeit . . .
    Lisiska
    Wollen Sie, daß uns die Zeit
    Ungenossen verrinne?!
    Unten sitzt über unsern Statuten
    Mutter Adele, die Uhr in der Hand;
    Zählt und berechnet unverwandt
    Meines Glückes Minuten.
    Herr König
    Du bist der höchsten Lust nachgrade satt
    Und hoffst auf Müdigkeit aus Schmerz und Tränen,
    Bis tiefe Ruh' dich überwältigt hat,
    Die Tag und Nacht umsonst dein heißes Sehnen!
    Lisiska
    Schlaf ich, dann bitt' ich, mit einem kecken
    Kräftigen Rippenstoß mich zu wecken.
    Herr König
    Der Ton war falsch! Das Glas hat einen Sprung,
    Wie sollte das ein Mensch begreifen!
    Auf Glück, ja auf dein Leben magst du pfeifen!
    Doch auf den Schlaf? – Nein, das war Lästerung!
    Lisiska
    Ich bin nicht Ihr Eigentum,
    Sie sind nicht mein Hüter,
    Sparen sie nicht ängstlich drum
    Meine Lebensgüter!
    Suchen Sie durch Menschlichkeit
    Nicht mein Herz zu trösten!
    Wer mich mitleidlos zerbläut,
    Den acht ich am größten.
    Sie fragen,
    Ob ich noch
    Erröten kann?
    So schlagen
    Sie mich doch,
    Dann ist's getan!
    Herr König
    Mir rieseln Schauer über Brust und Rücken.
    Laß mich hinaus! Ich hoffte, halb im Rausch
    Der Liebe süße Frucht vom Baum zu pflücken.
    Du bietest Dornen mir dafür zum Tausch.
    Wie war's nur möglich, daß du junges Wild
    Vom Blumenpfad dich im Gestrüpp verfangen?!
    Lisiska
    Lassen Sie mein Verlangen
    Nicht ungestillt!
    Wenden Sie sich nicht herzlos ab!
    Vor mir hab ich mein Grab
    Und hoffe nur noch, aus dieser Welt
    Möglichst viel mit hinabzunehmen.
    Glauben Sie, solche Begierden kämen,
    Weil dies Haus uns gefangen hält?
    Nein! Nur der Sinne folternde Gier
    Bannt uns hier!
    Aber auch diese Berechnung war
    Ohne Vernunft gemacht.
    Nacht für Nacht
    Seh ich es blendend sonnenklar,
    Daß selbst in diesem Hause kein Frieden
    Den Sinnen beschieden.
    Elfriede
in ihrem Versteck, für sich, mit dem Ausdruck des Erstaunens
    Allmächtiger Himmel! Das ist genau das entgegengesetzte Gegenteil von dem, was ich mir volle zehn Jahre lang darüber gedacht habe!
    Casti Piani
in seinem Versteck, für sich, mit dem Ausdruck des Entsetzens
    Teufel! Teufel! Teufel! Das ist genau das entgegengesetzte Gegenteil von dem, was ich mir fünfzig Jahre lang über den Sinnengenuß gedacht habe!
    Lisiska
    Gehen Sie nicht von mir! Hören Sie mich an!
    Ich war ein schuldloses Kind und begann
    Mein Leben so ernst, voll Eifer und Pflicht!
    Sorglos zu lächeln gelang mir nicht.
    Von meinen Lehrern, selbst von den Geschwistern,
    Hört' ich oft ehrfurchtsvoll über mich flüstern
    Und meine Eltern meinten beide:
    Du wirst noch einmal unsers Alters Freude!
    Plötzlich beim Hahnenschrei
    War das vorbei!
    Und die einmal erweckte Lust
    Wuchs über alle Schranken,
    Über all meine Gedanken,
    Über all mein treues Gefühl in der Brust,
    Daß ich nur staunte, wie mir geschah,
    Was mich so herrisch betörte,
    Daß ich den Blitz mir zur Seite nicht sah
    Und kein Donnern vom Himmel mehr hörte.
    Da glaubt' ich, da hofft' ich, es sei uns das Leben
    Zu nimmer versiegender Freude gegeben!
    Herr König
    Fandst du die stolze Hoffnung nicht erfüllt? –
    Zwar red' ich wie ein Blinder dir von Farben . . .
    Lisiska
    Nein, es war nur der höllische Trieb,
    Aus dem an Freude nichts übrig blieb.
    Herr König
    So viele Mädchen schon durch Liebe starben,
    Blieb allen denn die Sehnsucht ungestillt?
    Wie käm es dann, daß Weiber sich in Mengen
    Von Tausenden auf deinen Pfaden drängen?
    Lisiska
    Wollen Sie sich der Striemen
    An meinem Körper nicht rühmen?
    Wozu ward er so weich,
    Wozu ward er so zart geschaffen!
    Sprachlose Blicke begaffen
    Die Spuren dann Streich um Streich. –
    Um die Begierden neu zu entflammen,
    Erzähl' ich

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