Dramen
prahlend, von wem sie stammen.
Herr König
Schweig, sag' ich dir! Nur noch ein Wort davon,
Dann bin ich schon zum längsten hier gewesen! –
In deinen blassen Zügen steht zu lesen,
Wie sturmgeschwind die Jugend dir entflohn.
Und als du deine Unschuld nun verloren,
Ließ er im Elend dich, der sie dir nahm?
Lisiska
Nein. – Aber ein andrer kam,
Fand Lust und Gram;
Denn ich hab' all den jungen Toren
Immer ewige Treue geschworen.
Immer hofft ich, meine Qual
Müßte doch bei dem andern entschwinden.
Es war nur Bitternis jedes Mal,
War keine Ruhe für mich zu finden,
Denn es war stets nur der höllische Trieb,
Aus dem an Freude nichts übrig blieb.
Herr König
So kamst du schließlich denn in dieses Haus
Und führst ein Dasein hier in Saus und Braus!
Musik erschallt, der Sekt trieft von den Tischen,
Gelächter dröhnt, so oft der Morgen graut.
Der lange Arbeitstag kennt nur den Laut
Von heißen Zungen, die in Liebe zischen. –
Welch ein gemeiner Bettler ich doch bin
Vor dir, du stolze Freudenkönigin!
Ich kam mit dem, was mein ist, um von dir
Der Freude schlichten Austausch zu erkaufen.
Ich könnte mir vor Zorn die Haare raufen!
Du lebst nur scheußlicher Genußsucht hier!
Der Wüstling ist dein Freund, der keine Grenzen
Der Menschlichkeit für seine Kurzweil kennt.
Beeil' dich, ihm die Glieder zu bekränzen!
Mich trägt und labt ein reinres Element.
Erfrischung sucht ich und hab' kein Verlangen,
Im tiefsten Erdenschmutz mich zu verfangen.
Lisiska
flehentlich
O bleiben Sie! – Wenn Sie mich jetzt verlassen,
Ist wieder Nacht um mich! Gehn Sie nicht fort!
Von Ihren Lippen trifft schon jedes Wort
Wie Peitschenhieb und stachelt mein Begehren,
Sie möchten mich mit solcher Inbrunst hassen,
Daß statt der Lippen es die Fäuste wären,
Von denen Hieb auf Hieb den Körper schmerzt.
Hab' ich Sie einmal geherzt,
Dann gehn Sie, woher Sie kamen,
Schreiben sich meinen Namen
Lächelnd in Ihr Notizbuch . . .
Und mir – mir bleibt der gräßliche Fluch,
Daß es nur wieder der höllische Trieb,
Aus dem an Freude nichts übrig blieb!
Herr König
sehr ernst
Jetzt trau ich meinen Sinnen nicht! Mir scheint,
Du bist in mich verliebt? – O welch ein Grauen! –
Wie manche Schmerzensnacht hab' ich, von Frauen
Grausam zurückgewiesen, laut durchweint!
Nun stammelt Liebe mir in diesem Leben
Zum erstenmal die Dirne? – Pflegst du hier
Nicht wahllos dich dem Fremdling hinzugeben?
Und was dich trösten soll, willst du von mir?
Mir deckst du eifrig deine Seele bloß,
Daß mich ihr düstrer Reiz umsponnen hält! –
Wär' ich so nah zur Seite dir gestellt,
Dann packt Entsetzen mich vor meinem Los!
Lisiska
Trauen Sie bei Gott meiner Liebe nicht!
Liebe zu heucheln ist hier meine Pflicht.
Denken Sie nur einmal, was das heißt,
Wenn jemand plötzlich die Tür aufreißt:
Jetzt gilt es, die Liebe zusammenzuraffen;
Es ist ein Mann da, Gott hat ihn geschaffen. –
Wünschen Sie, daß ich dies heillose Spiel
Mit Ihnen spiele?
Daß ich bei Ihrem höchsten Gefühl
Nur Ekel fühle?!
Aber wenn Sie mit Ihrer tüchtigen
Bauernfaust meine Glieder züchtigen,
Das kann uns, wenn Sie Lust daran finden,
Bis mich der Tod Ihnen raubt, verbinden.
Herr König
Der Unschuld weißes Kleid trägst du. Dir hat
Selbst dieses Haus die Seele nicht geschändet.
Von deiner Reinheit ist mein Aug' geblendet,
An deinem Bild sieht sich mein Herz nicht satt.
Im Selbstmord schwelgend ohne Unterlaß,
Kämpfst du mit nie erforschten Seelenschmerzen,
Den Tod im Antlitz und den heißen Haß
Auf alles eitle Erdenglück im Herzen!
Er kniet vor ihr.
Laß deinen Freund mich, deinen Bruder sein.
Ob deinen Körper du mir gibst, das liegt
Tief unter uns. So hast du mich erhoben!
Darf ich den schlanken Knien hier geloben:
Nur wie die Seele sich zur Seele fügt,
Bist du mein eigen! So nur bin ich dein!
Aus Höllenqualen stiegst du himmelan
Und ahnst nicht mehr, wo die Begierden fluten.
In deinen Himmelshöhn mußt du verbluten.
Durch mich sei das den Menschen kundgetan.
In keuscher Dichtung soll durch mich die Welt
Verkaufter Liebe Leid ermessen lernen.
Ich schwör' es bei des Himmels ew'gen Sternen,
Dem klarsten Licht, das unsere Nacht erhellt!
Gib mir ein Pfand, gesteh mir offen ein:
Bist du aus Liebe jemals froh geworden?
Lisiska
ihn emporhebend
Wenn Sie jetzt gleich mich ermorden,
Könnt' meine Rede nicht anders sein.
Immer nur war es der höllische Trieb,
Aus dem an Freude nichts
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