Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
Vom Netzwerk:
prahlend, von wem sie stammen.
    Herr König
    Schweig, sag' ich dir! Nur noch ein Wort davon,
    Dann bin ich schon zum längsten hier gewesen! –
    In deinen blassen Zügen steht zu lesen,
    Wie sturmgeschwind die Jugend dir entflohn.
    Und als du deine Unschuld nun verloren,
    Ließ er im Elend dich, der sie dir nahm?
    Lisiska
    Nein. – Aber ein andrer kam,
    Fand Lust und Gram;
    Denn ich hab' all den jungen Toren
    Immer ewige Treue geschworen.
    Immer hofft ich, meine Qual
    Müßte doch bei dem andern entschwinden.
    Es war nur Bitternis jedes Mal,
    War keine Ruhe für mich zu finden,
    Denn es war stets nur der höllische Trieb,
    Aus dem an Freude nichts übrig blieb.
    Herr König
    So kamst du schließlich denn in dieses Haus
    Und führst ein Dasein hier in Saus und Braus!
    Musik erschallt, der Sekt trieft von den Tischen,
    Gelächter dröhnt, so oft der Morgen graut.
    Der lange Arbeitstag kennt nur den Laut
    Von heißen Zungen, die in Liebe zischen. –
    Welch ein gemeiner Bettler ich doch bin
    Vor dir, du stolze Freudenkönigin!
    Ich kam mit dem, was mein ist, um von dir
    Der Freude schlichten Austausch zu erkaufen.
    Ich könnte mir vor Zorn die Haare raufen!
    Du lebst nur scheußlicher Genußsucht hier!
    Der Wüstling ist dein Freund, der keine Grenzen
    Der Menschlichkeit für seine Kurzweil kennt.
    Beeil' dich, ihm die Glieder zu bekränzen!
    Mich trägt und labt ein reinres Element.
    Erfrischung sucht ich und hab' kein Verlangen,
    Im tiefsten Erdenschmutz mich zu verfangen.
    Lisiska
flehentlich
    O bleiben Sie! – Wenn Sie mich jetzt verlassen,
    Ist wieder Nacht um mich! Gehn Sie nicht fort!
    Von Ihren Lippen trifft schon jedes Wort
    Wie Peitschenhieb und stachelt mein Begehren,
    Sie möchten mich mit solcher Inbrunst hassen,
    Daß statt der Lippen es die Fäuste wären,
    Von denen Hieb auf Hieb den Körper schmerzt.
    Hab' ich Sie einmal geherzt,
    Dann gehn Sie, woher Sie kamen,
    Schreiben sich meinen Namen
    Lächelnd in Ihr Notizbuch . . .
    Und mir – mir bleibt der gräßliche Fluch,
    Daß es nur wieder der höllische Trieb,
    Aus dem an Freude nichts übrig blieb!
    Herr König
sehr ernst
    Jetzt trau ich meinen Sinnen nicht! Mir scheint,
    Du bist in mich verliebt? – O welch ein Grauen! –
    Wie manche Schmerzensnacht hab' ich, von Frauen
    Grausam zurückgewiesen, laut durchweint!
    Nun stammelt Liebe mir in diesem Leben
    Zum erstenmal die Dirne? – Pflegst du hier
    Nicht wahllos dich dem Fremdling hinzugeben?
    Und was dich trösten soll, willst du von mir?
    Mir deckst du eifrig deine Seele bloß,
    Daß mich ihr düstrer Reiz umsponnen hält! –
    Wär' ich so nah zur Seite dir gestellt,
    Dann packt Entsetzen mich vor meinem Los!
    Lisiska
    Trauen Sie bei Gott meiner Liebe nicht!
    Liebe zu heucheln ist hier meine Pflicht.
    Denken Sie nur einmal, was das heißt,
    Wenn jemand plötzlich die Tür aufreißt:
    Jetzt gilt es, die Liebe zusammenzuraffen;
    Es ist ein Mann da, Gott hat ihn geschaffen. –
    Wünschen Sie, daß ich dies heillose Spiel
    Mit Ihnen spiele?
    Daß ich bei Ihrem höchsten Gefühl
    Nur Ekel fühle?!
    Aber wenn Sie mit Ihrer tüchtigen
    Bauernfaust meine Glieder züchtigen,
    Das kann uns, wenn Sie Lust daran finden,
    Bis mich der Tod Ihnen raubt, verbinden.
    Herr König
    Der Unschuld weißes Kleid trägst du. Dir hat
    Selbst dieses Haus die Seele nicht geschändet.
    Von deiner Reinheit ist mein Aug' geblendet,
    An deinem Bild sieht sich mein Herz nicht satt.
    Im Selbstmord schwelgend ohne Unterlaß,
    Kämpfst du mit nie erforschten Seelenschmerzen,
    Den Tod im Antlitz und den heißen Haß
    Auf alles eitle Erdenglück im Herzen!
    Er kniet vor ihr.
    Laß deinen Freund mich, deinen Bruder sein.
    Ob deinen Körper du mir gibst, das liegt
    Tief unter uns. So hast du mich erhoben!
    Darf ich den schlanken Knien hier geloben:
    Nur wie die Seele sich zur Seele fügt,
    Bist du mein eigen! So nur bin ich dein!
    Aus Höllenqualen stiegst du himmelan
    Und ahnst nicht mehr, wo die Begierden fluten.
    In deinen Himmelshöhn mußt du verbluten.
    Durch mich sei das den Menschen kundgetan.
    In keuscher Dichtung soll durch mich die Welt
    Verkaufter Liebe Leid ermessen lernen.
    Ich schwör' es bei des Himmels ew'gen Sternen,
    Dem klarsten Licht, das unsere Nacht erhellt!
    Gib mir ein Pfand, gesteh mir offen ein:
    Bist du aus Liebe jemals froh geworden?
    Lisiska
ihn emporhebend
    Wenn Sie jetzt gleich mich ermorden,
    Könnt' meine Rede nicht anders sein.
    Immer nur war es der höllische Trieb,
    Aus dem an Freude nichts

Weitere Kostenlose Bücher