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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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geschaffen?
    VEIT KUNZ.
    Genau so. Auf zwei Jahre. Nicht eine Sekunde länger.
    FRANZISKA.
    Und Ihre Geliebte brauche ich nicht zu sein?
    VEIT KUNZ.
    Wozu die Frage? Wir sind beschränkte Menschen. Vorderhand begnüge ich mich vollkommen mit Ihrem Tribut.
    FRANZISKA.
    Tribut? Tribut? Das scheint mir eine Falle zu sein. Was bedeutet Tribut?
    VEIT KUNZ.
    Ihren Tribut, mein Kind, entrichten mir sämtliche Künstler, denen ich zu Weltruhm, zu Unsterblichkeit verhelfe. Auch ein Sternenlenker hat schließlich Einkünfte nötig. Davon merken Sie nichts. Meine Prozente erhalte ich von den Direktoren, die das Heiligste meiner Kreaturen dem Raubtier Publikum zum Fraße vorwerfen.
    FRANZISKA.
    Ob sich dabei mein Trübsinn in Lustigkeit verwandelt?
    VEIT KUNZ.
    Familienelend! Nichts weiter! Wir platzen vor Lachen. Sagen Sie mir jetzt, was es außer Ihnen in diesem entsetzlichen Nest sonst noch an Sehenswürdigkeiten gibt.
    FRANZISKA.
    Machen wir vielleicht zusammen einen Mondscheinspaziergang um die verfallene Ringmauer des Städtchens?
Zweites Bild
    Berlin. Meinstube Clara. Drei Tische stehen im Vordergrund. Hinter ihnen promenieren Herren und Damen, in Frack, Smoking und großer Toilette aus einer der anstoßenden Räumlichkeiten in die andere. Am mittleren Tisch sitzt Gespensterschreck zwischen zwei Herren. Am rechten Tisch sitzt Rohrdommel zwischen Kiesgräber und Kullmann. Am linken Tisch sitzen Dr. Malkolm und Schlammgrundel. Aus den zurückliegenden Räumen erklingt leise Operettenmusik.
    GESPENSTERSCHRECK
erzählend.
    Morgen kommt er auf seiner Rundfahrt zu mir,
    Der verrückte Lump. Er hat drei Wochen
    Bei meiner Schwester schon vorgesprochen.
    Vier Wochen bleibt er auch jedenfalls hier.
    Dann will er mit seinem unflätigen Betragen
    Meine andere Schwester in Schrecken jagen.
    Uns drei erzog er, ich sage euch,
    Tagtäglich schlug er uns windelweich.
    Aber meine Mutter – ich kannte sie nie.
    Er heulte, so oft er ihrer gedachte –
    Mir scheint, daß ihr Schicksal, sie starb sehr früh,
    Ihn auf all seine gräßlichen Einfälle brachte.
    Schwester Zenobia wird das niemals begreifen.
    Zwei Kinder hat sie, wie junge Birken.
    Wenn die im Zirkus abends mitwirken,
    Springt Zenobia nur noch durch brennende Reifen.
    Aber meine Schwester, die Tänzerin, wer hält es für möglich,
    Zwanzig Millionen, und lebt so kläglich!
    Sie erzählt leise weiter.
    ROHRDOMMEL
zu Kiesgräber und Kullmann, die sich über Kunst unterhalten.
    Die gleiche Begeisterung empfand ich genau
    Vor dem Heiland von Klinger. …
    KIESGRÄBER.
    Halt's Maul, alte Sau!
    Er unterhält sich mit Kullmann weiter über Kunst.
    DR. MALKOLM
sich erhebend.
    Herr Oberkellner, ich möchte zahlen.
    Während er zahlt, zu Schlammgrundel.
    Du findest in mir einen ehernen Recken,
    Dessen Küsse wie schlesisches Himmelreich schmecken.
    Ich fiel nur deshalb durch bei den Wahlen,
    Weil der Schriftsteller, was er politisch auch schreibt,
    In Deutschland ein Schuft unter Schurken bleibt.
    Er verläßt mit Schlammgrundel das Lokal.
    GESPENSTERSCHRECK
erzählend.
    Und trotzdem, glaubt mir, ich kann ihn gut leiden.
    Wenn er mit uns hier zusammensäße,
    Welch' eine Lust hätte er an euch beiden,
    Was erzählte euch der für teuflische Späße!
    Im russischen Krieg hat er trotz seiner Wunden
    Ein neues Schnellfeuergeschütz erfunden.
    Die Regierung hat es ihm abgekauft,
    Man hat's auch auf seinen Namen getauft.
    Mit dem Geld muß er nun vor allen Dingen
    Das Rittergut wieder in Blüte bringen.
    Das war so verlottert! Zu unserer Zeit
    Hat's uns oft durchs Dach in die Betten geschneit.
    Sie erzählt leise weiter.
    Veit Kunz in hellem Sommeranzug, Franziska als Jüngling in Stiefeln und Reithose und Mausi treten ein und nehmen am linken Tische Platz.
    VEIT KUNZ.
    Schriftsteller und Dirnen! Prolet und Baron!
    Hier wird der Verzweifeltste munter.
    Uns alle verschwägert ein kindlicher Ton.
    Mild lächelt die fleischliche Prostitution
    Auf die des Geistes hinunter!
    SPREIZFÜSSCHEN
begrüßt Veit Kunz und setzt sich zu ihm.
    Ist das ein Vergnügen! Auch wieder im Land,
    Stiernackiger Gänsekneifer!
    Zu Franziska.
    Der tut schon, als hätt' er mich nie gekannt.
    Zu Veit Kunz.
    Dein Heiratsversprechen hab' ich als Pfand.
    Zu Franziska.
    Zwei Winter lang fraß er mir aus der Hand.
    Er war so verhungert, so abgebrannt,
    Doch als Bräutigam von einem Eifer –
    Schlotjunker, Wollonkel, Staatssekretär,
    Sie pflegten in tiefstem Respekt den Verkehr
    Sich zu Veit Kunz wendend.
    Mit dem

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