Dramen
Franziska.
Schulbube, sprich, aus welcherlei Verdienst
Du dir dies Weib zu kaufen dich erkühnst!
FRANZISKA.
Ich hab' mein Geld von meinem hohen Gönner,
Freiherrn von Hohenkemnath!
VEIT KUNZ
zu Franziska.
Seid ihr Männer,
Dann bist du ihm eins in die Zähne schuldig!
FRANZISKA.
Mich stimmt nur Mausis Liebe so geduldig.
Geh, Mausi, lassen wir den Tropf allein.
LAURUS BEIN
zu Mausi.
Rühr' ihn nicht an! Es wird dein Ende sein!
VEIT KUNZ
zu Mausi.
Läßt du von diesem Strolch dir was befehlen?
MAUSI
will sich mit Franziska entfernen.
Komm, Schatz, wir wollen ihn nicht ärger quälen.
LAURUS BEIN.
Dann nimm den Abschiedskuß von Laurus Bein!
Er zieht einen Revolver aus der Gesäßtasche und schießt Mausi nieder. Franziska fängt sie auf und kniet neben ihr. Die Gäste umdrängen die Sterbende.
ROHRDOMMEL
ist auf einen Stuhl gestiegen.
Mit all unseren Kunden hat's keine so schlau
Wie Mausi getrieben!
KULLMANN.
Halt's Maul, alte Sau!
Er unterhält sich mit Kiesgräber weiter über Kunst.
Zweiter Akt
Drittes Bild
Erste Szene
SOPHIE.
Nun, lieber Franz, was hast du für heute nachmittag vor?
FRANZISKA.
Um vier Uhr erwarte ich einen Versicherungsagenten. Ich bin etwas heiser und wenn ich das Gastspiel in London nicht absolviere, verfalle ich in eine Konventionalstrafe von zwanzigtausend Mark. Ich schrieb deshalb an einen Versicherungsagenten. Ich will mich in eine Haftpflichtversicherung einkaufen.
SOPHIE.
Vor unserer Verheiratung kanntest du solche Sorgen nicht.
FRANZISKA.
Dafür ging es mir ja manchmal auch schlecht genug. Im äußersten Notfalle konnte ich immer auf den alten Hohenkemnath rechnen. Aber für solche Summen, wie sie jetzt auf dem Spiel stehen, käme seine rührende Opferfreudigkeit natürlich kaum mehr in Frage.
SOPHIE.
Als Mädchen ließ ich es mir nicht träumen, wieviel Geld der einfachste Haushalt verschlingt!
FRANZISKA.
Eigentlich tut dein Vater ganz recht daran, daß er von deiner Verheiratung mit einem Kehlkopfakrobaten nichts wissen will. In dem Augenblick, wo ich heiser werde, ist die ganze Herrlichkeit futsch.
SOPHIE.
Und du hattest bei unserer Verheiratung doch sicherlich auch ein wenig darauf gerechnet, eine Millionärstochter zur Frau zu bekommen.
FRANZISKA.
Aber Sophie, ich liebe deinen Vater! Außerdem ist er der Eisen- und Kohlenkönig von Magdeburg-Buckau. Einmal kommt uns der Ertrag seiner Arbeit ja doch zugut.
SOPHIE.
Ich hätte nie geglaubt, daß man sich auch gegen Konventionalstrafen versichern kann.
FRANZISKA.
Versichern kann man sich gegen jedes Unheil.
SOPHIE
schüchtern.
Auch gegen Untreue?
FRANZISKA.
Liebe Sophie! Zwischen Untreue und Untreue ist ein großer Unterschied. Wir Männer tragen unsere Natur nicht zu Markte, wir sind Käufer. Das Bezahlen allein macht uns schon Vergnügen. Für uns ist die Natur ein Genuß, für euch ist sie das Geschäft. Bei uns ist Untreue Luxus, bei euch ist sie Betrug. Der Markt, auf dem wir Männer unsere Person versteigern, ist der Weltmarkt. Je höhere Preise die Welt für uns bezahlt, desto mehr können wir verschwenden, um uns einen möglichst reichen Naturgenuß dafür zu kaufen.
SOPHIE.
Lieber Franz! Wenn ich mir einen Hausfreund halte und du findest uns in Zärtlichkeiten beisammen, dann schießt du den Menschen über den Haufen. Ich sehe nicht ein, warum ich mit deiner Geliebten nicht das gleiche tun soll. Die Pistole habe ich bereit.
FRANZISKA.
Liebe Sophie! Hättest du mir gesagt, du wolltest dir einen Hausfreund nehmen, dann wären wir nicht verheiratet. Ich wollte dich nur zur Geliebten haben.
SOPHIE.
Ich hegte überhaupt keine besonderen Wünsche.
FRANZISKA.
Nur mich wolltest du?!
SOPHIE.
Jedes junge Mädchen will sich verheiraten.
FRANZISKA.
Ich dachte aber im Traum nicht ans Heiraten. Du hast mich aufs höchste überrascht. Mich beschäftigen wichtigere Dinge. Ich frage mich, ob auf meinen Kopf nicht vielleicht eine Krone gehört.
SOPHIE.
Für solchen Mumpitz hat ein Mädchen keine Zeit. Wir sind mit dreiundzwanzig verblüht.
FRANZISKA.
Ein Schulfreund von mir hatte sich in deiner Art verliebt. Er wollte sich eine Kugel vor den Kopf schießen, wenn ihn irgendein Mädchen nicht nahm. Jetzt sind sie glücklich verheiratet. Ich glaube aber nicht, daß je noch etwas Welterschütterndes aus ihm wird.
SOPHIE.
Als wir uns heirateten, rechnete ich allerdings damit, Kinder zu bekommen.
FRANZISKA.
Damit willst du wohl andeuten, daß ich dir nicht genüge?
SOPHIE.
Aber
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