Dramen
Bein.
So besoffen warst du schon seit Wochen nicht mehr!
HAGELMEIER
kommt zwischen Mittel- und linkem Tisch nach vorn und ruft.
Platz, Platz, Herrschaften! Karaminka, hierher!
Der prächtigste Tanzplatz im ganzen Lokal!
KARAMINKA
ihm folgend.
Ich kann nach der Katzenmusik nicht tanzen.
Dies Sterbegewimmer ist mir eine Qual!
VEIT KUNZ.
Unter feurigsten Tänzen hast du die Wahl!
Dir sing' ich die brünstigste meiner Romanzen!
Sich erhebend.
Jetzt wird es erst zünftig! Wo habt ihr die Klampfen?
Nach der wirst du springen und schleifen und stampfen.
Zu Hagelmeier, der ihm die Laute reicht.
Ich danke, Herr Bruder!
Stimmend.
Das tollste der Lieder!
FRANZISKA.
Jetzt bist du gänzlich mein Maestro wieder!
VEIT KUNZ
singt zur Laute, während Karaminka dazu tanzt.
In der Jugend frühster Pracht tritt
sie einher, Donnerwetter!
Nur von Eitelkeit erfüllt, das
Herz noch leer, Donnerwetter!
Ganz mit frühlingsfrischen Reizen
angetan, Donnerwetter!
Und erblickt in allen Männern
nur den Mann, Donnerwetter!
Donnerwetter, zeigt der Gang,
Donnerwetter, Überschwang!
Donnerwetter, diese Glieder!
Donnerwetter, welch ein Fang!
Donnerwetter, erst im Traum,
Donnerwetter, gibt sie kaum
Ihrer Neigung hin und wieder
Etwas Raum, Donnerwetter!
Donnerwetter, aber plötzlich
Drängt die Leidenschaft zum Ziel.
Donnerwetter, hoch ergötzlich
Donnerwetter, wird das Spiel.
Donnerwetter, sinkt zurück,
Donnerwetter, voller Glück,
Sie zum ersten Male nieder,
Welch ein Blick , Donnerwetter!
Juchhei! Halloh!
Wie fühlt die Maid sich froh!
Halloh! Juchhei!
In ihres Lebens Mai!
Wenn auch der Mai mit Sturm begann,
Lustig geht's fortan,
Heute mit den Fürstenkindern,
Morgen mit den Bürstenbindern!
Wild saust sie durchs Leben dann,
Donnerwetter, unter Jubel und Geschrei,
Juchhei!
Wie klug sie's ersann,
Wie kühn sie's gewann,
Voll Grauen erzählt's so mancher Mann –
Donnerwetter!
HAGLMEIER
Karaminka in die Arme schließend.
Jetzt bist du eingeheizt. Dich jetzt zu küssen,
Wie wenige sind's, die das zu schätzen wissen!
Er verläßt mit ihr das Lokal.
LAURUS BEIN
zu Franziska und Veit Kunz.
Einst beugt' ich ehrfurchtsvoll mein Haupt
Vor einem Schriftsteller. Ich hatte geglaubt,
Unter deutschen Schriftstellern sei das erlaubt.
Gleich bückt sich ein anderer Schriftsteller zur Erde
Greift nach den goldenen Äpfeln der Pferde
Und schleudert sie mir, dem von mir Geehrten
Und einem dritten, friedlich abgekehrten
Schriftsteller mit wuchtiger Hand ins Gesicht.
Drauf schrieb ich das deutsche Schriftstellergedicht.
Er stimmt die Schriftstellerhymne an, die gleich nach den ersten Worten von sämtlichen Gästen mitgesungen wird.
Der Schriftsteller geht dem Broterwerb nach
Mit ausgefransten Hosen.
Er schläft sieben Treppen hoch unterm Dach
Mit ausgefransten Hosen.
Schöner, grüner,
Schöner, grüner Lorbeerkranz, der dich neckt
Und die Stirn bedeckt, wenn der Lump verreckt,
Mit ausgefransten Hosen.
Ist irgendwer gegen sein Schicksal erbost
Mit ausgefransten Hosen,
Der Schriftsteller bringt auch dem Ärmsten noch Trost
Mit ausgefransten Hosen.
Schöner, grüner, usw. usw.
Der König spricht nach, was ein Schriftsteller schrieb
Mit ausgefransten Hosen.
Dem Volk ist er fast wie sein König so lieb
Mit ausgefransten Hosen.
Schöner, grüner usw. usw.
Der Schriftsteller ragt zu den Sternen empor
Mit ausgefransten Hosen.
Er raunt seiner Zeit ihre Wonnen ins Ohr
Mit ausgefransten Hosen.
Schöner, grüner, usw. usw.
Der Schriftsteller schafft am Webstuhl der Zeit
Mit ausgefransten Hosen.
So wirkt er der Menschheit lebendiges Kleid
Mit ausgefransten Hosen.
Schöner, grüner usw. usw.
Und trägt er die Schriftstellerei zu Grab
Mit ausgefransten Hosen,
Gleich lösen ihn hundert Schriftsteller ab
Mit ausgefransten Hosen.
Schöner, grüner usw. usw.
FRANZISKA
zu Mausi.
Du wirkst bezaubernd auf Millionen Männer,
Weil du in schlichter Herzlichkeit dich gibst.
Drum rühmt sich jeder, der kein Weiberkenner,
Daß du von allen ihn am treusten liebst.
MAUSI
zu Franziska.
Du hast für deine Jahre
Schon soviel beglückt,
Wenn ich das nicht erfahre,
Dann werd ich verrückt.
LAURUS BEIN
zu Mausi.
Sprichst du heut noch ein Wort mit diesem Fant,
Geschieht etwas!
VEIT KUNZ.
Jetzt ist der Streit entbrannt!
Gestatten Sie, daß ich ihn mitgenieße
Und rasch noch etwas Öl ins Feuer gieße.
Er füllt die Gläser.
LAURUS BEIN
zu
Weitere Kostenlose Bücher