Dramen
heißt.
Schigolch
Sie hat nie einen gehabt.
Lulu
kommt von der Galerie herunter und setzt sich wieder zu Hugenberg auf die Armlehne
Was habe ich nie gehabt?
Alle drei
Einen Vater.
Lulu
Ja gewiß, ich bin ein Wunderkind.
(Zu Hugenberg)
Wie sind Sie denn mit Ihrem Vater zufrieden?
Rodrigo
Er raucht wenigstens eine anständige Zigarre, der Herr Polizeidirektor.
Schigolch
Hast oben zugeschlossen?
Lulu
Da ist der Schlüssel.
Schigolch
Hättest ihn lieber stecken lassen.
Lulu
Warum denn?
Schigolch
Damit man von außen nicht aufschließen kann.
Rodrigo
Ist er denn nicht auf der Börse?
Lulu
O doch, aber er leidet an Verfolgungswahn.
Rodrigo
Ich nehme ihn auf die Füße und jupp – daß er oben an der Decke klebenbleibt.
Lulu
Sie jagt er mit einem Viertelseitenblick durch ein Mausloch.
Rodrigo
Was jagt er? Wen jagt er?
(Seinen Arm entblößend)
Sehen Sie sich bitte den Bizeps an.
Lulu
Zeigen Sie.
(Geht nach rechts.)
Rodrigo
sich auf den Arm schlagend
Granit. – Schmiedeeisen.
Lulu
befühlt abwechselnd Rodrigos Oberarm und ihren eigenen
Wenn Sie nur nicht so lange Ohren hätten…
Ferdinand
durch die Mitte eintretend
Herr Doktor Schön.
Rodrigo
aufspringend
Der Lumpenkerl
(Will hinter den Kaminschirm, fährt zurück)
Gott behüte einen!
(Versteckt sich rechts vorn hinter den Gardinen.)
Schigolch
Gib mir den Schlüssel her!
(Nimmt Lulu den Schlüssel ab und schleppt sich die Treppe zur Galerie hinauf.)
Hugenberg ist vom Sessel unter den Tisch geglitten.
Lulu
Ich lasse bitten.
Ferdinand ab.
Hugenberg
lauscht vorn unter dem Saum der Tischdecke vor, für sich
Er bleibt hoffentlich nicht – dann sind wir allein…
Lulu berührt ihn mit der Fußspitze.
Hugenberg verschwindet.
Siebenter Auftritt
Die Vorigen. Alwa.
Ferdinand läßt Alwa eintreten. Ab.
Alwa
in Soireetoilette
Die Matinee wird, wie ich mir denke, bei brennenden Lampen stattfinden. Ich habe…
(Schigolch bemerkend, der sich mühsam die Treppe hinaufschleppt)
Was ist denn das?
Lulu
Ein alter Freund deines Vaters.
Alwa
Mir völlig unbekannt.
Lulu
Sie haben den Feldzug zusammen mitgemacht. Es geht ihm entsetzlich…
Alwa
Ist denn mein Vater hier?
Lulu
Er hat ein Glas mit ihm getrunken. Er mußte auf die Börse. – Wir dejeunieren aber doch vorher?
Alwa
Wann geht es denn an?
Lulu
Nach zwei.
(Da Alwa Schigolch mit dem Blick folgt)
Wie findest du mich…?
Schigolch über die Galerie ab.
Alwa
Sollte ich dir das nicht lieber verschweigen?
Lulu
Ich meine ja nur die Toilette.
Alwa
Deine Schneiderin kennt dich offenbar besser als ich mir erlauben darf dich zu kennen.
Lulu
Als ich mich im Spiegel sah, hätte ich ein Mann sein wollen…
(sich unterbrechend)
mein Mann! –
Alwa
Du scheinst deinen Mann um das Glück zu beneiden, das du ihm bietest.
Lulu links, Alwa rechts vom Mitteltisch. Er betrachtet sie mit scheuem Wohlgefallen.
Ferdinand durch die Mitte mit Service, deckt den Tisch und legt zwei Kuverts auf; Flasche Pommery, Hors-d'Oeuvres.
Alwa
Haben Sie Zahnschmerzen?
Lulu
zu Alwa hinüber
Nicht.
Ferdinand
Herr Doktor…?
Alwa
Er scheint mir heute so weinerlich.
Ferdinand
durch die Zähne
Man ist auch nur ein Mensch. –
(Ab.)
Beide setzen sich zu Tisch.
Lulu
– Was ich immer am höchsten an dir schätzte, ist deine Charakterfestigkeit. Du bist deiner so vollkommen sicher! Wenn du auch fürchten mußtest, dich deshalb mit deinem Vater zu überwerfen, du bist trotzdem immer wie ein Bruder für mich eingetreten.
Alwa
Lassen wir das. Es ist nun einmal mein Los…
(will vorn die Tischdecke heben.)
Lulu
rasch
Das war ich.
Alwa
Nicht möglich! – Es ist nun einmal mein Los, bei den leichtsinnigsten Gedanken immer das Allerbeste zu erzielen.
Lulu
Du redest dir etwas ein, wenn du dich vor dir selber schlecht machst.
Alwa
Warum schmeichelst du mir so? – Es ist wahr, es lebt vielleicht kein so schlechter Mensch wie ich – der so viel Gutes zuwege gebracht hätte.
Lulu
Auf jeden Fall bist du der einzige Mann auf dieser Welt, der mich beschützt hat, ohne mich vor mir selbst zu erniedrigen!
Alwa
Hältst du das für so leicht…?
Achter Auftritt
Schön. Die Vorigen.
Schön
erscheint auf der Galerie zwischen den beiden mittleren Säulen, indem er vorsichtig den Vorhang teilt. über die Bühne wegsprechend
Mein eigener Sohn!
Alwa
… Mit deinen Gottesgaben macht man seine Umgebung zu Verbrechern, ohne sich's träumen zu lassen. – Ich bin auch nur Fleisch und
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