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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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heißt.
    Schigolch
    Sie hat nie einen gehabt.
    Lulu
kommt von der Galerie herunter und setzt sich wieder zu Hugenberg auf die Armlehne
    Was habe ich nie gehabt?
    Alle drei
    Einen Vater.
    Lulu
    Ja gewiß, ich bin ein Wunderkind.
(Zu Hugenberg)
Wie sind Sie denn mit Ihrem Vater zufrieden?
    Rodrigo
    Er raucht wenigstens eine anständige Zigarre, der Herr Polizeidirektor.
    Schigolch
    Hast oben zugeschlossen?
    Lulu
    Da ist der Schlüssel.
    Schigolch
    Hättest ihn lieber stecken lassen.
    Lulu
    Warum denn?
    Schigolch
    Damit man von außen nicht aufschließen kann.
    Rodrigo
    Ist er denn nicht auf der Börse?
    Lulu
    O doch, aber er leidet an Verfolgungswahn.
    Rodrigo
    Ich nehme ihn auf die Füße und jupp – daß er oben an der Decke klebenbleibt.
    Lulu
    Sie jagt er mit einem Viertelseitenblick durch ein Mausloch.
    Rodrigo
    Was jagt er? Wen jagt er?
(Seinen Arm entblößend)
Sehen Sie sich bitte den Bizeps an.
    Lulu
    Zeigen Sie.
(Geht nach rechts.)
    Rodrigo
sich auf den Arm schlagend
    Granit. – Schmiedeeisen.
    Lulu
befühlt abwechselnd Rodrigos Oberarm und ihren eigenen
    Wenn Sie nur nicht so lange Ohren hätten…
    Ferdinand
durch die Mitte eintretend
    Herr Doktor Schön.
    Rodrigo
aufspringend
    Der Lumpenkerl
(Will hinter den Kaminschirm, fährt zurück)
Gott behüte einen!
(Versteckt sich rechts vorn hinter den Gardinen.)
    Schigolch
    Gib mir den Schlüssel her!
(Nimmt Lulu den Schlüssel ab und schleppt sich die Treppe zur Galerie hinauf.)
    Hugenberg ist vom Sessel unter den Tisch geglitten.
    Lulu
    Ich lasse bitten.
    Ferdinand ab.
    Hugenberg
lauscht vorn unter dem Saum der Tischdecke vor, für sich
    Er bleibt hoffentlich nicht – dann sind wir allein…
    Lulu berührt ihn mit der Fußspitze.
    Hugenberg verschwindet.
Siebenter Auftritt
    Die Vorigen. Alwa.
    Ferdinand läßt Alwa eintreten. Ab.
    Alwa
in Soireetoilette
    Die Matinee wird, wie ich mir denke, bei brennenden Lampen stattfinden. Ich habe…
(Schigolch bemerkend, der sich mühsam die Treppe hinaufschleppt)
Was ist denn das?
    Lulu
    Ein alter Freund deines Vaters.
    Alwa
    Mir völlig unbekannt.
    Lulu
    Sie haben den Feldzug zusammen mitgemacht. Es geht ihm entsetzlich…
    Alwa
    Ist denn mein Vater hier?
    Lulu
    Er hat ein Glas mit ihm getrunken. Er mußte auf die Börse. – Wir dejeunieren aber doch vorher?
    Alwa
    Wann geht es denn an?
    Lulu
    Nach zwei.
(Da Alwa Schigolch mit dem Blick folgt)
Wie findest du mich…?
    Schigolch über die Galerie ab.
    Alwa
    Sollte ich dir das nicht lieber verschweigen?
    Lulu
    Ich meine ja nur die Toilette.
    Alwa
    Deine Schneiderin kennt dich offenbar besser als ich mir erlauben darf dich zu kennen.
    Lulu
    Als ich mich im Spiegel sah, hätte ich ein Mann sein wollen…
(sich unterbrechend)
mein Mann! –
    Alwa
    Du scheinst deinen Mann um das Glück zu beneiden, das du ihm bietest.
    Lulu links, Alwa rechts vom Mitteltisch. Er betrachtet sie mit scheuem Wohlgefallen.
    Ferdinand durch die Mitte mit Service, deckt den Tisch und legt zwei Kuverts auf; Flasche Pommery, Hors-d'Oeuvres.
    Alwa
    Haben Sie Zahnschmerzen?
    Lulu
zu Alwa hinüber
    Nicht.
    Ferdinand
    Herr Doktor…?
    Alwa
    Er scheint mir heute so weinerlich.
    Ferdinand
durch die Zähne
    Man ist auch nur ein Mensch. –
(Ab.)
    Beide setzen sich zu Tisch.
    Lulu
    – Was ich immer am höchsten an dir schätzte, ist deine Charakterfestigkeit. Du bist deiner so vollkommen sicher! Wenn du auch fürchten mußtest, dich deshalb mit deinem Vater zu überwerfen, du bist trotzdem immer wie ein Bruder für mich eingetreten.
    Alwa
    Lassen wir das. Es ist nun einmal mein Los…
(will vorn die Tischdecke heben.)
    Lulu
rasch
    Das war ich.
    Alwa
    Nicht möglich! – Es ist nun einmal mein Los, bei den leichtsinnigsten Gedanken immer das Allerbeste zu erzielen.
    Lulu
    Du redest dir etwas ein, wenn du dich vor dir selber schlecht machst.
    Alwa
    Warum schmeichelst du mir so? – Es ist wahr, es lebt vielleicht kein so schlechter Mensch wie ich – der so viel Gutes zuwege gebracht hätte.
    Lulu
    Auf jeden Fall bist du der einzige Mann auf dieser Welt, der mich beschützt hat, ohne mich vor mir selbst zu erniedrigen!
    Alwa
    Hältst du das für so leicht…?
Achter Auftritt
    Schön. Die Vorigen.
    Schön
erscheint auf der Galerie zwischen den beiden mittleren Säulen, indem er vorsichtig den Vorhang teilt. über die Bühne wegsprechend
    Mein eigener Sohn!
    Alwa
    … Mit deinen Gottesgaben macht man seine Umgebung zu Verbrechern, ohne sich's träumen zu lassen. – Ich bin auch nur Fleisch und

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