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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Kopf.
    Lulu
    Er kommt.
    Rodrigo
zurücktaumelnd
    Himmel, Tod und Wolkenbruch!
(Hebt die Tischdecke.)
    Hugenberg
    Kein Platz!
    Rodrigo
    Verdammt und zugenäht!
(Sieht sich um, verbirgt sich links hinter der Portiere.)
    Schön
durch die Mitte, verschließt die Tür, geht, den Revolver in der Hand, auf das Fenster rechts vorn zu, schlägt die Gardine in die Höhe –
    Wo ist denn der hin?
    Lulu
auf den untersten Treppenstufen
    Hinaus.
    Schön
    Über den Balkon hinunter??
    Lulu
    Er ist Kunstturner.
    Schön
    Das war nicht vorauszusehen. –
(Sich gegen Lulu wendend)
Du Kreatur, die mich durch den Straßenkot zum Martertode schleift!
    Lulu
    Warum hast du mich nicht besser erzogen?
    Schön
    Du Würgengel! Du unabwendbares Verhängnis! Mörder werden oder im Schmutz ertrinken; mich einschiffen wie ein entlassener Sträfling oder mich über dem Morast aufhängen. Du Freude meines Alters! Du Henkerstrick!
    Lulu
kaltblütig
    Schweig doch und bring mich um!
    Schön
    Ich habe dir Hab und Gut verschrieben und nichts gefordert als die Achtung, die meinem Haus jeder Dienstbote zollt. Dein Kredit ist erschöpft!
    Lulu
    Ich kann noch auf Jahre für meine Rechnung einstehen.
(Von der Treppe nach vorn kommend)
Wie gefällt dir mein neues Kleid?
    Schön
    Weg mit dir, sonst schlägt's mir morgen über den Kopf, und mein Sohn schwimmt in seinem Blute. Du haftest mir als unheilbare Seuche an, an der ich bis in mein Grab meine Lebenszüge verächzen soll. Ich will mich heilen. Begreifst du mich?
(Ihr den Revolver aufdrängend)
Das ist dein Spezifikum. – Brich nicht in die Knie! – Du sollst es dir selbst applizieren. Du oder ich, wir messen uns.
    Lulu
hat sich, da die Kräfte sie zu verlassen drohen, auf den Diwan niedergelassen; den Revolver hin und her drehend
    Das geht ja nicht los.
    Schön
    Weißt du noch, wie ich dich der Korrektionspolizei aus den Krallen riß?
    Lulu
    Du hast viel Zutrauen…
    Schön
    Weil ich eine Dirne nicht fürchte? Soll ich dir die Hand führen? Hast du selbst kein Erbarmen mit dir?
(Da Lulu den Revolver gegen ihn richtet)
Keinen blinden Lärm!
    Lulu knallt einen Schuß gegen den Plafond.
    Rodrigo springt aus der Portiere, die Treppe hinauf, über die Galerie ab.
    Schön
    Was war das… ?
    Lulu
harmlos
    Nichts.
    Schön
die Portiere hebend
    Was kam da herausgeflattert?
    Lulu
    Du leidest an Verfolgungswahn.
    Schön
    Hältst du noch mehr Männer hier versteckt?
(Ihr den Revolver entreißend)
Ist sonst noch ein Mann bei dir zu Besuch?
(Nach rechts gehend)
Ich will deine Männer regulieren!
(Schlägt die Fenstergardinen in die Höhe, wirft den Kaminschirm zurück, packt die Geschwitz am Kragen und schleppt sie nach vorn)
Kommen Sie durch den Rauchfang herunter?
    Geschwitz
in Todesangst zu Lulu
    Retten Sie mich vor ihm.
    Schön
sie schüttelnd
    Oder sind Sie auch Kunstturner?
    Geschwitz
wimmernd
    Sie tun mir weh.
    Schön
sie schüttelnd
    Jetzt müssen Sie notwendig noch zum Diner bleiben.
(Schleppt sie nach links, stößt sie ins Nebenzimmer, verschließt die Tür hinter ihr)
Wir wollen keine Ausrufer.
(Setzt sich neben Lulu, drängt ihr den Revolver auf)
Es ist noch genug für dich drin. – Sieh mich an! Ich kann in meinem Haus meinem Kutscher nicht helfen, mir die Stirn zu verzieren. Sieh mich an! Ich bezahle meinen Kutscher. Sieh mich an! Vergönne ich meinem Kutscher was, wenn ich den infamen Stallgeruch nicht verschnupfen kann?
    Lulu
    Laß anspannen. Bitte. Wir fahren in die Oper.
    Schön
    Wir fahren zum Teufel! Jetzt kutschiere ich.
(Den Revolver in ihrer Hand von sich ab und auf Lulus Brust wendend)
Glaubst du, man läßt sich mißhandeln, wie du mich mißhandelst, und besinnt sich zwischen einer Galeerenschande und dem Verdienst, die Welt von dir zu befreien?
(Hält sie am Arm nieder)
Komm zu Ende. Es soll mir die glücklichste Erinnerung meines Lebens sein. Drück los!
    Lulu
    – Du kannst dich scheiden lassen.
    Schön
sich erhebend
    Das war noch übrig. Damit morgen ein Nächster seinen Zeitvertreib findet, wo ich von Abgrund zu Abgrund geschaudert, den Selbstmord im Nacken und dich vor mir. Das wagt sich dir über die Lippen? Was ich von meinem Leben in dich hineingelebt, soll ich wilden Tieren vorgeworfen sehen? Siehst du dein Bett mit dem Schlachtopfer darauf? Der Junge hat Heimweh nach dir. – Hast du dich scheiden lassen? Du hast ihn unter die Füße getreten, ihm das Gehirn ausgeschlagen, sein Blut in Goldstücken aufgefangen. Ich mich scheiden lassen! Läßt man sich scheiden, wenn die

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