Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
Vom Netzwerk:
Blut, und wenn wir nicht wie Geschwister nebeneinander auf gewachsen wären…
    Lulu
    Deshalb gebe ich mich auch nur dir allein ganz ohne Rückhalt. Von dir habe ich nichts zu fürchten.
    Alwa
    Ich versichere dir, es gibt Augenblicke, wo man gewärtig ist, sein ganzes Innere einstürzen zu sehen. – Je mehr Selbstüberwindung ein Mann sich aufbürdet, um so leichter bricht er zusammen. Darüber hilft nichts hinweg als…
(er will unter den Tisch sehen.)
    Lulu
rasch
    Was suchst du denn?!
    Alwa
    Ich beschwöre dich, laß mich mein Glaubensbekenntnis für mich behalten! Als unantastbares Heiligtum warst du mir mehr, als du in deinem Leben mit all deinen Gaben irgend sonst jemandem sein konntest!
    Lulu
    Wie denkst du darin doch so ganz anders als dein Vater!
    Ferdinand kommt durch die Mitte, wechselt die Teller und serviert Brathähnchen mit Salat.
    Alwa
zu Ferdinand
    Sind Sie krank?
    Lulu
zu Alwa
    Laß ihn doch!
    Alwa
    Er zittert wie im Fieber.
    Ferdinand
    Ich bin das Servieren noch nicht so gewohnt.
    Alwa
    Sie müssen sich was verschreiben lassen.
    Ferdinand
durch die Zähne
    Ich kutschiere gewöhnlich. – –
(Ab.)
    Schön
auf der Galerie, über die Bühne wegsprechend
    Der also auch.
(Nimmt hinter der Brüstung Platz, sich nach Erfordernis mit dem Vorhang deckend.)
    Lulu
    Was sind das für Augenblicke, von denen du sprachst, wo man gewärtig ist, sein ganzes Innere zusammenstürzen zu sehen?
    Alwa
    Ich wollte nicht davon sprechen. – Ich möchte nicht gern über einem Glas Champagner verscherzen, was mir während zehn Jahren mein höchstes Lebensglück gewesen.
    Lulu
    Ich habe dir weh getan. Ich will nicht wieder davon anfangen.
    Alwa
    Versprichst du mir das für immer?
    Lulu
    Meine Hand darauf.
(Reicht ihm ihre Hand über den Tisch.)
    Alwa ergreift sie zögernd, preßt sie in der seinigen, drückt sie lang und innig an seine Lippen.
    Lulu
    Was tust du…
    Rodrigo steckt rechts den Kopf aus den Gardinen.
    Lulu wirft ihm über Alwa hinweg einen wütenden Blick zu.
    Rodrigo zieht sich zurück.
    Schön
auf der Galerie, aber die Bühne wegsprechend
    Und da ist noch einer!
    Alwa
ihre Hand haltend
    Eine Seele – die sich im Jenseits den Schlaf aus den Augen reibt… O diese Hand…
    Lulu
harmlos
    Was findest du daran…
    Alwa
    Ein Arm…
    Lulu
    Was findest du daran…
    Alwa
    Einen Körper…
    Lulu
unschuldig
    Was findest du daran…
    Alwa
erregt
    Mignon!
    Lulu
völlig verständnislos
    Was findest du daran…
    Alwa
leidenschaftlich
    Mignon! Mignon!
    Lulu
wirft sich auf die Ottomane
    Sieh mich nicht so an – um Gottes willen! Laß uns lieber gehen, ehe es zu spät ist. Du bist ein verworfener Mensch!
    Alwa
    Ich sagte dir ja, ich bin der niederträchtigste Schurke…
    Lulu
    Das sehe ich!!
    Alwa
    Ich habe kein Ehrgefühl – keinen Stolz…
    Lulu
    Du hältst mich für deinesgleichen!
    Alwa
    Du? – du stehst so himmelhoch über mir wie – wie die Sonne über dem Abgrund…
(Kniend)
Richte mich zugrunde! – Ich bitte dich, mach' ein Ende mit mir! – Mach' ein Ende mit mir!
    Lulu
    Liebst du mich denn?
    Alwa
    Ich bezahle dich mit allem, was mein war!
    Lulu
    Liebst du mich?!
    Alwa
    Liebst du mich – Mignon…?
    Lulu
    Ich? – Keine Seele.
    Alwa
    Ich liebe dich.
(Birgt seinen Kopf in ihrem Schoß.)
    Lulu
beide Hände in seinen Locken
    Ich habe deine Mutter vergiftet…
    Rodrigo steckt rechts den Kopf aus den Gardinen, sieht Schön auf der Galerie sitzen und macht ihn durch Zeichen auf Lulu und Alwa aufmerksam.
    Schön richtet seinen Revolver gegen Rodrigo.
    Rodrigo bedeutet ihn, den Revolver auf Alwa zu richten.
    Schön spannt den Revolver und zielt auf Rodrigo.
    Rodrigo fährt hinter die Gardinen zurück.
    Lulu
sieht Rodrigo zurückfahren, sieht Schön auf der Galerie sitzen, erhebt sich
    Sein Vater!
    Schön erhebt sich, läßt den Vorhang vor sich nieder.
    Alwa bleibt regungslos auf den Knien.
    Pause
    Schön
eine Zeitung in der Hand, nimmt Alwa bei der Schulter
    Alwa!
    Alwa erhebt sich wie schlaftrunken.
    Schön
    In Paris ist Revolution ausgebrochen.
    Alwa
    Nach Paris… laß mich nach Paris…
    Schön
    Auf der Redaktion rennen sie sich den Kopf gegen die Wand. Keiner weiß, was er schreiben soll…
(Entfaltet das Zeitungsblatt, geleitet Alwa durch die Mitte hinaus.)
    Rodrigo stürzt rechts aus den Gardinen, will die Treppe hinan.
    Lulu
vertritt ihm den Weg
    Sie können hier nicht hinaus.
    Rodrigo
    Lassen Sie mich durch!
    Lulu
    Sie rennen ihm in die Arme.
    Rodrigo
    Er jagt mir sein Pistol durch den

Weitere Kostenlose Bücher