Dramen
hinten.
SCHWIGERLING.
Lieber Freund …
CÖLESTIN
kommt zurück, streckt die Hand vor.
Befehlen, Herr Professor?
SCHWIGERLING.
Eine Dame wohnt auf dem Schloß?
CÖLESTIN
enthusiasmiert.
Na, ich sage Ihnen …!
SCHWIGERLING
gibt ihm Geld.
Melden Sie mich.
Cölestin nach rechts hinten.
SCHWIGERLING.
Lieber Freund …
CÖLESTIN
kommt zurück, streckt die Hand vor.
Befehlen, Herr Baron?
SCHWIGERLING.
Die Dame nimmt Reitunterricht?
CÖLESTIN.
Man reitet musterhaft.
SCHWIGERLING
gibt ihm Geld.
Achtzehn Jahr?
CÖLESTIN.
Siebenundvierzig.
SCHWIGERLING.
Melden Sie mich.
Cölestin nach rechts hinten.
SCHWIGERLING.
Sagen Sie mal …
CÖLESTIN
kommt zurück, streckt die Hand vor.
Befehlen, Herr Graf?
SCHWIGERLING.
Wo habe ich Sie schon gesehen?
CÖLESTIN.
Es haben mich schon so unglaublich viele Menschen gesehen; aber …
(Starrt ihn an.)
Aber …
SCHWIGERLING
ebenso.
Teufel noch mal!
CÖLESTIN
zurückfahrend.
Schwigerling!
SCHWIGERLING
ebenso.
Lebœuf!
BEIDE
sich in die Arme sinkend.
O schönes Paris, glückselige Jugendtage!
CÖLESTIN.
Ist es denn aber möglich …!
SCHWIGERLING
lachend.
Du, Kammerdiener?!
CÖLESTIN
lachend.
Du, Hauslehrer?!
SCHWIGERLING.
Schicksale, was willst du! – Aber ich beschwöre dich, vom Théâtre-Français, aus dem leuchtenden, jauchzenden Paris …
CÖLESTIN.
Das Théâtre-Francais hatte für mich keine Lorbeeren. Heute Jean, morgen Auguste! Wie oft ich damals die goldene Zeit zurücksehnte, da ich noch auf dem wackeligen Thespiskarren die sonnige Provence durchzog, einmal als Mitridate, einmal als Britannicus die einfachen Landbewohner faszinierend. Welche Seelenglut, wenn ich so die Toga über die Schulter zurückwarf – so! so!
»Darfst du, Verräter, mir ins Auge treten,
Unreiner Überrest des Raubgezüchts,
Auswurf der Hölle du!«
SCHWIGERLING.
Ein zweiter Talma! Ich habe es immer gesagt. Ich war der einzige! – Aber – das Théâtre-Français aufzugeben, um …
CÖLESTIN.
Bei dir, lieber Freund, in den Feengärten von Follies-Bergère war das etwas anderes. Was warst du dort nicht alles: Komiker, Maschinist, Akrobat, Kritiker, Ballettmeister, Clown, Dramaturg, Oberregisseur, Feuerwerker, Chef der Claque … Für mich hatte Paris nichts als Brot. Davon lebt man nicht. Ich wäre am Théâtre-Francais einer der gewöhnlichen Alltagsmenschen geworden, wie sie zu Dutzenden dort das Pflaster treten …
SCHWIGERLING.
Ach, Einbildung!
CÖLESTIN.
Indessen hatte ich Gelegenheit, mir spielend in des Wortes edelster Bedeutung die Routine des perfektionierten Kammerdieners zu eigen zu machen. Fürst Rogoschin engagierte mich denn auch warm von der Bühne weg.
SCHWIGERLING.
Mich hat er schweißtriefend vom ungesattelten Trakehnerhengst herunter engagiert.
CÖLESTIN.
Als Hauslehrer?
SCHWIGERLING.
Er habe die Universitäten von Moskau und Petersburg umsonst abgesucht!
CÖLESTIN.
Das will ich ihm glauben! – Der Fürst sieht mich in einer Molièreschen Komödie für meinen Herrn, einen ausgemachten Hasenfuß, ins Duell gehen und unter donnerndem Beifallklatschen den Heldentod sterben. Solchen Diener findet man nicht alle Tage, sagte er und bot mir Handgeld. Ich schlug ein, ohne dabei im geringsten zu ahnen, wie klug ich tat …
SCHWIGERLING
hin und her gehend.
Wohl immer noch Idealist, mein himmlischer Cölestin?
CÖLESTIN.
Man hat seine Stellung! Man verkehrt sozusagen in der Gesellschaft. – Ich taste hier sogleich in den ersten Tagen blindlings nach links, nach rechts, und was finde ich …?
SCHWIGERLING
sich in einen Sessel werfend.
Eine angelehnte Tapetentür!
CÖLESTIN.
Du weißt?
SCHWIGERLING.
Wie immer!
CÖLESTIN.
Unsere Beziehungen sind rein! Es wäre mir platterdings unmöglich, Aug in Auge mit ihr etwas – wie nennt man das doch?
SCHWIGERLING.
Etwas Erhebendes zu empfinden! Daran sind noch die kleinen Pariserinnen schuld.
CÖLESTIN.
Du ahnst nicht, wie himmelhoch sie hier über ihrer korrumpierten Umgebung steht. Von einer Seelengröße! Dabei sammetweich; ach, so kindlich! Unerreichbar für die gemeine Wirklichkeit!
SCHWIGERLING
aufspringend, ihm entgegen.
Bei achtzehn Jahren?
CÖLESTIN.
Bei siebenundvierzig.
SCHWIGERLING.
Schafskopf.
CÖLESTIN.
Eine Sphinx! – Eine Sphinx! – Laß mich nun deine Effekten besorgen, lieber Schwigerling, und sieh, wie du dich derweil mit Seiner Durchlaucht abfindest.
(Das Gepäck nehmend.)
Man schüttelt einem die Hand hier gern mit dem
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