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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Ihren Revolver, Komtesse! Die Kosaken dringen herein. Wir sind unseres Lebens nicht sicher. Sie können jeden Augenblick eine Kugel ins Herz bekommen!
    KATHARINA
den Revolver hochhaltend.
    Was kümmert mein Herz mich! Geben Sie mir Ihr Ehrenwort oder nicht?!
    Aus jeder der Flinten fällt ein Schuß.
    SCHWIGERLING.
    Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Komtesse! Aber geben Sie mir Ihren Revolver!
(Er entreißt ihr den Revolver.)
Gott sei Dank!
(Er feuert gegen jede der beiden Türen einen Schuß, worauf Mitja und Kolja unter Geheul verschwinden. Darauf öffnet er jede der Türen und schießt nach verschiedenen Seiten ins Freie hinaus.)
    KATHARINA
für sich.
    Er gibt mir sein Ehrenwort; ich gebe ihm meinen Dank.
    SCHWIGERLING
Katharina zum Diwan führend.
    Jetzt sage mir, du herrliches Menschengeschöpf, wozu denn die himmlische Vorsehung jeden Muskel und jeden Nerven in deinen Gliedern geschaffen hat.
    KATHARINA.
    Muß ich das sagen …?
    SCHWIGERLING
sie auf dem Diwan inbrünstig umschlingend und küssend.
    Du herrliches Menschengeschöpf bist das erste Weib in dieser Welt, bei dem ich zum erstenmal die Überzeugung hege, daß das erstemal in meinem Leben meine ersten Jugendempfindungen zum erstenmal in ihrer ersten taufrischen keuschen Unberührtheit wieder erwachen.
    CÖLESTIN
tritt links vorn ein und stellt einen brennenden Armleuchter auf den Tisch.
    Ich ersuche die Herrschaften, sich durch mich durchaus nicht stören zu lassen.
    SCHWIGERLING
vom Diwan aufspringend.
    Dieser Schafskopf!
    CÖLESTIN.
    Bitte die Unterbrechung gütigst entschuldigen zu wollen.
(Links vorn ab.)
    SCHWIGERLING
mit Katharina links vorn Platz nehmend.
    Wir werden Busch eben im Begriff finden, Petersburg zu verlassen. Er spielt kommenden Sommer in Wien. Sollte er übrigens nicht darauf eingehen, dann fahren wir mit dem nächsten Zug nach Paris. Im Zirkus Franconi bin ich jederzeit ein willkommener Gast.
    KATHARINA.
    Wenn wir nur erst draußen sind. In diesen Mauern könnte ich keinen Tag länger atmen.
    SCHWIGERLING
nach der Uhr sehend.
    Wir reiten Punkt Mitternacht. Sollten die Kosaken noch einmal Lärm schlagen, dann knalle ich sie nieder. Die Maßregeln, die man gegen uns ergriffen, geben mir das Recht dazu.
Vierzehnter Auftritt
    Die Fürstin. Die Vorigen.
    FÜRSTIN
von rechts hinten, ein Paket in der Hand.
    Cölestin hat sich den Stallschlüssel verschafft und sattelt eure Pferde.
(Sie gibt das Paket an Katharina.)
    KATHARINA.
    Das sollen wir doch nicht etwa mitnehmen?
    FÜRSTIN.
    Für den Fall, daß ihr unterwegs hungrig werdet, Pasteten und Konfituren.
    SCHWIGERLING.
    Aber teuerste Cordelia, wir lassen das Allernötigste zurück, um die Hände frei zu haben.
    FÜRSTIN.
    Du bindest es hinten auf den Sattel. Sobald ihr in Sicherheit seid, haltet ihr aus dem Stegreif ein Gabelfrühstück.
    KATHARINA
ist ans Fenster getreten, zusammenschreckend.
    Allbarmherziger Himmel!
    SCHWIGERLING.
    Was gibt's?
    KATHARINA.
    Es ist jemand auf meinem Zimmer.
    SCHWIGERLING
den Revolver ziehend.
    Soll nur herunterkommen!
    FÜRSTIN.
    Ich war oben, mein Kind.
    KATHARINA.
    Du hast das Licht brennen lassen?
    FÜRSTIN.
    Damit Iwan Michailowitsch besser schwitzen kann.
Fünfzehnter Auftritt
    Cölestin wie im fünften Auftritt, mit einem mächtigen Handkoffer, Tatjana hereinführend, die ein Tuch um den Kopf trägt, beide von links hinten. Die Vorigen.
    SCHWIGERLING.
    Nun kommt der auch noch mit einem Handkoffer an!
    CÖLESTIN.
    Nur meine ungedruckten Memoiren.
(Auf Tatjana deutend.)
Dies hier ist mein kostbarstes Reisegepäck.
(Zur Fürstin.)
Erhabene Gebieterin, ich kann mich nicht losreißen, ohne mir wenigstens dieses teure Andenken an Ihre Gunst zu erbitten.
    TATJANA
sich vor der Fürstin zur Erde werfend.
    Schenken Sie mir die Freiheit.
    FÜRSTIN
hebt sie auf und küßt sie auf die Stirn.
    Du hast sie, mein Kind.
    SCHWIGERLING.
    Aber wie wollen wir denn zu vieren hinauskommen?
    CÖLESTIN.
    Ich habe das ganze Schloßgesinde mit Wodki zu Boden gestreckt. Ich habe auch den Hunden Wodki gegeben. Für Gräfliche Gnaden und dich habe ich Zaïre und Orosman gesattelt und für uns zwei, da wir nicht soviel um das Reiten geben, eine Telega angespannt.
    KATHARINA
ihm das Paket gebend.
    Dann legen Sie das nur auch in Ihre Telega.
    FÜRSTIN.
    Der Himmel geleite euch, meine Kinder.
(Zu Schwigerling.)
In dir verliere ich das süßeste Glück meines Lebens zum zweitenmal.
(Zu Cölestin.)
In Ihnen den Trost meines Alters zum ersten-, vielleicht zum letztenmal.
    CÖLESTIN
zu

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