Dramen
Schwigerling.
Hab ich's dir nicht gesagt?
SCHWIGERLING.
Eine Sphinx! Eine Sphinx!
FÜRSTIN.
Aber ihr laßt mir wenigstens den einen Trost
(Mit einem Blick auf die Mädchen.)
daß ihr beide mich nicht entbehren werdet.
SCHWIGERLING, CÖLESTIN.
Eine Sphinx!
FÜRSTIN.
Und nun – macht, daß ihr fortkommt!
CÖLESTIN.
Ich führe die Pferde vor.
(Links hinten ab.)
FÜRSTIN
zu Katharina.
Du erwählst einen gefahrvollen Beruf, meine Katja. Man fällt vom glitzernden Panneau herunter nicht weniger gefährlich als aus dem hohen Trapez …
KATHARINA.
Oh, ich werde nicht fallen, Lisaweta Nikolajewna! Ich werde nicht fallen!
FÜRSTIN.
Wenn du aber fällst, dann fall auf die Beine.
(Sie küssend.)
Da haben wir Frauen immer noch am meisten Elastizität.
CÖLESTIN
von links hinten.
Man kann aufsitzen.
SCHWIGERLING
die Fürstin umarmend.
Cordelia …!
FÜRSTIN.
Ich beschwöre dich, geh, wenn du nicht riskieren willst, daß ich auch noch mitreise!
Schwigerling macht sich rasch los. Tatjana küßt der Fürstin die Hand.
CÖLESTIN
weit ausholend.
Erhabene Gebieterin meiner Seele …
TATJANA
ihn am Ärmel ziehend.
Eure Göttlichkeit kommen weiß der Himmel noch zu spät!
CÖLESTIN.
Es ist die höchste Zeit.
Schwigerling, Katharina, Cölestin, Tatjana nach links hinten ab.
Sechzehnter Auftritt
Die Fürstin.
FÜRSTIN
tritt ans Fenster, winkt mit dem Taschentuch.
Er hilft ihr hinauf. Hinaus, hinaus! Er hinterdrein. Nein diese Telega! Die Konfituren vergessen! Und seine Memoiren!
Man hört den Fürsten.
Um aller Heiligen willen …
Siebzehnter Auftritt
Der Fürst in langem weißen Nachtgewand, mit weißer Zipfelmütze, hohl und verstört, von rechts hinten. Die Fürstin.
FÜRST.
Dieser schauderhafte Lärm unten im Hof?!
FÜRSTIN.
Das hast du geträumt, Geliebter!
FÜRST.
Und vorhin die Flintenschüsse?!
FÜRSTIN.
Das hast du alles geträumt, Iwan Michailowitsch!
FÜRST.
Wo ist die Gräfin?
FÜRSTIN.
Oben natürlich, auf ihrem Zimmer!
FÜRST.
Also – nicht entflohen?!
FÜRSTIN
durchs Fenster nach oben deutend.
Sieh doch nur selbst, Iwan Michailowitsch!
FÜRST
die Hände ringend.
Ich unglückseliger Schwitzer!
(In einem Sessel zusammenbrechend.)
Jetzt hilft mir auch der Tee nicht mehr!
FÜRSTIN
ihn auf die Stirn küssend.
Du hast ja mich, die Jungfrau vom Colorado-River!
Ende
Die Büchse der Pandora
Tragödie in drei Aufzügen
Nach dem Wortlaut der Erstausgabe
1904
Personen
Lulu
Alwa Schön, Schriftsteller
Rodrigo Quast, Athlet
Schigolch
Alfred Hugenberg, Zögling einer Korrektionsanstalt
Die Gräfin Geschwitz
Graf Casti-Piani
Bankier Puntschu
Journalist Heilmann
Madelaine de Marelle
Kadéga di Santa Croce, ihre Tochter
Bianetta Gazil
Ludmilla Steinherz
Armande, Zimmermädchen
Bob, Liftjunge
Ein Polizeikommissär
Mr. Hopkins
Kungu Poti, kaiserlicher Prinz von Uahube
Dr. Hilti, Privatdozent
Jack
Der erste Akt spielt in einer deutschen Großstadt, der zweite in Paris, der dritte in London.
Prolog in der Buchhandlung
(Nach dem Wortlaut der »Gesammelten Werke« 1913)
Personen
Der normale Leser
Der rührige Verleger
Der verschämte Autor
Der hohe Staatsanwalt
Der Prolog kann in entsprechenden Überkleidern und Kopfbedeckungen von den Darstellern des Rodrigo, des Casti-Piani, des Alwa und des Schigolch gesprochen werden. Rodrigo in hellem Sommerüberzieher und Lodenhütchen, Casti-Piani in Schlafrock und Samtkäppchen, Alwa in Havelock und Schlapphut, Schigolch in Talar und Barett.
Szenerie: Ein Zwischenvorhang, ein primitives Büchergestell.
Der normale Leser
schwankt herein
Ich möchte gern ein Buch bei Ihnen kaufen.
Was drin steht, ist mir gänzlich einerlei.
Der Mensch lebt, heißt es, nicht allein vom Saufen.
Auch wünsch' ich dringend, daß es billig sei.
Die älteste Tochter will ich zum Gedenken
Der ersten Kommunion damit beschenken.
Der rührige Verleger
Da kann ich Ihnen warm ein Buch empfehlen,
Bei dem das Herz des Menschen höher schlägt.
Heut lesen es schon fünf Millionen Seelen,
Und morgen wird's von neuem aufgelegt.
Für jeden bleibt's ein dauernder Gewinn,
Steht doch für niemand etwas Neues drin.
Der verschämte Autor
schleicht herein
Ein Buch möcht' ich bei Ihnen drucken lassen;
Zehn Jahre meines Lebens schrieb ich dran.
Das Weltall hofft' ich brünstig zu umfassen
Und hab's kaum richtig mit dem Weib getan.
Was lernend ich dabei als wahr empfand,
Hab' ich in schlottrig
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