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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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hatte Haare auf den Zähnen wie eine alte Hexe.
    »Bei einem Krieg«, erläuterte er ihr, »geht es nicht darum, ob man ihn sich leisten kann oder nicht. Der Krieg ist wie eine Naturerscheinung. Er passiert einfach.«
    »In diesem Fall«, sagte Anne, »ist er passiert, weil du Truppen nach Lekk geschickt hast. Ist das etwa eine Naturerscheinung? John, wir können uns einfach keinen Krieg leisten. Muß ich dich erst erinnern, wie katastrophal dieses Jahr gewesen ist? Erst die Hungersnot in Blore und dann die Überschwemmung am unteren Stuntx.«
    »Erschreckend, aber die Königliche Versicherungsgesellschaft von Crimsole ist doch für den Schaden aufgekommen.«
    »Ja. Aber da uns die Versicherung gehört, müssen wir den Verlust tragen.«
    »Dann machen wir eben einen Verlust«, sagte John. »Wir werden ihn amortisieren, oder wie man das nennt. Dreißigtausend Roboter auf Lekk können doch nicht soviel kosten.«
    »Tu was du willst«, sagte Anne. »Aber denke an diese Unterhaltung, wenn wir bankrott gehen.«
    »Du übertreibst doch gewiß«, sagte John. »Wie kann ein Planet bankrott gehen?«
    »Ein König kann bankrott gehen, wenn er kein Geld mehr hat und auch keines mehr bekommen kann, wie es dir bald geschehen wird.«
    John dachte darüber nach. »Vielleicht sollten wir besser die Steuern erhöhen.«
    »Das Volk steht jetzt schon kurz vor einer Rebellion«, sagte Anne. »Eine weitere Steuererhöhung, und sie steigen auf die Barrikaden.«
    »Wir werden ihre Revolte mit unseren Robottruppen niederschlagen.«
    »Natürlich. Aber auf diese Weise verlieren wir noch mehr Einnahmen.«
    »Wie kommst du auf diese Rechnung?«
    »Wir verlieren das Geld, das unsere Untertanen nicht bezahlen, während sie revoltieren, und wir verlieren das Geld, das uns die Niederschlagung der Revolte kostet.«
    »Nun. dann drucken wir eben mehr Geld.«
    Anne erinnerte ihn, nicht zum ersten Male, daran, daß schon ganze Zivilisationen zusammengebrochen waren, weil sie ihre Währung entwertet hatten. John begriff nicht – es war sein Planet und deshalb schien es nur logisch, daß er soviel Geld haben konnte, wie er wollte, aber schließlich gab er zähneknirschend klein bei.
    »Es ist mir egal, wieviel es kostet«, sagte er. »Ich mußte etwas wegen Dramokles unternehmen, und es ist mir egal, wenn ich deswegen bankrott gehe. Außerdem geht es ja auch um meine Freundschaft mit Snint.«
    »Snint! Dieser hinterhältige Kerl!«
    John nickte bekümmert. Seit seine Truppen auf Lekk gelandet waren, waren die Lekkianischen Verbände zusehends geschrumpft. Snint behauptete, daß sie sich lediglich neu sammelten, aber es sah ganz so aus, als seien sie auf den Feldern, um die Herbsternte einzubringen. Snint besaß sogar die Unverfrorenheit, daß sein Volk vor allem Geld brauchte, damit es sich eine eigene Robotarmee leisten konnte. Wenn John es statt dessen vorziehe, seine eigenen Truppen zu schicken, dürfe er sich nicht wundern, wenn man ihnen dann auch das Kämpfen überlasse.
    »Snint ist kein Dummkopf«, sagte Anne. »Meine Spione berichten, daß er Dramokles noch immer freundschaftliche Postkarten schickt. Er möchte in jedem Fall profitieren, egal wie die Angelegenheit sich entwickelt.«
    »Ich habe genug gehört«, sagte John. »Du erwartest doch wohl nicht von mir, daß ich meine Soldaten zurückhole und die ganze Sache abblase!«
    »Etwas so Vernünftiges würde ich von dir niemals erwarten. Aber wenn du schon unbedingt Krieg führen willst, müssen wir wenigstens sparsam sein.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du wirst dir dieses Jahr nichts mehr zum Anziehen kaufen.
    Keine neuen Raumschiffe mehr, keine terranischen Zigarren.«
    »Na, nun erlaube mal.«
    ».keine Urlaubsreisen, keine Essen in teuren Restaurants.«
    Johns rundes Gesicht wurde nachdenklich. Zum ersten Mal wurde ihm wirklich klar, was Krieg bedeutete.
    »Es ist eine schwierige Situation«, sagte er. »Ich muß darüber nachdenken.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Anne. John wußte, daß sie nun mit ihren Ratgebern darüber sprechen würde – mit Yopi, dem Friseur, Maureen, dem Kindermädchen, Sebastian, dem Gärtner, und Gigi, der Ficelle.
    »Wir sehen uns beim Abendessen«, sagte Anne und wandte sich zum Gehen.
    »Ja, mein Liebling«, sagte John und streckte hinter ihrem sich entfernenden Rücken die Zunge heraus.
    »Und laß das gefälligst«, sagte sie, als sie schon draußen auf dem Flur war.

26
    Es vergingen einige Tage, ehe Dramokles auf Johns bewaffnete Intervention

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