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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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nicht«, sagte Dramokles. »Sie essen doch Zwiebelsuppe.«
    »Bedaure, widersprechen zu müssen, Sire, aber ich esse immer Zwiebelsuppe zum Dessert. Jeff hier nimmt als Dessert immer Pate Maison. Das ist eine Angewohnheit, die wir uns in chinesischen Restaurants zugelegt haben.«
    Dramokles wußte, daß sie das nur ihm zuliebe sagten, damit er kein schlechtes Gewissen hatte. Sie mußten das nicht tun. Aber natürlich hätte er sie davon niemals überzeugen können. Und vielleicht hatten sie auch recht. Er setzte sich und bestellte Hummersuppe und Austern.
    Der Krieg auf Lekk lief nicht gut. Dramokles hatte sich einen schnellen Sieg über Snints unbedeutendes Heer erhofft. Dann hätten Johns Roboter in einem Überraschungsangriff beinahe seine Truppen überwältigt. Rux war es gelungen, die Front zu stabilisieren, aber die Kampfmoral bei den glormischen Soldaten war schlecht. Den Robotern schien ein Analog der Unsicherheit zu schaffen zu machen.
    Andererseits reagierte das Volk von Glorm gut auf den Krieg. Darum hatte Max sich gekümmert. Seine Artikelserie in den Zeitungen, »Warum kämpfen wir?«, hatte über die großen Verschwörungen berichtet, von den Glorm bedroht sei. Max hatte ganze Schriftsteller-Teams angeheuert, die die einzelnen Punkte ausarbeiteten, und die GBC brachte das Material jeden Abend zur besten Sendezeit. Die Bewohner Glorms erfuhren alles über die einzelnen Verschwörungen – wirtschaftliche, religiöse, rassische Gründe-, die sich im verborgenen zusammenbrauten.
    Diese Art zu denken fand ein großes und bereitwilliges Publikum. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung Glorms hatte schon immer geglaubt, daß Glorm Opfer eine großen interstellaren Verschwörung war. Ein anderer großer Teil der Glormer war an dieser Verschwörung beteiligt, beziehungsweise wurde dessen verdächtigt. Paranoides Denken war ein Grundmerkmal des glormischen Charakters – typisch, ein gutmütiges, fröhliches Äußeres, kombiniert mit einem selbstquälerischen, von Zweifeln und Furcht geplagten Inneren. Niemandem auf Glorm fiel es schwer, an Max’ Theorie einer interstellaren Verschwörung zu glauben. Die meisten Leute sagten: »Ich habe es schon immer gewußt!« Und alle Glormer bekräftigten ihre Entschlossenheit, den glormischen Way of Life zu bewahren, koste es, was es wolle, und gegen jene vorzugehen, die heimlich seine Zerstörung planten.
    Max trank mit Dramokles Kaffee. Er war begierig, seine neuesten Ergebnisse mit dem König zu besprechen. Dramokles war ein wenig besorgt um Max. Der PR-Mann schien allmählich an seine eigenen Theorien zu glauben.
    »Ich habe jetzt endlich die Fakten, die wir brauchen. Ich habe Beweise für psychische Angriffe und telepathische Einflußnahme durch Aliens sowie für offene Subversion.«
    Dramokles nickte und zündete sich eine Zigarette an.
    »Es ist alles dokumentiert«, sagte Max. »Die Rolle der Geheimagenten. Ihr Programm der Provokation und Einschüchterung und ihre Mordpläne. Die mysteriöse Affäre Dr. Vinicki. Der katastrophale Einfluß von der Erde – die Carbonari, die Illuminati, die Tibetanischen Meister und nun der mächtigste von allen: Tlaloc.«
    »Diesen Namen höre ich zum ersten Mal«, sagte Dramokles.
    »Sie werden ihn von jetzt an oft hören. Tlaloc ist unser eigentlicher Feind. Er und seine Agenten planen, den Großteil unserer Bevölkerung zu vernichten, damit sie Glorm beherrschen und die Überlebenden zu widerwärtigen sexuellen Praktiken und Teufelsanbetung zwingen können. Tlaloc selbst ist kein gewöhnlicher Mensch; er ist ein Magier mit gefährlichen Zauberkräften.«
    »Jaa«, sagte Dramokles. »Sehr gut.«
    »Tlaloc wartet schon seit langer Zeit, seit Jahrhunderten. Er umkreist unseren Planeten in einem unsichtbaren Raumschiff und wartet darauf, daß unsere technische Entwicklung einen Stand erreicht, wo wir es wert sind, von ihm beherrscht zu werden. Diesen Augenblick hält er nun für gekommen, und dieser Krieg jetzt ist nur der Anfang des letzten, des totalen Krieges.«
    »In Ordnung, Max«, sagte Dramokles. »Es ist ein bißchen sehr blumig, aber ich finde, es klingt gut.«
    Max schaute verblüfft drein. »Verzeihung, Sire? Jedes Wort von dem, was ich gerade erzählt habe, ist wahr.«
    »Max, Sie und ich wissen beide, wie dieser Krieg begonnen hat. Ich habe ihn begonnen. Erinnern Sie sich?«
    Max lächelte ein müdes, wissendes Lächeln. »Mein guter König, es ist weit komplizierter, als Sie glauben. Sie wurden dazu beeinflußt,

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