Draußen wartet die Welt
Sportschlagzeilen geschrieben und Bilder dazu gemalt hatte. Und wie er den Ton am Fernseher ausgestellt hatte, um selbst den Kommentar eines Baseballspiels in ein unsichtbares Mikrofon zu sprechen. »Ich weiß zwar noch nicht genau, wo ich am Ende lande«, sagte er, »aber ich weiß, dass ich in einem Bereich arbeiten will, für den ich eine echte Leidenschaft empfinde. Ich werde mein Leben sicher nicht damit verbringen, dem großen Geld nachzujagen.«
John nickte, und ich konnte sehen, dass ihm gefiel, was er hörte. Ich stand auf und half Tante Beth, den Tisch abzuräumen. Ich fühlte mich immer ein wenig unwohl, wenn Josh über die Zukunft sprach. Das Einzige, was ich über meine Zukunft wusste, war, dass ich noch bis Ende November hier sein würde. Danach war alles noch vollkommen unklar.
»Woran denkst du?«, fragte Tante Beth, während sie die Teekanne füllte. Ich stellte die Teller in der Spüle ab und drehte mich zu ihr um.
»Ich wünschte, ich könnte auch über meine Zukunft sprechen.«
»Denkst du denn darüber nach?«
Ich lachte. »Die ganze Zeit.«
Beth Stimme klang vorsichtig. »Sechzehn ist noch viel zu jung, um zu wissen, was man will.«
»Ich weiß, aber seit dem Besuch meiner Mutter muss ich immer daran denken, dass von nun an alles meine eigene Entscheidung sein wird. Ich habe die Erlaubnis meiner Eltern gebraucht, um hierherzukommen und über den Sommer hinaus zu bleiben. Und ich weiß jetzt, dass sie meine Wünsche respektieren werden, falls ich mich entscheiden sollte, hierzubleiben. Es wird zwar schwer für sie sein, aber ich denke, sie sind bereit, diesen Schritt zu gehen.«
Beth sah mich hoffnungsvoll an. »Und denkst du denn, dass du das tun wirst? Dich entschließen, hierzubleiben?«
Ich dachte einen Augenblick darüber nach, bevor ich Beth anschaute. »Ich stelle es mir manchmal vor.«
Sie lächelte. »Und wie sieht das in deiner Vorstellung aus?«
»Na ja, ich habe ein Handy mit Playlisten und meinen eigenen Computer. Ich fahre ein Auto.« Ich hielt inne. »Ich schätze, ich stelle mir vor, dass ich genauso lebe wie du. Und wie Rachel.«
»Und wie sieht es in deiner Vorstellung aus, wenn du wieder zurück nach Hause gehst?«
Ich antwortete nicht darauf. Mir wurde bewusst, dass ich nie über diese Möglichkeit nachgedacht hatte. In meiner Vorstellung reiste ich nie zurück nach Hause.
Kapitel 38
Als der Tag des Balls endlich kam, wusste ich selbst nicht, ob ich aufgeregt oder erleichtert war. Ich packte eine kleine Tasche mit meinem Schlafanzug, einer Zahnbürste und Kleidung zum Wechseln. Zusammen mit einem Schlafsack, den ich mir von Rachel geborgt hatte, gab ich sie Josh, damit er sie für die Übernachtung mit den anderen Mädchen zu Valerie nach Hause brachte.
Anschließend verbrachte ich gut zwei Stunden damit, zu duschen und mir die Haare zu machen, wobei ich schier endlos auf mein Spiegelbild starrte, das sich ständig veränderte. Rachel half mir dabei, je eine dünne schwarze Linie auf dem Unter-und Oberlid an meinen Wimpern entlangzuzeichnen. Anschließend fügte ich Lidschatten und Rouge hinzu und tuschte meine Wimpern mit Mascara, bis sie tiefschwarz und voll aussahen. Da ich immer noch nicht richtig mit dem Föhn umgehen konnte, um meine Haare zu stylen, tat Rachel es für mich. Als sie fertig war, fiel mein Haar weich und glänzend über meine Schultern und wellte sich wunderbar sanft.
Mit dem Anziehen der Strumpfhose hatte ich ein wenig Mühe. Rachel hatte mir erklärt, ich müsse die Strümpfe ein Bein nach dem anderen und Zentimeter für Zentimeter hochziehen und aufpassen, dass ich nicht mit dem Fingernagel durch die Strumpfhose pikte. Als ich sie schließlich anhatte, schmiegte sie sich ganz eng an meine Beine. Sie fühlte sich glatt an, kitzelte aber auch ein wenig. Ich schlüpfte in das blaue Kleid und fühlte dieselbe Aufregung wie schon in der Umkleidekabine, als ich es zum ersten Mal anprobiert hatte. Nun klemmte ich mir die blauen Ohrringe an und legte die silberne Halskette um. In einer kleinen schwarzen Tasche, die ich mir von Rachel geliehen hatte, befanden sich bereits ein Lippenstift und ein Paar weiße Socken. Zu guter Letzt schlüpfte ich in die schwarzen hochhackigen Schuhe. Ich hatte sie oft getragen und sehr pflichtbewusst geübt, und allmählich gewöhnte ich mich an das Gefühl, so hoch über dem Boden zu gehen.
Als es um 18 Uhr an der Tür klingelte, hatte ich das Gefühl, nicht mal mehr einen Hauch von Amisch an mir zu haben.
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