Draußen wartet die Welt
ebenfalls in den fröhlichen Chor ein. Allem Anschein nach war ich die Einzige, die den Film noch nicht in-und auswendig kannte.
Am Ende, als Dorothy in ihren tristen Kleidern wieder zurück auf ihrer grauen Farm war, riefen Josh, Sam, Rachel und die Kinder gemeinsam: »Oh, Tante Em, es ist doch nirgends so schön wie zu Hause.«
Alle klatschten und jubelten, und ich stimmte mit dem Gefühl in den Jubel ein, dass sie alle diesen Film miteinander teilten und dass er ein Teil ihres Lebens war. »Wie kommt es, dass ihr den Film alle so gut kennt?«, fragte ich.
»Bevor es DVDs gab, haben sie ihn einmal im Jahr im Fernsehen gezeigt«, antwortete Rachel. »Der Tag war immer ein richtiges Fest. Meine Cousinen sind vorbeigekommen und wir haben Pizza bestellt und ihn uns zusammen angeschaut.«
»Und jetzt können wir ihn uns anschauen, wann immer wir wollen«, sagte Josh. »Das ist der Film, den wirklich jeder kennt.«
Es war einer jener Momente, in denen ich mich wie eine Außenseiterin hätte fühlen können. Aber ich beschloss, das nicht zu tun. »Tja, dann kennt ihr jetzt endlich jemanden, der zuvor noch nie Der Zauberer von Oz gesehen hatte.«
»Ja«, erwiderte Josh. »Jetzt bist du eine von uns.«
Ich lächelte, aber ein Gedanke ging mir einfach nicht aus dem Kopf: Warum hatte sich Dorothy nur gewünscht, Oz zu verlassen und wieder nach Kansas zurückzukehren?
An diesem Abend gingen Josh und ich in einer, wie er es nannte, »Sportbar« zusammen essen. Im ganzen Restaurant waren oben an den Wänden Fernseher angebracht und in jedem lief ein anderes Sportereignis. Joshs Blick huschte zwischen einem Baseballspiel auf dem einen Fernseher und einem Footballmatch auf einem anderen Bildschirm hin und her. Ich hatte das Gefühl, hart um seine Aufmerksamkeit kämpfen zu müssen.
Ich klopfte auf den Tisch. »Weißt du noch, wer ich bin?«
»Tut mir leid«, erwiderte er und wandte seinen Blick langsam von einem der Bildschirme ab, um mich anzusehen. »Aber das sind die Play-offs.«
Der Kellner brachte uns unsere Cheeseburger mit Pommes frites und schenkte uns Cola nach. Als er unseren Tisch verlassen hatte, wandte ich meinen Blick wieder Josh zu und sah, dass er auf sein Handy hinunterschaute, das in seiner offenen Hand lag, und seinen Daumen blitzschnell über die Tasten bewegte.
»Was ist?«, fragte ich.
»Die Party ist heute Abend bei Greg. Er hat mir gerade eine Nachricht geschickt.«
Er drückte ein wenig Ketchup aus einer Flasche auf seinen Cheeseburger, während ich wartete. »Du wirst heute Abend bei der Party ein paar von den Leuten kennenlernen, die mit uns zum Homecoming-Ball gehen.«
»Gut«, sagte ich, glücklich, dass wir uns endlich unterhielten. »Erzähl mir was über sie.«
Aber Joshs Blick war schon wieder nach unten gewandert. Er schaute grinsend auf sein Telefon.
»Was ist?«, fragte ich erneut.
»Nichts. Oscar hat mir nur eine lustige Nachricht geschickt.«
»Also, wer wird heute Abend da sein?«
»Ashley, Chelsea, Michael, Oscar. Sie freuen sich schon, dich kennenzulernen.«
Sein Blick wanderte auf den Tisch hinunter, wo er sein Handy neben seinem Teller abgelegt hatte. Er nahm es hoch und drückte erneut einige Tasten mit seinem Daumen.
Ich räusperte mich. »Ich habe gar nicht gewusst, dass du und Valerie mal ein Paar wart.«
Er schaute von seinem Telefon auf, einen leeren Ausdruck auf dem Gesicht. »Das war nichts Ernstes. Ja, wir sind in der zehnten Klasse mal ein paar Monate miteinander gegangen. Warum?«
Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Du hast es mir bloß nie erzählt.«
Er drückte noch ein paar Tasten auf seinem Telefon und sah mich dann wieder an. »Ich fand es nicht wichtig.« Er machte eine Pause. »Hattest du denn vorher schon mal einen Freund?«
Ich zögerte. »So was Ähnliches.«
»Daniel?«, fragte er. »Der Typ, der die Holzfigur auf deinem Nachttisch geschnitzt hat?«
Ich sah ihn verdutzt an. »Woher weißt du …?«
»Valerie hat’s mir erzählt. Ach, übrigens, falls du das nicht schon selbst herausgefunden hast: Sie ist nicht sehr gut darin, Geheimnisse zu bewahren.«
»Na ja, das war kein Geheimnis«, erwiderte ich. »Ich wollte nur nicht, dass du was Falsches denkst. Daniel und ich sind nicht richtig miteinander gegangen.«
»Das ist doch egal«, sagte Josh. »Ich hatte sowieso nicht erwartet, dass ich dein erster Freund bin. Ich weiß schließlich, dass du ein Leben hattest, bevor du hierhergekommen bist. Und ich hatte auch eins.«
»Na,
Weitere Kostenlose Bücher