Draußen wartet die Welt
oder Ihr Zimmer sauber gemacht hat. Ihr Vater und ich wollten, dass sie ein wenig mehr von der Welt sieht als nur das, was wir ihr hier zeigen können. Darum haben wir Mr Allen gebeten, uns dabei zu helfen, Arbeit für sie zu finden.« Meine Mutter und Mr Allen nickten einander zu.
Ich atmete die Luft aus, die ich angehalten hatte. Nun hatte ich die Antwort, auf die ich in den vergangenen Wochen gewartet hatte. Mein Rumspringa würde mich nicht in die moderne Welt hinausführen. Es führte mich in eine Pension, in der ich die englischen Touristen dabei beobachten konnte, wie sie uns beobachteten. Mir wurde ganz schwer ums Herz, denn es gab nur eine Sache, die ich mit Sicherheit wusste.
Ich musste mich austoben.
Kapitel 2
Am nächsten Morgen begrüßte mich Jenny, die Köchin, in der Pension und gab mir Anweisungen, während sie ein Muffinblech aus dem Ofen holte, das den Raum mit einem warmen, herrlich fruchtigen Duft erfüllte. Ihre Kapp saß ein wenig schief, so als sei sie in Eile gewesen, als sie sie aufgesetzt hatte. »Wir servieren das Frühstück in einer halben Stunde«, sagte sie und reichte mir die kleine silberne Glocke. Ich hasste diesen Teil meiner Arbeit. Im Flur vor den Gästezimmern klingelte ich mit der Glocke und rief: »Um neun Uhr gibt es Frühstück.« Hinter einer der Türen hörte ich einen Mann grummeln: »Was ist das hier, ein amisches Bootcamp?« Ich verstand nicht, was das bedeutete, aber es klang nicht besonders freundlich. Zurück in der Küche, konnte ich hören, wie sich die Gäste nach und nach im Speisesaal versammelten und sich Kaffee einschenkten. Das Gemurmel ihrer Unterhaltungen drang zu uns in die Küche.
Jenny hatte es mit einem Mal sehr eilig, und ich musste mich sputen, um mit ihren Anweisungen Schritt zu halten. Sie zeigte mir, wie ich auf jedem Frühstücksteller eine Portion Eierauflauf, einen Löffel Obstsalat und einen Muffin platzieren sollte. Sie trug jeweils zwei Teller auf einmal nach draußen, und ich musste die nächsten bereithalten, wenn sie zurückkam. Ich hätte lieber die Gäste bedient, als in der Küche zu stehen und das Essen auf die Teller zu verteilen. Aber Jenny hatte das Sagen, und ich musste tun, was sie mir auftrug.
In der Pension sauber zu machen, war einfacher als zu Hause, da eine Maschine einen Großteil der Arbeit erledigte. Ich folgte einem Impuls, legte meine Handflächen auf die Vorderseite der großen Spülmaschine und spürte das warme Vibrieren an meinen Fingern. Jenny schien das Wunder dieser Erfindung vollkommen unbeeindruckt zu lassen. Sie saß über ihre Einkaufsliste gebeugt an der Küchentheke. »Ich werde ungefähr eine Stunde weg sein«, sagte sie. »Du kannst solange im Aufenthaltsraum Staub wischen.«
Ich nahm meine Hände von der Maschine und betrachtete meine Finger, die sich durch ihren Nahkontakt mit der Elektrizität nicht verändert zu haben schienen. Ich hatte mich gerade dem Putzschrank zugewandt, um herauszuholen, was ich zum Staubwischen brauchte, als die Küchentür aufflog. Eine der Frauen vom Fremdenabend stand in der Tür: die Frau mit dem roten Kleid, die sich nach dem Rumspringa erkundigt hatte. Sie trug schwarze Jeans und ein T-Shirt mit der Aufschrift »University of Illinois« auf der Brust. Ihr Haar war mit einer silbernen Haarspange zusammengefasst. Ich konnte sehen, dass sie einen Moment brauchte, bis sie mich erkannte.
»Oh, hallo, Eliza. Ich bin Rachel. Rachel Aster.« Die Frau streckte ihre Hand aus, und ich konnte fühlen, wie ungewöhnlich weich ihre Haut war. »Ich wollte dich um etwas bitten. Wäre es wohl möglich, dass du mir eine Kanne Tee auf mein Zimmer bringst? Ich habe es nicht rechtzeitig zum Frühstück geschafft.«
Mrs Aster setzte sich auf einen Hocker, während ich den Teekessel füllte und auf den Herd stellte. »Das Abendessen gestern bei euch zu Hause hat mir wirklich gut geschmeckt«, sagte sie. »Deine Mom ist eine großartige Köchin.« Ich drehte den Herdknopf und die Heizspirale unter dem Teekessel glühte orangerot auf.
»Danke, ich werde es ihr ausrichten.«
»Ich muss dir ein Geständnis machen«, fuhr Mrs Aster mit leiser Stimme fort, so als wolle sie mir ein Geheimnis verraten. »Ich war enttäuscht, als ich erfahren habe, dass du einen Job hast.«
»Wie bitte?«, erwiderte ich.
»Gestern Abend, als ich dich nach deiner Arbeit hier gefragt habe, habe ich das nicht ohne Hintergedanken getan.«
Ich stellte das Körbchen mit dem Tee neben der kleinen Porzellankanne
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