Draussen
es nicht Männer, die eine Frau sehr scharf finden und sehr mögen und verliebt in sie sind, die sich dann trotzdem zurückziehen, aus Angst vor ihren großen Gefühlen und weil sie schon mal sehr verletzt worden sind?« – »Nö. Entweder man ist verknallt oder nicht. Und wenn man verknallt ist, ist alles ganz einfach. Und danach hört es sich bei ihm einfach nicht an, sorry.« Er stand auf und holte uns noch zwei Bier. Einerseits war ich Ulf dankbar für seine klaren Worte, andererseits hasste ich ihn dafür. »Vielleicht muss ich ihm einfach Zeit geben? Er braucht vielleicht nur noch ein bisschen?« bettelte ich. »Ja, vielleicht. Das ist auf jeden Fall ein guter Plan. Halt dich mal ein bisschen zurück und ruf ihn mal ’ne Zeitlang nicht an. Wenn ihm an dir liegt, meldet er sich dann schon.« – »Wie lange?« – »Na, mindestens ’ne Woche. Bis zu meinem Geburtstag am Samstag, zu dem du übrigens eingeladen bist.« Ulf grinste. »EINE GANZE WOCHE?!« Ich verschluckte mich fast an meinem Bier. Ohgottohgott. Ob ich das hinbekam? »Ich werde es versuchen.« Ulf lachte und sah mich fast zärtlich an. »Ach, du bist echt süß! Schade, dass wir uns nie ineinander verliebt haben!« sagte er. »Das wäre auf jeden Fall eine sehr lustige Beziehung!« erwiderte ich. »Wir können ja jetzt noch ’ne Weile mit anderen rummachen und dann mit achtzig zusammen eine altengerechte Wohnung nehmen.« Ich prostete ihm zu. »Auf unsere Zukunft!«
Mein Anrufbeantworter blinkte. Marcs Stimme klang enttäuscht. »Ich hatte gehofft, dich anzutreffen. Nun bist du schon wieder nicht da. Ich würde dich gern bald mal wiedersehen. Ciao, Marc wär’s gewesen.« Ah – das Heft! Vielleicht hatte der Kiosk an der Ecke noch auf.
Nach zehn Minuten saß ich mit meinem eigenen Hermann-Exemplar auf dem Sofa. Den Artikeln schenkte ich keine große Beachtung, sondern blätterte die Zeitschrift nur durch auf der Suche nach dem Wettbewerbssieger. Da – ich stutzte. Was war das? Alex Arg grinste mich von einer Doppelseite an. Was machte der denn in der Zeitschrift? Eine Reportage »Traumjob Radiomoderator?« oder »Das Geständnis: Ich lege gern ein Handtuch drunter. Ein Moderator packt aus«?
Nein! Das konnte ja wohl nicht wahr sein! »Ich fass es nicht. Dieser zwangsneurotische Spießer? Der ist der ›Hermann des Jahres‹? Der ›Perfekte Mann‹? Dass ich nicht lache! Rofl!« Ich schloss mein Wohnzimmerfenster – schließlich wollte ich mich noch ein bisschen mit mir unterhalten, und zwar lautstark, ohne dass meine Nachbarn die Männer mit der weißen Jacke riefen. Immer noch ungläubig las ich mir vor: » Sein Kumpel Björn sagt über ihn: ›Ein Wunder, dass Alex noch zu haben ist. ‹ Da haben die wohl das ›K‹ vergessen! › Er ist ein toller, spontaner und unkomplizierter Typ. ‹ Na, Björn war wohl noch nicht mit ihm im Bett. Oder hat es zumindest nicht versucht!« pöbelte ich laut, bevor ich weiterlas: »›Alex ist der perfekte Mann. Er wünscht sich eine Familie, für die er sorgen kann, er hat einen Job, der ihm Spaß macht und sieht dabei auch noch spitze aus. ‹ Immens wichtig im Radio! › Er backt einen tollen Käsekuchen‹ und kärchert nach jedem Backen seinen Ofen › und seine Hobbys sind Joggen, Klettern‹ , aha, › Heimwerken und die Oper. Zurzeit engagiert er sich bei UNICEF und legt einen Rosengarten an. ‹ Bestimmt mit pflegeleichten Plastikrosen. Was soll denn das? Hat man die bestochen? Alex Arg ein toller Mann? Der trägt Wochentagssocken!« Mich schüttelte es bei der Erinnerung an unsere heiße, na ja, lauwarme Nacht. Und an die Rolle Küchenkrepp. »Mit Früchten am Rand!« Ich musste Connie anrufen. Leider war es schon nach zwölf. Mal sehen. Was schrieb denn die Jury? »›Obwohl Alex Arg ein erfolgreicher Radiomoderator ist und noch dazu unverschämt gut aussieht, ist er auf dem Boden geblieben und häuslich -ja, das würde ich unterschreiben. Häuslich ist er. Sehr. Aber was ist daran gut?« Ich las weiter: »›Alex ist ein Familienmensch und wünscht sich ganz schnell ganz viele Kinder‹ … die er am liebsten ohne den Austausch von Körperflüssigkeiten im Dunkeln zeugen möchte«, ergänzte ich. »›Bis dahin unternimmt er gerne etwas mit seinen beiden Neffen und sagt: Kinder sind für mich das Größte! ‹ Ja, aber nur, solange sie keinen Dreck machen. Und nicht merken, was er für ein Spießer ist! › Seine Exfreundin sagt über ihn: Wir hatten eine tolle Zeit, Alex ist der
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