Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
bemerkt hatte, ließ er sich das nicht anmerken. Der gefährliche Falkenvogel mit den breiten Flügeln und den fingerspitzenähnlichen Verlängerungen daran, dem keilförmigen Schwanz, dem gedrungenen, muskulösen Kopf signalisierte schon durch sein Äußeres Gefahr. Es liegt in der Natur des Raubvogels, seine Beute zu töten; aber ich konnte die Taube wenigstens warnen.
Ein Stück Ried, das ich nach dem weißen Vogel warf, bewirkte nur, daß es eine anmutige Kurve in der Luft beschrieb. Der Adler oder Falke – der großartige rotgoldene Vogel war keiner irdischen Spezies zuzuordnen – tauchte herab. Er kümmerte sich nicht um die Taube, sondern hielt direkt auf mich zu. Instinktiv warf ich den linken Arm hoch, während mein rechter Arm einen Speer hochzucken ließ. Der Vogel bremste mit mächtigen, nach unten gewölbten Flügeln und einer Krümmung des gewaltigen Schwanzes ab, verharrte einen Augenblick fast reglos in der Luft, stieß einen schrillen Schrei aus und sauste dann mit ungeheuer kraftvollen Schlägen der breiten Flügel wieder in die Höhe.
In Sekundenschnelle schrumpfte er zu einem Punkt zusammen und ging dann im Hitzeflimmern unter. Ich sah mich nach der Taube um und stellte fest, daß sie ebenfalls verschwunden war.
Da überkam mich das Gefühl, daß die beiden Vögel keine gewöhnlichen Tiere gewesen waren. Die Taube hatte etwa die Größe der irdischen Tauben; doch der Raubvogel war weitaus größer gewesen als etwa ein Albatros, dessen Umriß mir auf vielen Reisen in der südlichen Hemisphäre am Himmel über unseren Segeln vertraut geworden war. Ich dachte an Sindbad und seine Zauberreise auf einem Vogel; doch dieses Tier war nicht groß genug, um einen Menschen zu tragen; dessen war ich sicher.
Ich fing mir mein Abendbrot und fand mit einiger Mühe auch ausreichend trockenes Holz. Mit Hilfe eines Riedbogens erzeugte ich durch Reibung eine Flamme, und in kurzer Zeit saß ich bequem zurückgelehnt an meinem kleinen Lagerfeuer und aß gebratenen Fisch. Ich hasse Fische. Aber ich war hungrig und aß, und die Mahlzeit schmeckte nach zehn Jahre altem Salzfleisch aus dem Faß und muffigen Keksen geradezu köstlich.
Ich lauschte immer wieder.
Ohne zu wissen, welche gefährlichen Lebewesen sich in der Nähe herumtrieben, hielt ich es für ratsam, an Bord des Bootes zu schlafen; mein geduldiges Lauschen hatte kein fernes Donnern von Wasserfällen vernommen, die hätten meine Flußreise zu einem vorzeitigen Ende bringen können. Denn ich war inzwischen überzeugt, daß ich in einer ganz bestimmten Absicht hierhergebracht worden war. Ich hatte keine Ahnung, welche Absicht, und um ehrlich zu sein – mit meinem wohlgefüllten Magen und dem hübschen Grashaufen als Bett war mir das auch ziemlich egal.
So verschlief ich den roten und grünen und goldenen Nachmittag auf dem fremden Planeten.
Als ich erwachte, strömte noch immer das grünlichrote Licht vom Himmel, satter nun, doch die Farbwerte der Gegenstände stimmten noch. Nach einer Weile hatte ich mich an das alles beherrschende Rot des Lichtes gewöhnt und vermochte auch weiße und gelbe Färbungen auszumachen, als befände ich mich unter der altvertrauten Sonne, die mich mein bisheriges Leben begleitet hatte.
Der Fluß entfaltete sich in endlosen Windungen vor mir. Ich sah viele seltsame Wesen auf meiner unheimlichen Reise. Einmal entdeckte ich ein dünnbeiniges Tier mit einem kugelförmigen Körper und einem komischen Gesicht darauf, das wie eine Märchenfigur aussah. Es marschierte auf acht übermäßig langen und dünnen Beinen über die Wasseroberfläche dahin, die in verwirrenden Bewegungen auf und nieder fuhren. Die dünnen Membranen an den Füßen mußten fast drei Fuß breit sein, und ich schätzte, daß eine Art Ventilwirkung dafür sorgte, damit der von dem Gewicht bei jedem Schritt hervorgerufene Saugeffekt aufgehoben wurde. Das Wesen umkreiste mein Blattschiff und huschte dann davon.
Einer der Speere gab ein ausgezeichnetes Paddel ab, mit dem sich das Boot steuern ließ. Das Zählen der Tage hatte ohnehin keinen Sinn, also gab ich es schnell auf.
Zum erstenmal seit vielen anstrengenden Jahren fühlte ich mich frei und aller Lasten ledig – der Sorge, der Angst, des Ärgers, frei von all den Schrecken, mit denen ein Mann kämpfen muß, der sich durch ein sinnlos gewordenes Leben quält. Wenn ich sterben sollte – nun, der Tod war mir längst ein vertrauter Begleiter geworden. Ich fürchtete ihn nicht.
In einer Art Betäubung den
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