Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio
er liebte. Wir hatten Zorgs und Mayfwys Kinder gesehen: einen hübschen, hoch aufgeschossenen Jungen, der Zorg sehr ähnlich sah, und ein reizendes kleines Mädchen, das zuerst sehr scheu war, bis Zolta sie auf die Schultern nahm, den Sectrix spielte, auf dem sie reiten durfte, während sie ihn mit einem Stock bearbeitete. Nath begleitete die Szene mit den Worten: »So ist's richtig, mein Schatz! Schlag ihn wie einen Calsany! So kann's mit ihm nur besser werden!«
Das Essen, das eigentlich mehr ein Bankett war – und wohl, wie ich nicht ohne Scham sagen muß, ein Bankett zu unseren Ehren – ging vorbei. Außer uns waren der Kommandant der Wache und eine Anzahl der führenden Leute des Gutes und ihre Damen anwesend – sympathische, freundliche Leute von ländlicher Lebensart, die so erfrischend war wie ein kühler Westwind nach Tagen schwüler Südwinde.
Ich war schließlich, als alle gegangen waren, mit Mayfwy in einem kleinen Nebenraum allein; drei kleine rosa Lampen spendeten Licht, und sie saß auf einem kleinen weichen Sofa, neben sich einen Tisch voller köstlicher Weine.
»Und jetzt, Lord Strombor«, sagte sie zu mir, und ihr glattes, elfenhaftes Gesicht war ernst. Sie hatte die Hände verschränkt, und ihr sinnlicher kleiner Mund versuchte entschlossen auszusehen. »Jetzt möchte ich, daß du mir die Wahrheit über Zorg erzählst. Ich kann sie ertragen. Aber ich muß die Wahrheit wissen.«
Diese Bitte bereitete mir Unbehagen. Wie konnte ich ihr erklären, was ihr Mann durchgemacht hatte? So etwas war kaum möglich.
Ich spürte mein Herz klopfen. Der Wein stieg mir in den Kopf, vernebelte mir den Blick und wallte durch meinen Kopf. Das rosa Lampenlicht erzeugte seltsame Spiegelungen auf ihrem schimmernden Haar. Das Seidenkleid klebte ihr hier und dort am Körper. Sie lag halb zurückgelehnt da und sah mich an, und ihr voller Mund zitterte, so daß ich keinen anderen Gedanken fassen konnte, als ihrem Befehl zu gehorchen – und doch – wie sollte ich diesem Mädchen von den Schrecknissen des Lebens an Bord einer magdagschen Galeere berichten?
»Lord Strombor«, sagte sie leise, und ihr Atem war nun so unregelmäßig wie der meine. Sie lehnte sich zu mir herüber, ihr Mund war halb geöffnet, die Augen halb geschlossen, ihre Brüste hoben und senkten sich. »Bitte!«
Ich beugte mich zu ihr. *
Der magdagische Hundertruderer hatte nun gestoppt und vollführte das Wendemanöver, und die Ruder peitschten durch das Wasser. Wieder zischte eine Ladung Steine, geschleudert von seiner Heckvarter, über unsere Köpfe. Männer schrien auf, als sich Pfeile in ihre Körper bohrten. Die Galeere aus Magdag wendete, und noch immer hatte Zolta das fürchterliche Durcheinander auf unseren Ruderbänken nicht entwirrt.
»Wirf sie über Bord, wenn es sein muß!« brüllte ich ihm zu. Ein Mann neben mir schrie gellend auf und taumelte zurück. Ein Pfeil ragte ihm aus der Augenhöhle. »Kettet sie ab! Die Leute sollen weiterrudern!« Der Hundertruderer schwang herum, und der häßliche bronzene Bug umgab sich mit weißer Gischt, als das Schiff Tempo gewann.
In wenigen Minuten würde sich die bronzene Spitze in unsere Bordwand bohren, und Männer würden uns wie Meeres-Leem entern. Meine geschwächte Mannschaft war nicht in der Lage, einen solchen Angriff zu überstehen.
Zoltas Schwert zuckte mehrmals gegen aufgebrachte Sklaven vor. Auch Nath war bei ihm; er hatte seine Bugvarter im Stich gelassen. Die Peitschendeldars lösten die Ketten der toten Sklaven. Geschosse des magdagschen Schiffes hatten ihre nackten Körper zerschmettert.
Sklaven fielen über die Bordwand. Das Klatschen, als sie aufs Wasser trafen, verlor sich im Lärm des Kampfes. Wie bei zahlreichen anderen Kämpfen, die ich hier im Auge der Welt mitgemacht habe – einige davon habe ich ja beschrieben –, fiel mir wieder das Fehlen von Kanonendetonationen und aufwallenden Rauchwolken auf, wie ich es von irdischen Seegefechten gewohnt war.
Jetzt konnte unsere Heckvarter in Aktion treten, und die Männer dort schossen und zerrten sofort wieder eilig an der Winde, um den Bogen neu zu spannen. Der Hundertruderer raste mit zunehmender Geschwindigkeit auf uns zu, der bronzene Rammbug durchschnitt das Wasser, sein Metall schimmerte.
»Beeil dich, Zolta!« brüllte ich.
Zahlreiche Tote lagen auf meinen Decks. Überall ragten Pfeile aus dem Holz. Meine Bogenschützen waren in voller Aktion, doch hinter der frisch errichteten Palisade auf dem tiefen
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