Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
zwei Gegner waren übrig, wenn die anderen wirklich ganz außer Gefecht gesetzt waren – dazu eine Unzahl sich windender Tentakelreste, die mir wie eine Höllenbrut vorkamen. Noch immer ein schlechtes Verhältnis.
Dann hörte ich einen Ruf – Segs Stimme: »Hai!«
Die verbleibenden Ungeheuer zögerten. Sie waren intelligent genug, um zu wissen, wann sie mit Kämpfen aufhören mußten. Wären sie bewaffnet gewesen ...
»Hai! Jikai!« rief ich. Und sprang vor.
Das Schwert zischte durch die Luft. Links, rechts, links, rechts. Ich griff mit der Entschlossenheit eines Mannes an, der seine Aufgabe schnell zu Ende bringen will.
Die beiden Morfangs sanken zu Boden, und ich zerrte das blutverschmierte Schwert zurück. Nachdem die letzten beiden Wesen gefallen waren, entfernten sich die schlangengleichen Tentakelenden und verschwanden im mondhellen Wald. Schon damals hatte ich die Vermutung – die sich später bestätigte –, daß aus jedem dieser Teile später ein ganzes Morfangungeheuer werden würde.
Sekunden später war ich wieder bei meinen Mitreisenden und vermochte, sie zu beruhigen. Wir brachen sofort zu einem Nachtmarsch auf, um den gefährlichen Wald hinter uns zu lassen.
Es waren nur sechs Tiere gewesen, die mir aber mehr Arbeit gemacht hatten als die doppelte Anzahl bewaffneter Soldaten. Von nun an waren wir doppelt wachsam und hatten wirklich Glück, daß wir ähnliche Zusammenstöße vermeiden konnten. Die Tentakelmonstren bevölkerten einen ziemlich großen Landstrich, in dem wir ständig auf der Hut sein mußten. Vom Süden zog sich ein breiter Wüstenstreifen herauf und zwang uns, nach Ostnordost auszuweichen. Delia schüttelte den Kopf und meinte, sie erinnere sich nicht, auf dem Herflug solche Gebiete überquert zu haben. Sie war sich ihrer Sache nicht ganz sicher, doch mein seemännischer Orientierungssinn verriet mir, daß wir bei der Überquerung der Stratemsk tatsächlich zu weit nach Norden abgekommen waren und daß uns der Impiterangriff noch weiter vom Kurs abgebracht hatte.
Doch ich behielt meine Gedanken für mich – war ich doch dankbar, daß wir noch lebten, daß wir noch wandern konnten! Thelda gewöhnte sich langsam an unser Leben, und Delia war von der frischen Luft und der körperlichen Betätigung womöglich noch schöner geworden.
Der überwältigende Schatten der Stratemsk lag jetzt weit hinter uns. Die Wüste schien das Ergebnis von gewissen Mangelerscheinungen im Boden zu sein; offenbar hatte das Fehlen bestimmter Mineralien über Jahrtausende hin die Erosion gefördert. Die unbekannte Bergkette wurde ebenfalls überwunden; im Vergleich zu den Stratemsk waren die Berge winzig, doch bereiteten sie uns manche Mühe, und wir wären mehrfach fast erfroren. Auf der Ostseite veränderte sich die Landschaft völlig.
Hier mußten wir uns Mühe geben, besiedelten Gebieten auszuweichen, unbemerkt an Städten und Dörfern vorbeizukommen und Landstraßen zu meiden, die sich in Städten und an Wegstationen kreuzten.
Nun kundschafteten wir jede denkbare Einzelheit sorgfältig aus. Wir erkletterten Aussichtspunkte, von denen aus wir unseren Weg planen konnten. Einige Städte, die wir entdeckten und mieden, waren schon fast Großstädte. Oft lagen wir hinter Hecken, während Kavalkaden Bewaffneter vorüberritten oder langsame Wagen auf gepflasterten Straßen an uns vorbeirollten. Die Straßen waren großartig. Ich mußte an die alten Straßen der Inkas und der Römer denken, deren guter Zustand nur auf das Können der Erbauer zurückzuführen war. Ähnliches vermutete ich hier, denn die derzeitigen Bewohner des Landes wirkten primitiv und brutal und schienen die Arbeit zu scheuen; ihnen stand der Sinn mehr nach Silber und Gold und den leichten Dingen des Lebens.
»In ihrer strengen Art erinnern sie mich sehr an mein Volk«, sagte Seg. »Diese Städte und Dörfer müssen ständig im Krieg miteinander liegen.«
»Durchaus möglich«, meinte Delia. »Die Straßen verbinden die Orte, doch zwischen jeder Stadt und ihrem Einflußgebiet liegen unbevölkerte Landstriche.«
Mehr als einmal sahen wir hochfliegende Vögel und geflügelte Ungeheuer und versteckten uns, denn wir wußten, was wir von solchen Wesen zu erwarten hatten.
Langsam begannen wir zu begreifen, was es mit der Bezeichnung ›Unwirtliche Gebiete‹ auf sich hatte. Dieser Name bezog sich weniger auf die Natur oder die wilden Tiere als auf die Menschen. Ich machte mir weiter Gedanken über die Richtung unserer Wanderung, doch
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