Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
das große Jikai! Wie schlau das eingefädelt war, um die Sklaven zur Flucht anzuhalten! Ohne Hoffnung mochten sie zwar auch fliehen, aber es würde keinen solchen Spaß machen. Was für eine Perfidie!
Die Führer gaben den Opfern einen Grund zur Flucht. Sie lebten in dem Wahn, mit einem ganzen Tagesmarsch Vorsprung hätten sie eine Chance. Und plötzlich ging mir ein weiterer Grund für das schlimme Tun auf. Die verschiedenen Sklavengruppen ließen sich auf diese Weise in verschiedene Gebiete der Insel lenken. So wurde vermieden, daß mehrere Jagdgruppen aneinandergerieten.
Je mehr ich über das niederträchtige System nachdachte, desto klarer wurde mir seine Eleganz und Einfachheit – und die Grausamkeit des Spiels.
Während ich so über die diabolischen Gedankengänge des Kovs von Faol und seines Sklavenmeisters Nalgre nachdachte, schritt ich im Mondlicht auf und ab.
Dann kehrte ich zu dem Baum zurück, in dem meine Leidensgenossen fest schliefen.
Und das war der letzte Beweis. Der Wein, den uns die Führer großzügig zur Verfügung stellten, enthielt ein Schlafmittel. Die Führer standen einfach auf, spazierten davon und wurden von einem Flugboot an Bord genommen.
Schließlich mußte ich die Sklaven losbinden und schlafend zum Flugboot bringen. Das Fahrzeug war eben groß genug, um alle achtzehn aufzunehmen, wenn es auch ziemlich eng wurde.
Ich erinnerte mich an die Flugstunden, die Delia mir gegeben hatte, zog das Flugboot in die Luft und ließ es dicht über den Baumwipfeln dahinfliegen. Ich mußte sofort handeln; es wäre Wahnsinn gewesen, bis zum Morgen zu warten. Und morgen früh würden die vornehmen Jäger keine Opfer finden, keine Beute für ihre Menschenjäger, keine Ziele für ihre Pfeile oder Schwerter.
Als schließlich Havil und Far über dem Dschungel aufstiegen, steuerte ich das Flugboot in eine Lücke zwischen den Bäumen. Unter uns strömte langsam ein Fluß dahin, ein breiter bräunlicher Strom mit flachen Ufern und schuppigen Wasserrisslaca, die nachts auf die Jagd gingen. Wenigstens jagten sie nur, um ihren Hunger zu stillen!
Ich ließ das Flugboot über dem braunen Wasser dahingleiten und fand schließlich eine günstige Stelle, wo der Dschungel die lose Erde überwuchert und eine überdachte Fläche geschaffen hatte. Mit einiger Mühe steuerte ich den Voller unter das Blätterdach. Das Flugboot sah etwas anders aus als die Maschinen, die ich in Vallia und Zenicce gesehen hatte; es wirkte weitaus stabiler und hatte Lenkholzplanken und bronzene Stoßkanten; nur die blütenblattähnliche Grundform war auch hier vorhanden.
Ein glatzköpfiger Gon aus unserer Gruppe rollte sich schnarchend herum und stieß einen Fristle in die Seite; stöhnend und gähnend begann die ganze Sklavengruppe zu erwachen.
Ich ließ die Leute zunächst allein und ging zum Flußufer hinunter. Ringsum erstrahlte der kregische Dschungel in voller Pracht. Mondblumen öffneten ihre äußeren Blütenblätter, rote und gelbe und orangefarbene Blumen verschiedener Formen bereiteten sich auf den Tag vor. Ich hätte mich am liebsten in das Wasser gestürzt, was aber nicht empfehlenswert gewesen wäre. Die Risslaca waren hungrig. Ich schöpfte eine Handvoll Wasser und benetzte mir damit Gesicht und Körper – im nächsten Augenblick hörte ich ein bösartiges Krächzen über meinem Kopf und blickte auf.
Über mir schwebte der Gdoinye, die Flügel in der Morgenbrise ausgebreitet, die über den Fluß heranstrich. Sein Kopf war geneigt. Ein herrlicher Anblick im Mischlicht der aufsteigenden Sonnen.
»Du bist ein Dummkopf, Dray Prescot!«
»Das hast du mir schon einmal gesagt, am Strand in Valka!«
»Noch lassen wir dich mit deinen kleinen Spielchen gewähren. Wir hoffen, daß du dich amüsierst. Noch ist es Zeit.«
»Zeit wofür? Ich spiele hier keine Spielchen! Warum zwingt ihr mich gegen meinen Willen bei euren Spielchen mitzu...«
»Wir handeln aus Gründen, die du nicht verstehst, Dray Prescot. Wenn du erwachsen wirst, besitzt du vielleicht auch ein Gehirn, das die einfachen Tatsachen des Lebens auf diesem Planeten begreift. Im Augenblick bist du nicht viel mehr als ein kleines Kind, wie uns deine Streiche hier auf Faol gezeigt haben.«
»Streiche!« brüllte ich. »Ich habe zu tun versucht, was ich für richtig halte – ohne jede Hilfe von euch! Woher soll ich wissen ...«
»Wenn du Yaman erreichst, findest du vielleicht Antworten, die es in Aphrasöe nicht gibt.«
»Ich habe nicht darum gebeten, nach
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