Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Sie für eine Beförderung vorschlagen«, sagte er. »Er meint, Sie hätten uns gerettet.«
»Richten Sie ihm aus, dass ich dankbar bin«, erwiderte Sula. »Aber sind solche Empfehlungen nicht die Aufgabe des Kapitäns?«
»Der Kapitän ist tot«, erwiderte Foote knapp.
Der tote Kapitän war vermutlich Footes Onkel, der Jachtpilot, der nun nicht mehr für stetige Beförderungen seines Neffen Jeremy sorgen konnte.
»Tut mir leid, dass Ihr Onkel tot ist, Foote.«
Er nickte grimmig. »Es hat uns böse erwischt«, erklärte er. »Wenn Sie nicht verletzt sind, müssen Sie bei der Schadensbegrenzung helfen.«
»Ich brauche nur noch ein Paar Schuhe«, sagte Sula, »dann stehe ich zur Verfügung.«
Die Bombardierung von Delhi hatte nicht nur ihren Kapitän, sondern auch den Zweiten und Dritten Leutnant und alle anderen führenden Offiziere verloren. Das vordere Drittel des Schiffs war luftleer, im Magazin befanden sich kaum mehr als ein Dutzend Raketen, und
es gab nur noch eine einzige Pinasse - diejenige, mit der Sula gekommen war.
Damit war die Delhi wie die anderen fünf überlebenden Schiffe allerdings immer noch in einem besseren Zustand als der gesamte Rest der Heimatflotte.
Die nächsten zwei Tage war sie damit beschäftigt, Löcher zu flicken, zerstörte Bereiche neu auszustatten, beschädigte Geräte zu ersetzen und die neue Ausrüstung zu testen. Am Ende des zweiten Tages gelang es ihrem Trupp, im Bereich um die Brücke wieder Druck aufzubauen und die Leichen von Kapitän Foote und den anderen Offizieren zu bergen. Sie waren durch einen Brand ums Leben gekommen und nicht erstickt, denn sie trugen ihre Helme. Auf der Brücke gab es keine brennbaren Stoffe, doch die Hitze war enorm gewesen, und wenn die Temperatur weit genug steigt, kann irgendwann sogar Stahl verbrennen. Auf den Wänden zeichneten sich geschmolzene Metalltropfen ab wie Tränen.
Die verkohlten Leichen, die wie Embryos zusammengezogen waren, wurden in Säcke gesteckt und zur Frachtschleuse gebracht. Zwischen den Toten fühlte Sula sich auf eigenartige Weise wohl. Sie betrachtete die Kohlespuren auf ihren Händen. Nimm uns das Wasser weg, und das hier bleibt von uns übrig.
Irgendwie fand sie den Gedanken sogar beruhigend.
»Das Leben ist kurz, nur die Praxis währt ewig«, las der Erste Leutnant bei der Totenmesse. »Wir dürfen Trost und Sicherheit in der Weisheit finden, dass alles, was wichtig ist, auch bekannt ist.«
Die Toten wurden mit Sprengsätzen in den Raum befördert. Danach nahm der Erste Sula zur Seite und sagte ihr, der Geschwaderkommandant habe sie zum Unterleutnant befördert, um auf der Delhi eine Lücke zu schließen.
Sieh mal an, dachte sie, nun werde ich aus höchst ungewöhnlichen Gründen befördert.
Als sie am nächsten Tag erschöpft auf ihrer Koje lag, hörte sie zufällig, wie die anderen Kadetten sich über die Prüfungsergebnisse unterhielten. Eine hatte gut abgeschnitten und freute sich, dass sie bald ebenfalls befördert würde und nicht mehr auf Sula neidisch sein müsste.
Sula drehte sich zu der Frau um und glaubte, sie wiederzuerkennen.
»Warte mal«, sagte sie, »hast du nicht mit mir zusammen an der Prüfung in Zanshaa teilgenommen, die hinterher nicht gewertet wurde?«
Die Kadettin sah sie überrascht an. »Hast du denn die Mitteilung nicht bekommen? Der Prüfungsausschuss hat entschieden, die Prüfungen doch zu werten, weil sie dringend Offiziere brauchten. Die Prüfung über die Praxis dürfen demnach durch Zeugnisse von Vorgesetzten ersetzt werden.«
»Aha«, machte Sula.
Sie eilte zum nächsten Computeranschluss, rief ihre Ergebnisse ab und stellte fest, dass sie tatsächlich den ersten Platz belegt hatte.
Dann dachte sie an Caro Sula, die in den Iola glitt, an
das kalte braune Wasser, das um sie herum aufstieg, und auf einmal hatte sie einen Kloß im Hals und fragte sich, ob die Gleichung jetzt aufging. Konnten eine beispielhafte Karriere und zweitausend tote Naxiden den Tod eines nutzlosen reichen Mädchens aufwiegen?
Alles Wichtige ist bereits bekannt. Anscheinend galt das doch nicht für alles. Einige Stunden später erneuerte sie mit einem Trupp Kabelstränge, die während der Schlacht durch Kurzschlüsse beschädigt worden waren. Sie mussten einen ganzen Flur hinunter Kapitän Footes Parkettboden aufreißen, um an die Kabelschächte zu gelangen. Als sie auf den nackten Verstrebungen balancierten, mussten sie sehr vorsichtig sein, um nicht mit dem ungeheuer heißen Rohr der Kühlung
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