Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
bandagiert, sie hatte den gesunden Arm zur Unterstützung unter den verletzten geschoben.
Sie war ein wenig errötet und atemberaubend schön. Ihre grünen Augen waren etwas entrückt, als hätte sie Fieber. Vielleicht hatte sie Schmerzen.
»Ich habe also überlebt«, begann sie. »Ich bin die einzige Überlebende meines Schiffs. Die Delhi hat mich aufgelesen, auch dort sind eine Menge Leute gefallen.« Sie hielt inne, und jetzt erst wurde Martinez bewusst, dass sie offenbar die Pinassenpilotin war, die allein ein ganzes feindliches Geschwader vernichtet hatte. In dem
Bericht, den die Flotte ihm geschickt hatte, hatten keine Namen gestanden.
Sula leckte sich mit ihrer Zungenspitze über die Lippen, dann fuhr sie fort.
»Daraus habe ich etwas gelernt. Ich bin der zweitglücklichste Mensch im Universum. Wissen Sie, wer der Glücklichste ist?« Die grünen Augen funkelten. »Das sind Sie, Gareth Martinez. Sie sind Kommandant der Corona und haben die Goldene Kugel bekommen.« Sie lächelte leicht.
Sie weiß noch nicht, dass ich inzwischen Geschwaderkommandant bin, es wurde wohl nicht allgemein bekanntgegeben, dachte Martinez erstaunt.
»Als mir dies bewusst wurde, habe ich einige Entscheidungen getroffen«, fuhr sie fort. »Zuerst einmal: kein Gejammer mehr. Ich werde mich nicht mehr über meine Vorgesetzten oder den Mangel an Protektion beklagen, nicht über die Tatsache, dass ich im Vergleich zu jedem anderen Offizier der Flotte nicht sehr viel Geld habe. Kein Gejammer über …« Sie zögerte. »Über meine Vergangenheit. Warum sollte ich mich beklagen? Ich bin der zweitglücklichste Mensch im Universum.«
Sie beugte sich zur Kamera vor. »Auch Sie sollten sich nicht beklagen. Sie sind sehr unterhaltsam, wenn Sie es tun, und ich muss darüber lachen, aber Sie hatten vorher schon keinen Grund dazu, und jetzt haben Sie erst recht keinen mehr, denn Sie sind der glücklichste Mensch im Universum. Worüber sollten Sie sich also beklagen?«
Sie lehnte sich zurück, was ihr offenbar Schmerzen bereitete, denn sie zuckte leicht zusammen und hielt den verletzten Arm wie ein rohes Ei. Dann blickte sie mit undurchschaubarer Miene in die Kamera.
»Mein zweiter Entschluss«, sagte sie, »ist, Sie zu suchen, sobald das Schicksal und die Flotte es erlauben. Zwei Glückliche wie wir - was gibt es, das wir nicht zusammen erreichen könnten?« Ihr Blick irrte ab. »Ende der Sendung.«
Martinez hatte Mühe, die Fassung zu wahren, und starrte lange das Ende- Symbol auf dem Bildschirm an. Dann drückte er auf einen Knopf, um das Video zurückzuspulen und es noch einmal anzusehen, doch im letzten Moment beherrschte er sich.
Als Nächstes dachte er daran, ihr zu antworten, doch er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.
Der Kommunikator piepste. »Martinez hier«, meldete er sich und sah Kellys gehetztes Gesicht vor sich.
»In den Waffenschächten ist das Chaos ausgebrochen, mein Lord. Chau hat während eines Ladevorgangs einen Roboter in Schrott verwandelt. Er steht unter Arrest, weil er Tippel in den Hintern getreten hat, und wir wissen immer noch nicht, was wir mit dem Roboter tun sollen. Er blockiert alles und ist zu groß, um ihn einfach wegzuschieben.«
Und was zum Teufel soll ich da jetzt machen?, hätte Martinez am liebsten geschrien.
Dann aber dachte er: nicht jammern, stand auf und machte sich an die Arbeit.
Der Schlund klaffte riesig und rot hinter der dünnen Eisschicht, die sich auf dem Cockpitfenster des Rettungsbootes gebildet hatte. Oberstabsfeldwebel Severin hatte sich inzwischen an die Kälte gewöhnt und dachte sich nichts mehr dabei, dass sein Atem als Wolke vor ihm stand und ihm ständig die Nase lief. Er hatte sich daran gewöhnt, sogar im Bett mehrere Schichten Kleidung zu tragen und sich beim Aufstehen in eine Thermodecke zu wickeln, mit der er aussah wie ein wandelndes Zelt. Er hatte sich daran gewöhnt, dass an den Wänden des Rettungsbootes Feuchtigkeit kondensierte, und an die Aktivitäten des naxidischen Geschwaders im Protipanu-System.
Die acht Schiffe hatten den langen, langen Bremsvorgang abgeschlossen und waren in das System eingedrungen, wo sie inzwischen gemächlich um den Braunen Zwerg und seine äußeren Planeten kreisten. Sie wussten jetzt, wo sich das Wurmloch befand, machten aber keine Anstalten, es auch zu benutzen. Die Pläne, die sie vorher gehabt hatten, waren inzwischen offenbar umgestoßen worden. Außerdem hatten die Naxiden Verstärkung bekommen. Zwei weitere Kriegsschiffe
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