Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Defensivlaser blitzten, und die Raketen explodierten. Michi feuerte noch ein paar ab. Eine halbe Stunde nach ihren Kameraden starben die letzten Überlebenden des Fünften Leichten Geschwaders, nachdem sie tapfer und mit einer Geschicklichkeit gekämpft hatten, die kein anderer Naxide jemals rühmen würde.
Martinez sah das Schiff sterben und empfand nicht annähernd das gleiche Mitgefühl wie beim Tod der Mannschaften in den Wurmlochstationen. Das feindliche Kriegsschiff war beinahe so hilflos wie die Relaisstationen, doch es hatte geholfen, eine Reihe seiner Gefährten zu töten. Mit bitterer Zufriedenheit beobachtete er die Explosion.
»Alle Schiffe reduzieren den Schub auf ein halbes Grav«, befahl Michi. »Bereiten Sie sich vor, die Pinassen und die restlichen Raketen wieder aufzunehmen.«
»Nachricht über Funk von der Celestial, meine Lady«, meldete Coen. »Leutnant Gorath berichtet.« Die Celestial hatte seit Michis erster Anfrage geschwiegen, doch da der Kreuzer weiter manövriert hatte, wie es dem Sternsprung Variante Eins entsprach, war sofort klar gewesen, dass es Überlebende gab, die zunächst die Kommunikation wiederherstellen mussten.
»Leutnant Gorath glaubt, die vier vordersten Abteilungen seien luftleer«, fuhr Coen fort. »Kapitän Eldey und alle anderen auf der Brücke sind wahrscheinlich tot. Das Schiff ist manövrierfähig. Die verlorenen Sensoren werden gerade ersetzt. Die Kommunikation und die Defensivlaser funktionieren nicht. Eine Raketenbatterie ist vermutlich zerstört, doch die Strahlung ist zu hoch, um es mit Sicherheit sagen zu können.«
»Sagen Sie Leutnant Gorath, dass sie ihre Sache gut gemacht hat«, erwiderte Michi. »Wir sind bereit, ihr jede erdenkliche Hilfe zu gewähren.« Sie wandte sich an Martinez. »Kapitän Martinez, befehlen Sie bitte allen Schiffen, sie sollen die Celestial visuell überprüfen und die Resultate an Leutnant Gorath senden.«
»Ja, meine Lady.« Da sich die Torminel auf der Hilfsbrücke befand und die meisten Sensoren zerstört waren, konnte sie sich im Augenblick nur indirekt über den Zustand ihres Schiffs informieren. Die Fotos würden ihr sicherlich helfen.
Das Geschwader stellte den Schub ein, richtete sich neu aus und nahm Fahrt in Richtung des Wurmlochs Protipanu Drei auf, das noch fast fünf Tage entfernt war. Die Mannschaften durften einstweilen die Kampfstationen verlassen, und die noch aktiven Raketen wurden von den Schiffen, die sie abgefeuert hatten, wieder eingesammelt. Von den vierzehn Pinassenpiloten, die in den Raum geschossen worden waren, um die Raketen in die Ziele zu lenken, hatten acht überlebt. Einer davon war der einzige Überlebende der Beacon . Bis auf den traumatisierten Daimong-Kadetten, der an Bord des Flaggschiffs einen getöteten Piloten ersetzen konnte, kehrten sie auf ihre Schiffe zurück. Die Unterkunft der Kadetten würde fortan nicht mehr angenehm riechen, aber die Bewohner würden sich vermutlich nicht beklagen. Ihnen war klar, wie leicht auch die Illustrious hätte in radioaktiven Staub verwandelt werden können.
Martinez würde das bleiche, erschrockene Gesicht des Kadetten von der Beacon jedenfalls nicht gerne sehen, doch das lag weder an dessen Anblick noch am Geruch. Der Daimong war eine lebende Erinnerung daran, dass es ihm nicht gelungen war, sein Versprechen zu erfüllen und einen weiteren Sieg ohne eigene Verluste zu erringen.
Mit gemischten Gefühlen verließ er den Leitstand, brachte den Vakuumanzug in den Lagerschrank in seiner Kabine zurück, duschte und zog sich um. Als der Kommunikator zirpte und ihm die Einladung übermittelte, mit dem Kapitän zu essen, willigte er ein.
Vor seinem inneren Auge sah er immer noch die Feuerlanze, die nach der Beacon griff. Hätte er sich richtig konzentriert oder die Bedeutung früh genug erkannt, dann hätte er vorhersehen können, dass aus dieser Richtung Raketen anflogen, und das Defensivfeuer des Geschwaders rechtzeitig auf die richtige Stelle gelenkt.
Bleskoth, du Bastard, dachte er. Die Zerstörung der Beacon durch die Naxiden war eine persönliche Beleidigung. Ein bewusster Angriff auf Martinez’ Wertvorstellungen.
Martinez’ Kommunikator zirpte leise, und ein Licht blinkte. Es war die Weckfunktion, die er selbst aktiviert hatte. Normalerweise hätte er sich sofort erinnert, worum es ging, doch er war zu müde, sich das Gehirn zu zermartern. Er rief den Inhalt ab und erfuhr, dass die Wurmlochstation Drei ungefähr in diesem Augenblick zerstört
Weitere Kostenlose Bücher