Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
weitere Kurskorrekturen und sah Lady Michi fragend an.
»Erlaubnis zum Sternsprung, meine Lady?«, fragte er.
Sie nickte. »Erlaubnis erteilt, Lord Kapitän.«
»An alle Schiffe, Sternsprung Variante Eins, ausführen um achtzehn zweiundzwanzig nulleins«, sendete Martinez.
Coen empfing die Rückmeldungen der anderen Kapitäne. Die Beschleunigung brach abrupt ab, und Martinez’ Magen machte einen Sprung bis zum Hals. Die Illustrious drehte sich, Martinez’ Käfig folgte pendelnd der Bewegung, dann setzte der Schub wieder ein, und seine Liege fuhr abrupt in die Richtung, die jetzt »unten« war. Die Einheiten der ChenForce lösten sich voneinander und bewegten sich in einem scheinbar willkürlichen Tanz, der auf der Chaosmathematik beruhte, die Caroline Sula in die neuen Flottenmanöver eingearbeitet hatte. Im Grunde folgten die Schiffe jedoch der konvexen Hülle einer sich dynamisch verändernden geometrischen Figur.
Bleskoths Geschwader formierte sich für den Vorbeiflug an Okiray. Ganz egal, was die ChenForce jetzt tat, für ihn war es zu spät, um noch vom geplanten Kurs abzuweichen.
»An alle Schiffe«, befahl Martinez, »Salve abfeuern.«
» Illustrious bestätigt, Challenger bestätigt …«
Als hundertsechzig Raketen und zwei weitere Pinassen in den Weltraum rasten und Kurs auf den Feind nahmen, waren die Naxiden schon wieder bewusstlos, weil sie mit hohem Schub auf Okiray zuhielten. Mit der Salve konnten sie sich erst befassen, wenn sie wieder aufgewacht waren.
Wenn Martinez Glück hatte, würden sie überhaupt nicht mehr aufwachen.
Das Fünfte Leichte Geschwader der Rebellen stürzte sich in Okirays Schwerkraftfeld. Die ersten hundertachtundzwanzig Raketen, die im Planetenschatten gelauert hatten, schossen los, um sie abzufangen.
Auf seinen Displays sah Martinez nichts außer einem Ausbruch von Antimaterieenergie, Gammastrahlen und energiereichen Neutronen, der vom Kern der expandierenden Plasmawolke ausging. Offensichtlich hatte die automatische Laserabwehr der Naxiden eine Reihe der anfliegenden Geschosse ausgeschaltet, und diese hatten wiederum weitere Raketen explodieren lassen, die dasselbe Ziel ansteuerten. Einige müssten aber durchkommen, sagte Martinez sich.
Als er die Displays nach den feindlichen Einheiten absuchte, hörte er ein seltsames Knirschen. Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass es seine eigenen Zähne waren. Mit einer immensen Willensanstrengung entspannte er sich.
Die Sekunden verstrichen, und dann sank ihm das Herz, als die Schiffe aus der expandierenden, abkühlenden Plasmawolke herauskamen. Zwei, zählte er. Drei, sieben . Mehr nicht.
Zehn waren hineingeflogen, sein Angriff hatte also fast ein Drittel der naxidischen Kräfte ausgeschaltet.
Es hätten mehr sein sollen, sagte er sich enttäuscht. Michi Chens Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»An alle Schiffe«, sagte sie, »die nächste Salve abfeuern.« Coen übermittelte den Befehl an die anderen Einheiten.
Wieder machten sich hundertsechzig Raketen auf den Weg, gesteuert von den Waffenoffizieren an Bord der Schiffe. Als die Illustrious dem Sternsprung Variante Eins entsprechend einen Kurswechsel vornahm, wurde Martinez kurz auf seine Liege gepresst.
Eins der naxidischen Schiffe flog auf einem anderen, eigenen Kurs. Seine Triebwerke waren nicht aktiv, doch es feuerte offenbar weiterhin Raketen ab und beteiligte sich am Kampf.
Die anderen hatten sich inzwischen hinter die Illustrious gesetzt. Bleskoth hatte tatsächlich die ganze Zeit die Absicht gehabt, die ChenForce zu verfolgen, bis die eine oder die andere Seite besiegt war.
Die sechs naxidischen Einheiten stellten die Beschleunigung ein und schossen Raketen ab. Dann drehten sie sich um sich selbst und bremsten stark ab, um die ChenForce nicht zu schnell zu überholen. Sie wussten, dass sie in Schwierigkeiten steckten.
Martinez grinste wild. Es funktionierte wundervoll.
»Eine weitere Salve«, befahl Michi Chen.
Die Feinde spuckten jetzt mit unglaublicher Geschwindigkeit Raketen aus. Die meisten waren als Abwehrfeuer gedacht, die übrigen sollten einen Gegenangriff vortragen. Die naxidischen Attrappen hatten inzwischen neue Befehle bekommen und hielten auf ihre Ziele zu. Einzelne Kapitäne und Waffenoffiziere antworteten bereits mit Defensivmaßnahmen.
Martinez beobachtete die Entwicklung und staunte über die Ruhe und Ordnung im Leitstand. In seinen früheren Schlachten hatte er das Kommando gehabt und im Zentrum der Aktivitäten gestanden –
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