Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
hohen Beschleunigungen ertragen, die Menschen noch aushalten konnten. Da bereits ihre Urahnen durch den Weltraum geflogen waren, vermochten ihre Gehirne allerdings hervorragend mit Manövern in drei Dimensionen umzugehen, und sie galten als meisterhafte Taktiker.
Wenigstens würde die virtuelle Anwesenheit des Geschwaderkommandanten, der Kamarullahs erbitterter Feind war, diesen davon abhalten, in aller Öffentlichkeit allzu herablassend aufzutreten.
»Meine Lords«, begrüßte Martinez die anderen Teilnehmer.
»Lord Kapitän«, sagte Do-faq und zeigte ihm die Stummelzähne seines Fleischfressermundes. Gemessen an seinem hohen Rang war er noch sehr jung, wie das dunkle, fedrige Haar auf beiden Seiten seines flachen Kopfes bewies. Wenn ein Lai-own völlig ausgewachsen war, verlor er diesen Schmuck. Der Kommandant gab sich geschäftsmäßig, ohne dabei schroff zu wirken. Martinez war ihm noch nicht von Angesicht zu Angesicht begegnet und konnte seine Persönlichkeit kaum einschätzen. Do-faqs Vorgeschichte mit Kamarullah legte allerdings die Vermutung nahe, dass Martinez sich nur selbst schaden konnte, wenn er dieses Flugwesen enttäuschte.
Nacheinander tauchten die Gesichter der übrigen Kapitäne auf dem virtuellen Display auf. Do-faq leitete die Besprechung ein, indem er die wichtigsten Ereignisse des virtuellen Manövers, an dem alle teilgenommen hatten, noch einmal zusammenfasste. Dann folgte eine detaillierte Schilderung der Leistungen jedes Schiffs. Die Corona wurde kritisiert, weil sie die Anweisungen an andere Schiffe des leichten Geschwaders nur verzögert weitergeleitet und die Befehle selbst nur unzulänglich ausgeführt hatte.
»Ja, mein Lord«, sagte Martinez. Es wäre sowieso nicht sinnvoll gewesen, Entschuldigungen vorzubringen.
Er sah den stillen Triumph in Kamarullahs Augen, als Do-faq kurz und bündig einräumte, dass dessen Schiff sich gut geschlagen hatte.
Do-faq hatte fast jeden Tag ein Manöver angesetzt. Die Schiffe flogen in einer engen Formation und waren über Kommunikationslaser verbunden, damit sie alle in der gleichen virtuellen Umgebung operieren konnten. Die Manöver selbst liefen weitgehend automatisch ab und stammten aus dem unerschöpflichen Fundus der Flotte, die seit Jahrtausenden alle nur denkbaren Übungen archivierte. Do-faq befahl Manöver, bei denen das schwere und das leichte Geschwader gegeneinander kämpften oder gemeinsam gegen einen vom Computer generierten Feind antraten. Manchmal kamen sie auch als Teile einer größeren Flotte zum Einsatz. Individuelle Aktionen waren nicht vorgesehen oder beabsichtigt. Die Schiffe wurden ausschließlich danach beurteilt, wie gut sie die Befehle ausführten, und nicht danach, wie gut sie gegen den »Feind« kämpften. Die Seite, die siegen sollte, blieb immer siegreich und demonstrierte somit die Überlegenheit der Doktrin der Flotte gegenüber anderen Taktiken, die natürlich weniger gut waren und daher scheitern mussten.
Die Corona hatte in den Bewertungen nach den Übungen regelmäßig schlecht abgeschnitten und belegte nur deshalb nicht ständig den letzten Platz, weil andere Schiffe ebenso unzulänglich vorbereitet waren wie die Corona . Manöver waren in der Flotte sehr unbeliebt und galten als äußerst unangenehm, weil sie die Fähigkeiten der Offiziere auf die Probe stellten und die Mannschaft von wichtigeren Aufgaben abhielten – wie etwa, Messing zu polieren, den Fußboden zu wachsen und die Maschinen blank zu wienern, um auf eine überraschende Inspektion vorbereitet zu sein. In einer Streitmacht, die seit dreitausendvierhundert Jahren keinen Krieg mehr erlebt hatte, waren die sozialen Tugenden mindestens ebenso wichtig wie die militärischen. Unter Do-faqs Kommando gab es Besatzungen, die bis zu ihrer Abordnung zu FaqForce noch nicht einmal an einem virtuellen Manöver teilgenommen hatten.
Martinez musste Do-faq immerhin zugutehalten, dass dieser erkannt hatte, wie sehr der Krieg die Lage verändert hatte. Der Kommandant war entschlossen, seinen Verband in eine echte Kampfeinheit zu verwandeln, und die täglichen Manöver und Besprechungen trugen ihren Teil dazu bei. Martinez mochte diesen Eifer bei seinem Vorgesetzten, auch wenn ihm die Leistungen seines eigenen Schiffs peinlich waren.
»Meine Lords«, sagte Do-faq zum Abschluss, während er seine goldenen Augen nacheinander auf die virtuellen Teilnehmer der Besprechung richtete. »Ich kann erfreut berichten, dass der Flottenausschuss endlich meinen wiederholten
Weitere Kostenlose Bücher