Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
der Hinrichtungen in Hone-bar würde man wie gesagt drei Tage warten müssen. So würden die Ehrung der Gerechten und die Bestrafung der Korrupten noch einige Zeit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in Anspruch nehmen.
Sula hob eine Hand und rückte ihm den funkelnden neuen Orden zurecht. »Der steht dir gut«, bemerkte sie.
»Ja, wirklich«, erwiderte Martinez erfreut. Er nahm ihre Hand, und seine Miene veränderte sich. »Du bist ja ganz kalt«, sagte er.
»Ja, ich …« Sie atmete tief durch. »Ich bin sehr nervös.«
Er betrachtete sie besorgt, dann bot er ihr abermals seinen Arm und führte sie in den Saal zurück. »Ich würde dich gern zu einem Ort bringen, wo wir unter uns sind. Es sei denn, das macht dich noch nervöser, statt dich zu beruhigen.«
»Ich glaube … es wird schon gut sein, was immer du entscheidest.«
Sie hatte beschlossen, einfach dem Mann zu folgen, der mehr Erfahrung hatte als sie. Martinez setzte eine abweisende Miene auf, die alle anderen davon abhielt, sich ihnen zu nähern, während er mit Sula nach draußen marschierte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er die Corona geführt hatte – prägnant, energisch und sehr streng. Als sie den Empfangssaal verlassen hatten, liefen sie durch einen Flur und anschließend durch einen Salon, bis sie ein kleines, zurückhaltend möbliertes Zimmer erreichten.
»Das ist Rolands Büro«, erklärte Martinez. Er strich mit den Fingerknöcheln über die goldenen Einlegearbeiten und die verborgenen Schaltungen, die den Zugriff auf die verschiedenen Computersysteme des Palasts erlaubten. Schließlich setzte er sich auf die Schreibtischkante, nahm ihr das Glas Mineralwasser ab und stellte es auf den Tisch. Er zog sie an sich. Sie spürte seine Körperwärme auf den bloßen Schultern und im Gesicht.
»Könnte es deine Nervosität lindern, wenn ich dich jetzt küsse?«, erkundigte er sich.
Sie kicherte verunsichert. »Schaden kann es jedenfalls nicht«, sagte sie.
Er zog sie näher an sich und küsste sie mit weichen Lippen und nicht zu fordernd. Beides gefiel ihr sehr, und sie entspannte sich ein wenig.
Martinez zog sich zurück. »So langsam erkenne ich, was das Besondere an der Dämmerung von Sandama ist«, sagte er.
Wieder lachte sie unsicher. Die braunen Augen unter den buschigen Augenbrauen blickten vorsichtig und forschend, waren aber frei von der Aufdringlichkeit, die sie so häufig in den Augen anderer Männer beobachtet hatte. Ein netter Trick, dachte sie.
»Du bist das Schönste an diesem Abend«, sagte er. Sein Atem wärmte ihre Wange. »Und ich bin der glücklichste Mann im ganzen Reich. Das hast du jedenfalls mal gesagt.«
Sula errötete und schlug die Augen nieder. »In solchen Momenten weiß ich nie, wie ich mich verhalten soll«, erwiderte sie.
»Du könntest ja mal versuchen, mein Aussehen zu preisen«, meinte er, »aber wenn du nicht so dreist lügen willst, würde es auch reichen, einfach ›danke‹ zu sagen und so hübsch zu erröten, wie du es jetzt gerade tust.«
»Danke«, hauchte sie.
Er nahm sie in die Arme und küsste sie wieder. Ihre ganze Haut schien zu glühen, und sie legte impulsiv die Hände an seinen Kopf und erwiderte den Kuss, worauf er überrascht und dann sehr erfreut reagierte. Flüssiges Feuer rann durch ihre Adern. Schließlich löste er sich keuchend aus dem Kuss und liebkoste ihren Halsansatz und die Grube hinter ihrem Schlüsselbein, bis Sula ein Schauder durch den ganzen Körper lief. Sie fuhr mit den Fingern durch seine gewellten braunen Haare.
Wieder keuchte er, zog sich abermals zurück und betrachtete sie. »Es gibt hier eine Geheimtür«, sagte er drängend und fast wie im Fieber. »Lass uns verschwinden und woanders hingehen. Wir müssen ja nicht dein sagenhaftes Bett benutzen, wenn du dich nicht wohlfühlst, aber lass uns bitte hier verschwinden und zusammen sein. Wo auch immer du willst.«
Überrascht erwiderte sie seinen Blick. »Ich kann dich doch nicht von deiner eigenen Party entführen. Du bist der Ehrengast.«
»Es ist meine Party, und ich kann gehen, wann immer ich will.« Wieder küsste er ihre Kehle, und sie schauderte und hielt ihn einen Moment fest. Dann legte sie ihm die Hand auf die Brust und schob ihn fort.
»Nein«, beharrte sie, »du darfst nicht unhöflich zu deinen Gästen sein.«
»Sie sind überhaupt nicht meine Gäste«, protestierte Martinez. »Sie sind Rolands Gäste. Meinetwegen auch Walpurgas oder Vipsanias Gäste. Die meisten Leute kenne ich nicht
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