Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
sprach ein stummes Dankgebet, dass sie mit diesem lebenden, atmenden Inbegriff hormongesteuerter männlicher Fantasien nicht länger reden musste. Alle drehten sich zu Roland um, der sich mit einem Schlegel in der Hand aufgebaut hatte. Er schlug ein zweites Mal auf den großen alten Gong, freute sich offenbar über den lauten Klang und hängte den Schlegel am Riemen auf. Dann wandte er sich lächelnd an die versammelten Gäste.
»Wir haben uns hier zu Ehren meines Bruders Gareth versammelt, der gegen die naxidischen Rebellen einen glorreichen Sieg errungen hat. Nun möchte ich allerdings die Gelegenheit ergreifen, im Namen unserer Familie eine wichtige Erklärung abzugeben.«
Er winkte Vipsania, die in ihrem mit Perlen bestickten Kleid neben einem lächelnden Mann stand, der die dunkelrote Jacke eines Konvokaten trug. »Ich möchte gern die bevorstehende Heirat meiner Schwester Lady Vipsania mit Lord Konvokat Oda Yoshitoshi bekanntgeben.«
Yoshitoshi war ein breitschultriger Mann mit schimmernden Haaren, dessen Schläfen bereits auffällig weiß waren. Lächelnd nahm er Vipsanias Hand, während das Publikum applaudierte.
Sula spürte Martinez’ Überraschung. »Hast du nichts davon gewusst?«, murmelte sie.
»Ich hatte keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal, wer er eigentlich ist.«
Auch Sula kannte den Mann nicht. Es gab einen Kapitän Lord Simon Yoshitoshi, der die Enthüllung der Praxis kommandierte, ein großes Schlachtschiff der Praxisklasse, doch mehr wusste sie nicht über den Yoshitoshi-Clan.
Auch wenn Martinez über seinen angehenden Schwager erstaunt und verblüfft war, hob er höflich das Glas, als der Applaus erstarb, und brachte als Erster einen Trinkspruch auf das Paar aus. Sula nippte an ihrem Mineralwasser. Darauf folgten weitere Toasts, und schließlich eilten die Gäste herbei, um das Paar zu beglückwünschen.
Als die Meute endlich von Vipsania und Yoshitoshi abließ, stand Sula auf der anderen Seite des Raumes, während Martinez und Amanda Taen mit ihrer üppigen Figur anscheinend sehr vertraulich miteinander redeten.
So plauderte Sula niedergeschlagen mit PJ Ngeni, der sich, anscheinend ebenfalls deprimiert, an die Bronzestatue einer Kriegerin gelehnt hatte. »Wo ist Sempronia?«, fragte sie. »Ich habe sie heute Abend noch gar nicht gesehen.«
PJ starrte das Eis in seinem Highball an. »Sie ist schon seit zwei Tagen krank und hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Ich durfte sie nicht einmal besuchen.«
»Dann muss es etwas Ernstes sein.«
Er sah sie elend an. »Das ist anzunehmen.« Wieder starrte er in sein Glas. Sein Gesicht drückte aus, was Sula empfand. »Ich muss schon sagen, die Verlobung mit Sempronia ist nicht ganz so verlaufen, wie ich es erhofft hatte. Ich dachte, nun ja, es wäre schön, ein so lebhaftes Mädchen auszuführen, und wir könnten am Wochenende aufs Land fahren oder die Clubs besuchen. Leider sehe ich sie nur selten, und wenn ich sie einmal sehe, dann herrscht ein solches Gedränge, dass ich kaum einmal mit ihr allein bin.«
Sula warf einen Blick zu Martinez und Amanda Taen, die sich bei ihm eingehakt hatte. »Ich weiß genau, was Sie meinen«, sagte sie.
Dabei habe ich darauf bestanden, zur Party zurückzukehren. Das habe ich jetzt davon.
PJ musterte sie betrübt. »Sie sehen gut aus, wenn ich das so sagen darf.«
»Vielen Dank.« Sie blickte zum Buffet und der Bar. »Ich spiele mit dem Gedanken, mich bewusstlos zu trinken.«
»Hervorragend«, sagte PJ. »Das sollten Sie tun. Sie haben das Recht dazu.«
Da wurde ihr bewusst, dass PJ bereits stark angetrunken war. Vermutlich wäre er längst auf die Marmorfliesen gestürzt, wenn ihn die bronzene Maid nicht gestützt hätte.
»Sie haben es sich verdient, alles zu tun, was Sie wollen, meine Teuerste. Was immer Sie wollen«, bekräftigte PJ. »Ich dagegen habe überhaupt nichts verdient. Ich habe keine Naxiden getötet, ich habe es nicht einmal geschafft, ein Spion zu werden oder einen Flohmarkt zu veranstalten.«
Sula nahm an, sie müsste erst einmal so betrunken sein wie er, um diesen Gedankengängen zu folgen. »Es ist noch nicht zu spät«, munterte sie ihn auf.
»Das will ich doch hoffen«, antwortete PJ hitzig. »Das will ich sehr hoffen. Ich will nichts lieber als meinen Wert beweisen.«
Dann folgte ein ausführlicher Monolog darüber, dass er seinen Beitrag zum Krieg leisten wolle, sich jedoch völlig unfähig dazu fühlte. Er lobte Sulas Leistungen und pries Sempronia und Martinez, dann
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