Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
nickte.
»Die Illustrious ist auf Sie alle angewiesen. Sie sind für das Schiff sogar noch wichtiger als die Offiziere. Sie sind Profis und Könner in Ihrem Fach. Ich weiß das, weil Kapitän Fletcher Sie sonst gar nicht erst berufen hätte. Die anderen aber – sie sind der Feind. Haben Sie das verstanden?«
Er hatte schon bessere Ansprachen gehalten, doch er hoffte, dass er ihnen die Trennlinie verdeutlicht hatte. Im Krieg war es wichtig, zwischen uns und den anderen zu unterscheiden. Zu seinen eigenen Leuten hatte er soeben die gezählt, auf die er angewiesen war. Die Illustrious war verletzt. Nicht durch ein Gefecht, sondern im Herzen, und die verbleibenden Mannschaftsdienstgrade sollten zur Heilung beitragen. Er hätte die Mörder in den Betten verhaften lassen können, doch das hätte auf ihre Kollegen nicht diesen Effekt gehabt. Er wollte öffentlich demonstrieren, dass die Mörder schuldig waren, und allen aufzeigen, wie lange und wie umfassend die Verräter am Werk gewesen waren. Er wollte zwischen den anderen und uns unterscheiden.
Auf einmal war er sehr müde. Er hatte alles getan, was er sich vorgenommen hatte, und mehr gesagt, als es seine Absicht gewesen war. Jetzt schob er den Stuhl zurück und stand auf. Die anderen folgten seinem Beispiel und nahmen Haltung an.
Martinez hob noch einmal sein Glas. »Auf die Praxis«, sagte er.
»Und jetzt will ich Sie nicht weiter aufhalten«, fuhr er fort, nachdem sie getrunken hatten. »Morgen früh spreche ich mit den neuen Abteilungsleitern.«
Dann gingen sie hinaus, und als sie draußen waren, griff er nach der Karaffe und füllte sein Glas auf. Er trank es halb aus und wandte sich an Alikhan.
»Sagen Sie Perry, dass ich der Geschwaderkommandantin Bericht erstatte und danach in meinem Büro essen will.«
»Ja, mein Lord.«
Alikhan machte kehrt und marschierte hinaus. Martinez wandte sich an Marsden.
»Haben Sie alles protokolliert?«
»Ja, mein Lord.«
»Dann beenden Sie jetzt bitte die Aufzeichnung.«
Marsden gehorchte, stand auf und wartete auf Martinez’ nächsten Befehl.
»Was mit Phillips passiert ist, tut mir leid.«
Der Sekretär schien überrascht. »Mein Lord?«
»Sie hätten ihn retten können, wenn Sie gewollt hätten.«
Marsden zuckte sichtlich zusammen, fing sich sofort wieder und setzte eine undurchdringliche Miene auf.
»Mein Lord, mir ist nicht ganz klar, was Sie damit meinen.«
»Sie haben doch Handsignale und so weiter, nicht wahr? Sie hätten Phillips warnen können, wenn er nicht zufällig auf der Brücke die Wache übernommen hätte.« Er holte Luft und seufzte. »Ich wünschte, Sie hätten es getan.«
Marsden sah ihn an, sagte aber nichts.
»Ich bin schon vor einer Weile draufgekommen«, fuhr Martinez fort. »Thuc war vielleicht ein Killer, aber er war kein Narayanist. Der Anhänger, den wir bei Thucs Sachen gefunden haben, gehört Ihnen. Sie haben ihn dort eingeschmuggelt, als ich Sie bat, Thucs Sachen zu holen. Sie wussten, dass ich wegen des Kults eine Untersuchung einleiten wollte, und haben versucht, das Beweismittel loszuwerden. Deshalb haben Sie Ihren Anhänger abgenommen und zu Thucs Sachen gelegt.«
Marsdens Halsmuskeln zuckten. Mit versteinerter Miene erwiderte er Martinez’ Blick.
»Mein Lord«, sagte er, »das ist reine Spekulation.«
»Ich konnte einfach nicht verstehen, warum Sie sich so seltsam benommen haben«, sagte Martinez. »Sie waren wütend, als ich die Narayanisten erwähnt habe – Sie haben mich sogar gewarnt, die Fletchers nicht zu beschuldigen und mich gezwungen, Sie auf der Stelle zu durchsuchen. Natürlich hatten Sie Ihren Anhänger längst verschwinden lassen. Mir war nicht klar, dass ich Ihren Glauben beleidigt habe. Das Problem ist nur, dass Phillips aufgrund dieses Anhängers in Verdacht geriet. Sie konnten nicht wissen, dass Thucs Fingerabdruck auf Kosinics Leiche gefunden wurde. Damit standen meiner Ansicht nach die Narayanisten mit dem Mord in Verbindung, und ich habe die kultischen Mörder gesucht. So werden Kultanhänger ja immer im Vid dargestellt – sie töten Leute und opfern ihren falschen Göttern Kinder. Das hat mich in die Irre geführt. Ich habe vergessen, dass der Narayanismus nicht zum Mord aufruft.«
»Davon verstehe ich nichts, mein Lord«, sagte Marsden vorsichtig.
Martinez’ Augenlider zuckten. »Sie sollen nur wissen, dass ich mein Vorgehen bedaure. Verzeihen werden Sie mir nicht, aber Sie werden es hoffentlich verstehen.« Er trank einen großen Schluck Wein.
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