DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
bisschen schlafen könnt, Leute.«
Janie horcht auf.
Sie hält sich von Mr Durbin fern, denn sie ist immer noch sauer darauf, was neulich abends bei ihm passiert ist. Doch sie weiß, dass sie ihre Verachtung verbergen muss. Merkwürdigerweise scheint Mr Durbin umso stärker ihre Nähe zu suchen, je mehr sie versucht, ihm aus dem Weg zu gehen.
Er läuft neben ihr zum Restaurant, doch sie ignoriert ihn und sucht die Toilette auf.
Alle anderen laufen auch dorthin.
Janie ruft Carl an.
»Hi, äh, Mum«, sagt sie.
Carl prustet leise. »Hallo Süße, habt ihr den Schneesturm überlebt?«
»Ja, knapp.« Janie grinst.
»Schon Erfolg gehabt?«
»Bis jetzt noch nicht. Aber wir haben noch sechs Stunden vor uns. Das wird eine lange Nacht.«
»Halt die Ohren steif, Liebes. Ich vermisse dich.«
»Ich … ich liebe dich auch, Mum.«
»Ruf mich an, wenn es geht. Falls etwas passiert.«
»Das werde ich.«
»Ich liebe dich, Janie. Pass auf dich auf.«
»Das werde ich. Wir sprechen uns.«
Eine Viertelstunde später sind sie wieder unterwegs.
Niemand schläft.
Das ist gut, denkt sie und versucht, selbst etwas zu schlafen, solange es eben geht.
00:10 Uhr
Janie hat ein Hotelzimmer zusammen mit drei anderen Mädchen: Stacey O’Grady, Lauren Bastille und Lupita Hernandez. Ein paar Minuten lang unterhalten sie sich noch leise kichernd, doch dann werden sie müde und schlafen ein. Der Wecker ist auf 05:30 Uhr gestellt.
01:55 Uhr
Janie wird in den ersten Traum gesogen. Es ist der von Lupita, mit der sie sich das Bett teilt. Sie spürt, wie sie sich neben ihr bewegt.
Sie befinden sich in einem Klassenzimmer. Überall fliegen Papiere herum. Lupita versucht, sie hektischeinzusammeln, aber für jedes Blatt, das sie aufhebt, fallen fünfzig weitere von der Decke.
Lupita gerät in Panik.
Sie sieht Janie an. Janie starrt zurück und konzentriert sich.
»Hilf mir!«, ruft Lupita.
Janie lächelt aufmunternd. »Verändere den Traum, Lupita«, sagt sie. »Befiehl den Blättern, zu einem Stapel zusammenzufliegen. Es ist dein Traum. Du kannst ihn ändern.«
Sie konzentriert sich, um Lupita die Botschaft zu übermitteln. Langsam bekommt diese große Augen. Sie streckt die Hände nach den Blättern aus und diese flattern sanft zu einem ordentlichen Stapel auf ihrem Tisch zusammen. Erleichtert seufzt Lupita auf.
Janie zieht sich aus dem Traum zurück.
Lupita zuckt nicht mehr. Sie atmet in gleichmäßigen, ruhigen Zügen.
Grinsend dreht sich Janie um.
Und wartet geduldig auf den Traum, den sie braucht.
02:47 Uhr
Diesmal ist es Lauren Bastille.
Sie sind in einem Haus, das Janie irgendwie bekannt vorkommt. Klappstühle stehen im Kreis. Überall sitzenoder stehen Leute. Manche biegen sich vor Lachen. Sie trinken eine Art rosa Punsch, manche tauchen die Hände in die Punschschüssel und schlürfen ihn daraus.
Sie kann alle außer Lauren nur verschwommen sehen. Sosehr sich Janie auch bemüht, kann sie kein Gesicht erkennen.
Lauren tanzt inmitten eines Kreises von Leuten. Sie hat die Bluse ausgezogen und wirbelt sie herum, während sie nur in schwarzem BH und Jeans lachend herumstolpert.
Jemand gesellt sich zu ihr.
Er zieht das Hemd aus und greift nach ihr.
Alle klatschen und jubeln, als der Kerl Lauren an sich zieht. Sie küssen sich und reiben sich aneinander zur Musik, die im Hintergrund läuft.
Hip-Hop-Musik.
Entsetzt sieht Janie, wie er Lauren die Kleider abstreift und sich seine Jeans bis auf die Knie herunterzieht. Er stößt Lauren zu Boden und lässt sich auf sie fallen, sodass sie ihre Drinks verschütten, und die Leute um sie beginnen, wild zu knutschen und sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen. Dann lassen sie sich alle auf Lauren fallen, bis sie sich bis an die Decke stapeln. Lauren schreit erstickt, weil sie zu Tode gequetscht wird.
Janies Körper wird taub. Sie zittert. Sie hat genug, aber es ist zu schrecklich. Sie kann nicht entkommen. Sie versucht, sich zurückzuziehen, aber der Albtraum ist zu stark.
Auch Schreien gelingt ihr nicht.
Sieh mich an! , ruft sie Lauren im Traum zu. Bitte mich um Hilfe!
Doch der Albtraum ist außer Kontrolle. Sie kann Laurens Aufmerksamkeit nicht erringen und sie kann sich auch nicht zurückziehen, sondern nur entsetzt zusehen, wie Lauren kämpft, erfolglos an den Leuten über ihr zerrt und schreit: »Nein! Aufhören! Nicht!«
Janie sammelt ihre letzten Kraftreserven und versucht, den Traum anzuhalten, den Raum noch einmal zu überblicken. Es
Weitere Kostenlose Bücher