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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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brauchte so nur einen einzigen, perfekten Schnitt – fertig. Wenn er von vorn operierte, versuchte er die Halsschlagader direkt zu treffen. Die wird jedoch beim Einschneiden durch ein festes Schild aus Muskeln geschützt, deshalb muss man den Druck ziemlich konstant hoch halten. Mit einer kurzen abschließenden Bewegung hatte er die Schlagader durchtrennt, zog das Messer wieder heraus und sah zu, wie Pedersen zuckend zu Boden glitt.
    Die Angelegenheit war blitzschnell und sauber erledigt. Etwas, das ihn unter anderem von den Amateuren in seiner Branche unterschied.
    Er machte das obligatorische Foto von der Leiche und verschwand. Auf dem Weg nach St. Kilda überlegte er, was in seinem Beruf Glück bedeutete. Obwohl alle Spuren im Sande verlaufen waren, war er überzeugt, dass es sich gelohnt hatte, sie zu verfolgen. Es könnte Glück bringen. Vielleicht erfuhr er etwas über Wyatt, wo er es am wenigsten vermutete.
    Daher war er auch nicht weiter verwundert, als er eine Nachricht der Motel-Direktion unter seiner Tür fand. Es ging um einen Telefonanruf. Der Anrufer wollte stündlich bis etwa um Mitternacht versuchen, ihn zu erreichen. Falls das fehlschlug, würde er anderntags von sieben Uhr morgens an dasselbe wiederholen. Als das Telefon klingelte, schaute Letterman zuerst auf seine Uhr. Elf. Die Stimme am anderen Ende sagte, sie wisse etwas über Wyatts Aufenthaltsort.

Fünfzehn
    Am Brunnen kurz vor der Ampel in der Gertrude Street, hatte der Anrufer gesagt, und nun stand Letterman im Schatten eines Baumes und beobachtete das Geschehen. Er befand sich am südlichen Ende des großen Parks, der das Kunstmuseum am Rande der Stadt umgab. Es war fünf Minuten vor Mitternacht. Der Anrufer hatte halb eins vorgeschlagen, doch Letterman wollte vorher die Lage erkunden, um sicher zu gehen, dass sich hier niemand herumtrieb, der nicht hierher gehörte. Ein Penner schlief auf einer Parkbank beim Ententeich, ein anderer lag unter einer Ulme und nippte gelegentlich an seiner Flasche, die er in einer braunen Papiertüte säuberlich versteckt hielt, ansonsten war alles ruhig. Manchmal kamen ein paar Jugendliche oder ein Liebespaar vorbei und hielten kurz an, um dem Geplätscher der Fontäne zu lauschen, bevor sie ihren Weg fortsetzten.
    Die Kunsthalle umgab ein Kranz von Außenscheinwerfern, und als Letterman die Augen zusammenkniff, konnte er die Umrisse des Gebäudes erkennen. Eine Wagenladung Japaner hatte sich bei seiner Ankunft im Park aufgehalten, um ihre Leidenschaft fürs Fotografieren an den nächtlichen Streifzügen der Oppossums auszutoben. Jetzt waren sie gegangen. Ein trotz seines jugendlichen Alters ziemlich abgehalftert aussehender Typ in einem schäbigen Mantel war vor ein paar Minuten zweimal um ihn herumgeschlichen, aber Letterman hatte ihn angeschnauzt, »Hast du ein Problem, Kumpel?« und damit in die Flucht geschlagen.
    Um halb eins näherte sich eine Gestalt dem Brunnen und blieb mit dem Rücken zur Fontäne stehen. Obwohl die Lichtverhältnisse es nicht zuließen, Genaueres zu erkennen, wusste Letterman sofort, dass dies sein Mann war. »Ich trage einen weißen Overall«, hatte die Stimme am Telefon gesagt. Letterman erkannte nun einen stämmigen Kerl, der wachsam und selbstsicher wirkte, mit langen Haaren, die im Licht der Scheinwerfer glänzten.
    Letterman blieb in Deckung. Der Ort war gut gewählt für ein Treffen, das Geplätscher des Wassers würde die Aufnahmen stören, falls der Informant ein Mikro bei sich hatte, es gab genügend Ausgänge und Verstecke im Park und es war angenehm dunkel. Dennoch: Dunkelheit schützte nicht vor versteckten Kameras und Teleskopen, die irgendwo in der Ferne auf ihn gerichtet sein konnten. Die Hornbrille und der breitkrempige Hut stellten eine unzulängliche Verkleidung dar; der aufgestellte Kragen würde ihn nicht vor einer Kugel in den Rücken schützen. Es gab einige Leute, die sie bestimmt gern dort platziert hätten. Gleichwohl, hier sah es zumindest so aus, als wäre alles in Ordnung.
    Letterman trat aus dem Schatten des Baums. Der Typ hatte ein völlig bescheuertes Erkennungszeichen vorgeschlagen, aber er hatte eingewilligt. »Entschuldigen Sie, ich suche das Krankenhaus.«
    Der Mann fuhr herum, hatte sich sofort wieder im Griff und wies auf ein Gebäude am gegenüberliegenden Ende des Parks. »Dort drüben.«
    Letterman kam nun näher und stellte sich neben den Mann an den Brunnen. Leise fragte er: »Wie soll ich Sie nennen?«
    »Snyder reicht fürs Erste.

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