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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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den Fuß zu verstauchen. Auch Deckung gab es ausreichend, zum einen die Gräser, aber auch Bachläufe und Durchgänge im Gestein, Felsnasen, Findlinge und einzelne Bäume, deren Rinden von vergessenen Schafen und Rindern blank gescheuert waren. Ab und zu stieg er auf einen Aussichtspunkt, um sich eine mentale Landkarte der Umgebung anzulegen. Dort verzeichnete er topographisch auffällige Punkte, die Straßenlage, den Standort der anderen Farmen und die Abzweigung, an der die Blechhütte stand. Dort oben hatte er das Gefühl, unbesiegbar zu sein. Er schob es auf die klare, nach Kräutern duftende Luft, die blau-olivfarbenen Hügel und den Wind, der durch die Gräser strich.
    Manchmal legte er sich mit Leah einfach in die Sonne. Während der Arbeit vergaß er oft über lange Zeiträume hinweg, wie schön Sex sein konnte. Wenn sie ihn dann plötzlich an sich zog und ihn langsam entkleidete, blinzelte er erst überrascht, um sie dann aber gewähren zu lassen.
    Sie unternahmen auch zwei Erkundungsfahrten durch den Distrikt. Sie hatten zwar Landkarten, aber Landkarten allein reichten nie aus. Wyatt konnte nicht arbeiten, wenn er sich kein konkretes Bild von den Örtlichkeiten machen konnte. Er wusste gern Bescheid über unterirdische Wasserläufe, Straßen- und Umleitungsschilder, Abhänge, die hinter Wäldchen oder Farmen versteckt lagen, überhängende Äste, durch Schwertransporter erodierte Straßenränder, Abschnitte, auf denen man auf Grund von Schlaglöchern die Geschwindigkeit drosseln musste oder die überhaupt nicht passierbar waren, scharfkantige Felsen oder von Regenfällen weggespülte Straßenteile.
    Am Donnerstagmorgen fuhren sie nach Burra, eine Kleinstadt, die nach der Stilllegung der Kupferminen durch den Handel mit Merinowolle reich geworden war. Früher gab es auf den sanft ansteigenden Hügeln nur versprenkelte Anwesen, aber nach und nach füllten sich die Lücken. Die Häuser waren aus hiesigem Sandstein, und gigantische Gummibäume wuchsen entlang des Flüsschens, das die Stadt durchzog. Der Marktplatz war gesäumt von zweistöckigen Pubs mit schönen gusseisernen Veranden, an denen sich Wein hochrankte, und die Cottages der ursprünglich aus Cornwall stammenden Arbeiter aus den Kupferminen waren restauriert worden und nun Touristenattraktion. Als Leah und Wyatt eintrafen, standen gerade zwei voll beladene Ausflugsbusse vor dem winzigen Museum der Stadt. Ganz in der Nähe stand auch Tobin.
    Er lehnte an seinem Lieferwagen, einem bauchigen Ford, den er leuchtend blau lackiert hatte und an dessen Türen und Seiten goldene Schnörkel leuchteten. Er rauchte und beobachtete die Einheimischen durch seine orangefarbenen Brillengläser. Wyatt fiel auf, dass er sich ausschließlich für Frauen interessierte. Männer würdigte er keines Blickes. Wenn eine Frau vorüberging, nahm er seine Kippe aus dem Mund, drehte sich nach ihr um und vergaß fast, den Mund wieder zuzumachen. Auch Leah bemerkte es, und als sie aus dem Pick-up ausstiegen, sagte sie: »Niedliches Kerlchen.«
    »Kann uns egal sein, wie er drauf ist«, meinte Wyatt.
    »Mir nicht. Neulich hat er mich auch so angestarrt. Einer von denen, die gleich feuchte Hände kriegen.«
    Tobin sah sie und hörte auf, in Lungerpose herumzustehen. Er warf seine Zigarette weg und grinste. Von seinem Gesicht nahm Wyatt nur das breite Grinsen unter dem kräftigen Schnauzbart wahr. Und dann waren da noch sein und Leahs Spiegelbild in den orangefarbenen Brillengläsern.
    Reinste Psychologie, mit solchen Typen zu arbeiten, dachte Wyatt. In ihrer Sprache kriegt man sie. »Und, gute Fahrt gehabt?« fragte er.
    Tobin klopfte mit der Handfläche gegen die Seite des Vans und sagte: »Von mir bis hier in weniger als zwei Stunden. Ich hab schon geliefert.« Er zählte mit den Fingern auf: »Eine Kiste Scotch, die Videoversionen der neuesten Kinofilme, Souvenirs für die Touristenläden.«
    Wyatt betrachtete den Lieferwagen. Die Fenster waren aus schwarzem Rauchglas, es war unmöglich, einen Blick ins Innere zu werfen.
    »Wann sind wir denn wieder zurück?« fragte Tobin. »Ich muss nämlich heute Nachmittag noch ein paar Ersatzteile zu einem Autohändler nach Goyder fahren.«
    »Gegen halb eins.«
    Tobin rieb die Hände. »Kein Problem. Los geht’s.«
    Sie quetschten sich zu dritt auf die Vorderbank des Holden und verließen Burra in Richtung Nordwesten. Es war halb elf. Um elf trafen sie in Vimy Ridge, dem letzten Halt vor Belcowie, auf den Steelgard-Transporter. Sie

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