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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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halten.
    Trigg wartete, bis der Daumen eingespannt war, dann nahm er ein Stanley Messer aus der Halterung an der Wand. Die Klinge war scharf und hatte eine ausgeprägte Spitze. Happy benutzte es, um Polster zurechtzuschneiden.
    »Dein armer Nagel«, sagte er, während er sich über die Hand beugte und mit der Messerspitze ein Loch in die Mitte kerbte. Venables wurde kalkweiß, beobachtete den Vorgang jedoch fasziniert. Eigentlich tat ihm Trigg doch einen Gefallen, aber im Augenblick sah es fast so aus, als hätte sein letztes Stündlein geschlagen.
    Auf einmal hatte die Messerspitze den Nagel durchbohrt, das Blut spritzte. Als es langsam in ein Tröpfeln überging, fragte Trigg: »Und, wie fühlst du dich? Besser?«
    »Du Dreckskerl.«
    »Einen Riesen, morgen um diese Zeit, wenn du den Steelgard-Van zur Inspektion reinbringst.«
    »Ich hab das Geld nicht. Ich bezahle dich anders, was immer du willst, aber ich hab kein Bargeld.«
    Trigg stieß Venables verärgert aus der Werkstatt. »Pass bloß auf, dass dir dieses Angebot nicht noch mal sehr Leid tun wird. Verpiss dich!«
    Plötzlich hielt er inne. Draußen war ein Autolaster vorgefahren. Der Anblick ließ Trigg schmerzlich aufjaulen. Noch ein Saab und noch ein Mercedes, beide eher neu, beide auch noch schwarz. Nicht nur, dass die Leute hier keine neuen, teuren, ausländischen Wagen mehr kauften. Nein, sie kauften darüber hinaus schon gar keine teuren, ausländischen schwarzen Wagen. Nicht in einer Gegend, in der die Straßen drei Viertel des Jahres im Dreck und ein Viertel des Jahres im Schlamm ertrinken. Und schon wieder tonnenweise Pillen und Videos, die kein Mensch haben wollte.

Achtzehn
    Je länger Letterman darüber nachdachte, desto mehr ärgerte er sich über Loman. Loman hatte die ganze Zeit gewusst, wo Wyatt steckte, und ihm nichts gesagt. Loman hatte ihn blamiert.
    Nach seinem Treffen mit Snyder war das Gefühl langsam in ihm hochgekrochen. Er hatte sein Motelzimmer verlängert, bis zum Abflug am Montagvormittag, und er hatte den Fehler begangen, einen Ed McBain-Roman zu lesen, das brachte das Fass zum Überlaufen. Er musste etwas gegen Loman unternehmen.
    Am Sonntagabend verließ er mit dem Fairmont den Parkplatz des Motels und steuerte eine Tankstelle an der Beaconsfield Parade an. Dort kaufte er zwei Einliterkanister Motoröl, fuhr weiter und bog dann in eine schmale, dunkle Seitenstraße ein. Er parkte den Wagen, stieg aus und goss das Öl in den nächstbesten Gully. Er stieg wieder ein und fuhr die lange Strecke bis zu Lomans Baustoff- und Heimwerkermarkt in Preston. Kurz vor seiner Ankunft dort fuhr er eine Mobil-Tankstelle an und tankte bleifreies Benzin. Niemand bemerkte, dass er auch die beiden Ölkanister bis zum Rand mit Benzin auffüllte. Er wollte vermeiden, dass Dämpfe entstanden. Lomans Laden war ziemlich groß und umfasste ein Drittel des Blocks am Rande eines Einkaufszentrums. Das N in EDDIE LOMAN HARDWARE über dem Geschäft war verkehrt herum angebracht. Zur Straße hin lag der Heimwerkermarkt. Dahinter befanden sich ein großer Lagerschuppen und eine betonierte Fläche, die vollstand mit Gartengeräten für den Hobbygärtner, Muster für diverse Mauerarten, Erdhaufen und Kieshalden in allen Schattierungen von graurosa bis schwarz. Hohe Kiefern umsäumten das Ensemble.
    Am hinteren Ende und abseits der Straße lag Lomans Wohngebäude. Es war ein zerlegbares Fertighaus auf Holzblöcken mit vier Zimmern. Letterman näherte sich vorsichtig, auf der Hut vor Hunden, Wach- und Schließpersonal oder Jugendlichen, die eine Abkürzung auf dem Nachhauseweg von der Videothek suchten. Mit einem Kanister in jeder Hand wartete er fünf Minuten. Aus Lomans Wohnräumen drangen leise Geräusche eines Fernsehers. Die Luft schien rein, also rannte Letterman geduckt zur hinteren Tür des Hauses. Es gab keine Hindernisse für ihn, der Hof sah aus, als würde jeder Zentimeter seiner trüben Existenz täglich gewienert und gebohnert.
    Im Vorfeld eines Auftrages, die es zu erledigen galt, fastete Letterman. Nur mit leerem Magen fühlte er sich wirklich konzentriert und aufnahmefähig bis in die Fingerspitzen.
    Er durfte keine Spuren hinterlassen. Jedes Fenster am Haus untersuchte er auf eine Alarmanlage. So ordentlich, wie Loman war, konnte man davon ausgehen, dass sich ein Kleinkrimineller wie er eine Sicherheitsanlage gönnte. Und er fand sie auch, an jedem Fenster ein Silberfaden, der sofort Alarm auslöste, wenn er berührt oder durchtrennt wurde.
    Unter

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