Dreck
anderen Umständen hätten solche Fensteranlagen für Letterman kein Problem dargestellt. Er hätte einfach den Kitt entfernt und das ganze Holzpaneel zur Seite geschoben. Aber alles sollte so unverfänglich wie möglich wirken.
Er ging um das Haus herum zur Vordertür. Sie war nicht beleuchtet. Er stellte die Kanister ab und prüfte das Schloss. Es war anspruchslos. Er zog sein Etui mit den entsprechenden Utensilien heraus und machte sich an die Arbeit.
Er besaß vierundzwanzig verschiedene Dietriche. Ein Kerl, den er vor fünf Jahren in Long Bay eingelocht hatte, hatte sie ihm gegeben, inklusive Anschauungsunterricht. Es waren lange, flache Metallteile unterschiedlicher Größe mit kleinen Einbuchtungen und Zähnchen an beiden Seiten. Die Ausrüstung enthielt auch diverse Schlüsselrohlinge, kleine Stemmriegel und Knarren, die er heute jedoch alle nicht benötigte. Das kleine Hakeninstrument genügte. Er nahm einen Dietrich, führte ihn ins Schloss ein und drückte leicht gegen den ersten Stift. Dann führte er das Hakeninstrument ein und hatte den ersten Bolzen geöffnet. Er wiederholte die Operation noch einige Male und drang so immer tiefer ins Schloss hinein.
Er hatte es geschafft, stand auf und streckte sich, um seinen Rücken zu entspannen, dann öffnete er die Tür. Aber nur einen Spalt breit. Er horchte und wartete. Als kein Alarm anging, öffnete er sie weiter, Zentimeter für Zentimeter. Immer noch kein Alarm. Wahrscheinlich hatte Loman unterschiedliche Warnsysteme für Fenster und Türen, und wenn er zu Hause war, schaltete er die Alarmanlage der Türen ab und ließ nur die der Fenster eingeschaltet.
Letterman zog die Tür leise hinter sich ins Schloss. Er stand mitten in einer Art Wohnzimmer. Jedoch war kein Fernseher zu sehen, er musste in einem der anderen Zimmer stehen.
Im Schlafzimmer. Durch die halboffene Tür konnte er Loman ausgestreckt auf einem spartanischen Bett liegen sehen. Er sah sich ein Footballspiel an und trug einen Schlafanzug mit kurzen Hosen und einen leichten Morgenmantel. Sein ›heiles‹ Bein war von unzähligen Narben übersät. Das künstliche lag auf einem Stuhl neben dem Bett. Offenbar fröstelte Loman ein wenig, denn auf einem kleinen Teppich in der Mitte des Raumes arbeitete ein Heizlüfter auf Hochtouren.
Letterman verlor keine Sekunde Zeit. Er würde heute darauf verzichten, Loman mit seinen Verfehlungen zu konfrontieren. Stattdessen stürmte er ins Zimmer und überrumpelte ihn mit einem heftigen Schlag gegen die Schläfe. Er schlug noch einmal zu.
Als er sicher sein konnte, dass Loman bewusstlos war, stellte er den Heizlüfter ab. Dann holte er sein Messer hervor und bohrte mit der schmalen, scharfen Spitze Löcher in die Verschlussdeckel der beiden Benzinkanister. Er verteilte Benzin im ganzen Zimmer, schüttete es an die Wände, den Schrank, die Vorhänge und gegen die Zimmerdecke. Er versuchte, es möglichst weit nach oben zu spritzen, weil er wusste, dass die Ermittler der Polizei Verdacht schöpften, wenn die Brandherde nur am Boden und im unteren Bereich der Wände nachweisbar waren. Also verfuhr er großzügig mit der Zimmerdecke. Sie würde als Erstes Feuer fangen und dann auf Loman herunterstürzen.
Zum Abschluss tränkte er die Bettdecke mit Benzin und zog einen Zipfel bis an den Heizlüfter heran. Dann schaltete er ihn wieder an und wich zurück zur Tür. Das Bett stand sofort in Flammen. Als das Feuer richtig loderte, warf er die beiden Kanister auf das Bett. Nichts würde von ihnen übrig bleiben.
Bereits um einundzwanzig Uhr war Letterman wieder zurück im Motel und bat darum, am nächsten Morgen telefonisch geweckt zu werden. Er duschte, packte seine Tasche und zählte sein Geld. Dreißigtausend Dollar – achtzehn für Snyder, zwölf für ihn. Er überlegte, ob er in Sydney anrufen sollte, um sie über seine weiteren Schritte zu informieren, verwarf dann aber den Gedanken. Schließlich war er sein eigener Chef. Er hatte es nicht nötig, alle fünf Minuten Bescheid zu geben wie ihre anderen subalternen Deppen. Sie würden seinen Bericht und ihre Fotos bekommen, wenn die Sache erledigt war.
Neunzehn
Snyder ging als letzter Passagier an Bord des 8-Uhr-10 Flugs nach Adelaide. Letterman hatte es sich bereits in der ersten Klasse bequem gemacht, neben sich eine Ausgabe des Age- Magazins als Begleiter. Er sah, wie Snyder die Maschine betrat, und dachte, sieht ihm ähnlich, immer alle warten zu lassen. Letterman hätte diesem Riesenbaby am liebsten in
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