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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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folgten ihm in großem Abstand. Es war wenig Verkehr, genau wie in der Woche zuvor. Der einzige, der den Staub der Straße aufwirbelte, war der Steelgard-Van vor ihnen.
    »Und, wie sieht’s aus?« wollte Wyatt wissen.
    Tobin saß dicht neben Leah und nickte zuversichtlich. Wyatt merkte, wie Tobins Erregung zunahm. Das macht ihn an, dachte Wyatt. Der Van, das viele Geld, sein Knie an Leahs Knie.
    »Wie’s aussieht? Ich habe ihn mir größer vorgestellt. Der hier ist kinderleicht.«
    »Von der Straße zu hieven und auf einem anderen Fahrzeug wegzutransportieren?«
    »Kein Problem.«
    »Und wenn sie Zentralverriegelung haben, wenn im Notfall alles gesperrt ist – Motorblock, Bremsen, Türen, die ganze Elektrik?«
    »Einfach die Bremsleitung kappen und an ’ner Winsche hochziehen.«
    Er sah Wyatt an, während er sprach, mit dem Rücken gegen die Beifahrertür gelehnt. Einen Arm lässig ausgestreckt über der Lehne, berührten seine Fingerkuppen fast Leahs Schultern. Wyatt bemerkte, wie sie versuchte, von ihm abzurücken.
    »Nächste Frage«, warf sie ein, »ist die Straße hinter der Abzweigung nicht zu schmal für einen Truck?«
    Tobin war ein ungebildeter Mensch. Wie die meisten Zeitgenossen mit praktischen Berufen verließ er sich auf Körpersprache, um seiner Rede den nötigen Nachdruck zu verleihen. Wyatt warf Tobin einen schnellen Blick zu. Was er sah, war eine meisterhafte Choreographie aus Schulter-, Hand- und Mundbewegungen. Tobin wollte wohl auf seine Art sagen: »Tja, da bin ich überfragt.«
    Die Staubwolken vor ihnen vollführten Pirouetten. Sehr schön – auch diesmal nahmen sie die Abkürzung. Wyatt wartete zehn Minuten, bevor er ebenfalls einbog. Sie fuhren den Weg bis zu der Stelle, wo er wieder in die Hauptstraße mündete, etwa vier Kilometer nördlich von Belcowie. Wyatt hielt an.
    »Und?«
    »Auch kein Problem«, sagte Tobin.
    Und eine halbe Stunde später wiederholte er es, als sie ihm die Schuppen auf ihrer Farm zeigten. »Kein Problem. Hier können wir ganze Schiffe unterstellen.«
    Er grinste sie an. Seine orangefarbene Brille hatte er in der Zwischenzeit wieder aufgesetzt. Wyatt wusste genau, dass er auf Leahs Busen starrte. »Also, bin ich drin? Abgemacht?«
    »Kommt drauf an. Wir brauchen auch noch einen Tieflader oder einen Schlepper, und zwar einen, durch den man uns nicht gleich aufspüren kann.«
    Tobin tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Nase. »Lasst das meine Sorge sein. Also, bin ich dabei?«
    Wyatt nickte.
    Wieder streckte Tobin seine Pranke aus, um Wyatts Hand enthusiastisch zu schütteln. Dann legte er den Arm um Leahs Schulter und drückte sie an sich. Nur ganz kurz, eigentlich hatte es nichts zu bedeuten. Doch er schaute Wyatt dabei fest in die Augen, und Wyatt wusste, dass diese Geste sehr wohl etwas zu bedeuten hatte.

Siebzehn
    »Was soll das heißen«, rief Trigg am Freitagnachmittag, »kriegt ihr heutzutage kein Taschengeld mehr, oder was?«
    Der Junge war zirka siebzehn Jahre alt, trug eine Schuluniform und hieß Wayne. Er war Triggs Dealer auf dem Schulhof der Highschool. »Ich wiederhole nur, was ich dauernd zu hören bekomme«, erwiderte er. »Speed und Dope sind einfach zu teuer geworden.«
    »Als ich in eurem Alter war, hab ich Zeitungen ausgetragen, Rasen gemäht, Autos gewaschen, ich war mir für nichts zu schade! Faules Pack. Heute rennen sie lieber in Mooneys Spielhalle, wenn sie nicht gerade wichtig in der Mall rumhängen –«
    Trigg hielt einen Augenblick inne. Wenn die Kids wirklich all ihr Geld zu Mooneys Spielautomaten trugen, wie in drei Teufels Namen konnte es dann sein, dass Mooney die siebenhundertfünfzig Kröten nicht bezahlen konnte, die er ihm noch schuldete? Wirklich jedes Aas in Goyder versuchte, sich vor dem Bezahlen zu drücken.
    »Faules Pack«, wiederholte er.
    Wayne nahm einen Schluck aus der Dose Southwark, die Trigg ihm hingestellt hatte, und ließ ihn reden. Dass Trigg schwul war, hinderte ihn nicht daran, zu schwadronieren wie die eigenen Eltern, wenn es um die Jugend von heute ging. Mit einem leichten Grinsen sagte Wayne: »Geldmäßig läuft es bei ein paar Jungs besser. Bei denen, die sich informiert haben, was das Züchten von Hanfpflänzchen betrifft. Die verlangen für das Zeug auch weniger als du.«
    Trigg schloss die Augen. Es war die Sache nicht wert. Wenn er Wayne und die anderen ausbezahlt hatte und Subunternehmern wie Tobin immer wieder einen Aufschub der Schulden gewährte, dann würde er die Raten für Mesic nie

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