Dreck
zogen sich alle khakifarbene Overalls über und Wyatt dirigierte penibel den Kehraus des Farmlebens. Sie vergruben Dosen, Papier und Essensreste in einem Erdloch und verteilten mit Rechen Gras, Steine und rostige Überreste des einstigen Zauns darüber. Die Klappstühle, Schlafsäcke, der Campingkocher und die persönlichen Dinge wurden hinten im Pick-up gestapelt, um sie gegebenenfalls bei ihrer Rückkehr auf die Farm rasch wieder auspacken zu können. Die Hände in Gummihandschuhen, vernichteten sie ihre Spuren im Innern des Hauses und entfernten ihre Fingerabdrücke. Die Böden und Oberflächen der Räume wurden mit einer feinen Schicht aus trockenem Lehm bedeckt, und zum Schluss gab Wyatt die Sturmmasken und die tragbaren Funkgeräte aus. Snyders Funkgerät und Störsender waren bereits auf die von Steelgard benutzte Frequenz eingestellt. Das Signal kam klar und deutlich. Der Fahrer gab alle fünf Minuten den Standort an die Zentrale durch. Der Geldtransporter war genau im Zeitplan.
Als Erste wurde Leah losgeschickt. Ihr blieben dreißig Minuten, um den Transporter mit der Suzuki in Vimy Ridge abzupassen. Dann verließen Wyatt und Snyder die Farm im Holden. Tobin folgte mit dem Schlepper. Zwanzig Minuten später hatten sie die Abkürzung erreicht, waren eingebogen und Snyder hatte das ›Gesperrt‹-Schild quer über die Einfahrt gestellt. Dort, wo der Weg schräg zum trockenen Flussbett hinunter abfiel, fuhr Tobin den Truck an den mit Gras bewachsenen Rand, hielt an und ließ Wyatt und Snyder passieren. Nachdem sie niemand auf der anderen Hälfte der Strecke trafen, brachte Snyder an der Stelle, wo die Nebenstraße wieder in die Hauptstraße nach Belcowie mündete, das zweite Straßenschild an. Dann fuhren sie zurück zu Tobin und brachten den Pick-up in Deckung, während Tobin mit dem Truck rangierte, bis dieser mitten im Weg stand, bereit, den Geldtransporter aufzuladen. So mussten sie nur noch die Rampe herunterlassen und den Van mit der Winde hochhieven.
Zu dritt saßen sie da und warteten. Der Steelgard-Van gab weiterhin brav alle fünf Minuten seine Position durch. Wyatt sah auf die Uhr: elf Uhr fünfundzwanzig. Wie auf Verabredung erwachte das Funkgerät wieder zu neuem Leben: »Steelgard One.«
»Wir hören euch, Steelgard One.«
»Verlassen Vimy Ridge. Zeitplan eingehalten. Erwartete Ankunft Belcowie circa zwölf Uhr.«
»Roger, Steelgard One.«
Tobin kicherte vor sich hin und rückte seine orangereflektierenden Gläser zurecht. »Wie im Film.«
»Warte im Truck«, sagte Wyatt. »Noch Fragen in letzter Sekunde?«
»Ich doch nicht, Kumpel.«
Wyatt lehnte sich in seinen Sitz zurück. Leah würde jetzt die Verfolgung des Transporters aufgenommen haben. Er schätzte, sie hatten noch etwa zwanzig Minuten, bis der Steelgard-Van die Abbiegung erreichte. Wyatt brauchte keine Uhr. Auf dieser Konzentrationsstufe angekommen, hatte er ein untrügliches Zeitgefühl.
Das Funkgerät knackte.
Es war Leah. Sie nannte keine Namen, sondern sagte nur: »Bewegt euch.«
»Bewegen wir uns«, sagte Wyatt.
Er stieg aus und joggte den Weg zurück zum Straßenschild an der Abzweigung. Er nahm es herunter und versteckte es im hohen Gras am Straßenrand, so dass Leah es leicht finden konnte. Dann ging er zurück zum Pick-up. Noch fünf Minuten.
»Na«, sagte Snyder.
Wyatt hätte fast die Stirn gerunzelt. Da war es schon wieder. Diese enervierende Forderung der anderen, sie zu beruhigen und bei Laune zu halten. Er kannte seine beruhigende Wirkung auf andere. Seine unpersönliche Art verleitete sie zu der Annahme, dass von ihm keine Gefahr ausgehe. Wenn er nichts am Laufen hatte, unternahm er keinerlei Anstrengungen, sich auf andere Menschen einzulassen, das war ihm am liebsten.
»Jetzt dauert’s nicht mehr lange«, erwiderte er. Ihm fiel nichts Besseres ein.
»Hast du schon eine Idee, was du mit deinem Anteil anfängst?«
»Urlaub«, meinte Wyatt. »Eine neue Bleibe besorgen.«
»Ich habe gehört, dass du nach dem großen Melbourne-Ding alles zurücklassen musstest.«
Wyatt fühlte ein unangenehmes Prickeln. Schon wieder diese undurchsichtigen Anspielungen auf seine letzte Aktion. »Kommt vor.«
»Also ich werd die Kohle in Immobilien anlegen«, sagte Snyder. »Der Markt ist günstig, niedrige Preise, der richtige Moment, um zu kaufen.«
»Bestimmt«, erwiderte Wyatt knapp.
Irgendetwas an Snyder störte ihn. Nicht so sehr das, was er sagte, sondern wie er es sagte, sein Gebaren. Man könnte meinen, dass er
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