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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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»Snyder, nimm die Pistole weg«, sagte Wyatt leise. »Wir reden noch mal drüber.«
    Snyder schüttelte den Kopf. »Erst deine Knarre, bevor hier irgendetwas anderes stattfindet. Mit dem Lauf nach unten, jetzt auf den Boden werfen, okay, nun versetz ihr brav ’nen kleinen Tritt.«
    Wyatt kam dem nach. Snyder stand zu weit entfernt, um irgendetwas gegen ihn zu unternehmen. »Das wird dir noch Leid tun«, sagte Leah.
    Snyders zunehmende Erregung war spürbar. Als würde er gegen die Zeit anrennen. »Halt’s Maul. Sieh lieber zu, dass du Wyatt beim Aufladen des Motorrads hilfst.«
    »Das ist alles komplett überflüssig«, sagte sie, während sie die Ladeklappe des Holdens herunterließ. »Sobald wir bei mir sind, werden wir dich auszahlen. Wir wollen hier nicht länger herumhängen.«
    Snyders Grinsen wirkte eher wie eine enervierte Grimasse und er trat von einem Fuß auf den anderen. »Fick dich zu Hause ins Knie.«
    Wyatt hatte die Suzuki mittlerweile in den Leerlauf geschaltet und war dabei, die Maschine zum Holden zu schieben. Auf einmal hielt er inne, schaute Snyder eindringlich an und überdachte die Situation. Sollte Snyder tatsächlich vorhaben, sie umzubringen, dann wäre das alte Farmhaus der am besten geeignete Ort dafür. Dort würde man ihre Leichen wahrscheinlich nie finden.
    Snyder wirbelte herum, hielt die Waffe mit ausgestrecktem, jedoch zitterndem Arm. »Wer hat gesagt, dass du stehen bleiben sollst? Lad endlich das verdammte Motorrad auf.«
    Leah nutzte diesen Moment, um blitzschnell einen Klappstuhl von der Ladefläche des Holden zu greifen und ihn in Snyders Richtung zu schleudern. Er flog horizontal durch die Luft, dreht sich um die eigene Achse und traf Snyder mit der Kante hart in den niederen Gefilden zwischen seinen Beinen. Mit einem lauten Schrei fiel er vornüber auf die Knie. Er wedelte mit der Automatik herum und wollte gerade blindlings drauflosballern, als Wyatt sich duckte und die Suzuki in Snyders Richtung beförderte. Snyder fiel zur Seite, als er von der Suzuki an der Hüfte erwischt und umgerissen wurde. Wyatt stürzte auf ihn zu, rammte seine Stiefel in Snyders Handrücken und entriss ihm die Pistole. Dann schoss er ihn damit zwei Mal in den Kopf.
    Er trat einen Schritt zurück und beobachtete Snyder beim Sterben. Weder ging dessen Atem schwer noch zeigte er andere Symptome der Agonie. Er schien irgendwie die Stirn zu runzeln, als ob ihn eine bedeutsame Kleinigkeit nerven würde.

Sechsundzwanzig
    Wyatt drehte sich um. »Leah«, sagte er.
    Er sprach ihren Namen sehr betont aus, um sie aus ihrer Starre zu holen. Sie fixierte Snyder und war wie gelähmt. Auch wenn man hundert Mal im Film gesehen hat, wie Leute umgebracht werden, eine Vorbereitung auf das wirkliche Leben ist das nie. Das wirkliche Leben – selbst eine Prügelei – ist anders. Schockierend anders: Die Geräusche, die Plötzlichkeit, mit der alles geschieht, die Leere hinterher. Wyatt wollte verhindern, dass sie in ein schwarzes Loch fiel. Er musste sie rausreißen. »Leah.«
    Noch immer starrte sie auf die Leiche. »Einfach so.«
    »Er hätte uns beide umgebracht.«
    Sie ruderte hilflos mit den Armen. »Alles hat sich verändert.«
    »Nichts hat sich verändert. Außer dass wir ihn zuerst verscharren müssen.«
    »Wo?«
    »Auf der Farm, verdammt. Wir können ihn hier nicht rumliegen lassen. Andererseits ist das Risiko, ihn durch die Gegend zu kutschieren, auch nicht gerade klein.«
    In diesem Augenblick knackte und schnarrte es aus dem Funkgerät. Der Steelgard-Fahrer meldete sich erneut bei der Zentrale. Diesmal brabbelte er ein wenig; vermutlich in freudiger Erwartung der baldigen Ankunft am Ziel der langen Strecke. Voraussichtliche Ankunft Belcowie fünfzehn Minuten.
    Wyatt schaltete das Funkgerät ab. Er musste Leah auf Trab halten, musste dafür sorgen, dass sie sich nun um ihr Überleben, nicht um ihre Gefühle kümmerte. »Nimm ihn an den Füßen.«
    »An den Füßen?«
    »Du sollst mir helfen, ihn auf den Pick-up zu befördern. Nimm ihn an den Füßen.«
    Er befürchtete, sie würde erneut abdriften. Ihr Gesicht war angespannt. Doch plötzlich bückte sie sich, ergriff Snyders Füße und wuchtete ihn gemeinsam mit Wyatt auf den Wagen. Das brachte neue Farbe in ihr aschfahles Gesicht. Wyatt zog einen Schlafsack hervor, rollte die Leiche hinein und schloss den Reißverschluss sorgfältig. Dann stellte er das umgekippte Motorrad wieder auf. Etwas Benzin war ausgeflossen und der Motor war mit Dreck und Staub

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