Dreck
Weile wundern und nachdenklich am Kinn kraulen, wenn sie über den Verbleib des Vans nachdachten. Aber er wollte kein Risiko eingehen. Sollte es doch eine Straßensperre geben, konnte er die anderen rechtzeitig warnen. Er überlegte, welche Vermutungen die Bullen wohl anstellen würden, wenn sie etwas fanden. Wenn sie zum Beispiel auf den toten Tub Venables stießen, aber auf keinen Transporter, verdächtigten sie vermutlich erst einmal die Leute vom Wachschutz. Wenn sie die Farm entdeckten, und Wyatt, die Frau und den anderen Typ kassierten, würden sie mit Sicherheit glauben, den Fall bereits gelöst zu haben.
Nirgends Straßensperren. Der falsche Schlepper der Brava-Construction stand bereits seit zwei Minuten sicher wie in Abrahams Schoß in der lang gezogenen Autoschlosserei hinter dem Bürogebäude von Trigg Motors in Goyder, als sich die ersten Bullenwagen in Bewegung setzten.
Achtundzwanzig
Das Blut war bereits geronnen und die Fliegen setzten zum Anflug an, doch der Körper war noch warm. Der Fahrer sah nun bedeutend weniger fett aus, als er so tot im Straßengraben lag. Wyatt fragte sich, warum er hierher gefahren war, angehalten hatte und ausgestiegen war.
Er inspizierte die Spuren im staubigen Dreck der Nebenstrecke. Außer Venables’ Schuhabdrücken gab es noch zwei verschiedene Reifenspuren, eine vom Steelgard-Van, eine andere mit dem schmaleren Reifenstand eines Pkw. Beide Fahrzeuge hatten hier angehalten, dann war irgendetwas geschehen und beide fuhren danach die Strecke weiter.
Vielleicht waren sie ja noch immer in der Nähe? Wyatt ließ den Pick-up an und gab Gas. Die steinalte Radaufhängung ächzte, die Ölwanne krachte, als er den Wagen durch die tiefen Furchen der lehmigen Straße fuhr.
An der Einmündung hielt er an. Die Hauptverkehrsstraße nach Belcowie war wie ausgestorben. Nur ein einsames Warnschild zeigte an, dass unmittelbar dahinter eine Kreuzung zu erwarten und Belcowie vier Kilometer in Richtung Norden, Goyder siebzig in Richtung Süden entfernt war. Er stieg abermals aus und versuchte, aus den Spuren im Sand schlau zu werden. Doch es gab keine. Grobe Kieselsteine lagen hier überall verstreut auf dem Weg, so dass keine Reifenspuren auszumachen waren. Und vor nicht allzu langer Zeit war da etwas über die Kiesel gezogen worden. Er verfolgte die Schleifspur durch das hohe Gras am Straßenrand bis zu einem Pfosten im Zaun der Koppel links der Straße. Jemand hatte hier ein ›Straße gesperrt‹-Schild deponiert. Es war jedoch bei weitem nicht so professionell wie das von Leah und Snyder.
Er ging zurück zum Holden. Hinter der Kreuzung fiel die Straße leicht ab, und Belcowie war von hier aus bereits deutlich zu erkennen, die weißstrahlenden Weizensilos, die die Sonne flackernd reflektierenden Autofrontscheiben, Karosserien und Blechdächer.
Er blickte in die andere Richtung. Nach Süden, dachte er. Sie sind nach Süden gefahren.
Er wollte gerade ihre Spur aufnehmen, als ihn eine Beobachtung stutzig machte. Irgendetwas stimmte nicht mit den Reflexionen des Sonnenlichts. Zu viele Windschutzscheiben und Blechkarossen auf einmal an einem Ort und das Ganze etwas zu hektisch. Er holte den Feldstecher. Zwischen der Kreuzung und der Stadtgrenze zu Belcowie machte die Landstraße einen weiten Bogen um eine Kalksteinformation. Innerhalb weniger Sekunden war ihm der Grund für die automobile Aufgeregtheit klar. Vier der Brava-Land-Rover schossen in einem Affentempo die Straße entlang. Wahrscheinlich bot sich dasselbe Bild am anderen Ende der Stadt. Jorge hatte Suchtrupps ausgeschickt. Die Latinos hatten eben ein hitziges Temperament und bestanden auf ihre Lohnzahlung.
Wyatt machte kehrt und fluchte. Daran hätte er denken müssen, er hätte wissen sollen, dass sich nicht nur die Leute von Steelgard um den Verbleib ihres Geldes sorgten.
Er beeilte sich, die kurvenreiche Seitenstraße mit ihren Furchen und Schlaglöchern schnell und ohne Knochenbrüche in umgekehrte Richtung zu passieren, um am weiter entfernten Ende wieder auf die Hauptverkehrsstraße zu gelangen. Bevor sie ihn einkesseln konnten. Sie würden sofort merken, dass der Pick-up trotz Logo nicht zu ihnen gehörte. Wenn sie Venables’ Leiche fanden, würden sie glauben, er hätte es getan. In Windeseile hätten sie sich über CB-Funk verständigt und ihn in die Zange genommen. Natürlich würden sie sofort die Polizei verständigen. Hätte die ihn erst einmal, wäre zwar das viele Geld noch nicht aufgetaucht, dafür aber
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