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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Streifenwagen stieg und in rasendem Tempo in die andere Richtung davonstob. Wie bei einem kinematographischen Spezialeffekt wurde das Blaulicht langsam von einer dichten Staubwolke verschluckt.
    Ohne weitere Zwischenfälle gelang es ihm, die Farm zu erreichen. Kurz hinter der Kreuzung mit der Wellblechhütte hielt er an, um die Lage zu peilen. Dann steuerte er den Land Rover leicht hüpfend über Stock und Stein sicher zum Gatter. In der Ferne sah er massive Staubwolken herumwirbeln, noch immer schienen alle durcheinander zu rennen und zu fahren, doch sie waren zu weit weg, um ihn sehen zu können. Auch der Hubschrauber suchte das Tal auf der anderen Seite ab. Letztendlich würde er zwar seine Suche über dem Gelände der Farm fortsetzen, doch im Augenblick konzentrierte er sich offenbar noch ganz auf den Bereich der Einmündung in die todbringende Nebenstrecke.
    Die ersten Zweifel an Leahs Aufrichtigkeit beschlichen ihn, als er die Suzuki im ehemaligen Geräteschuppen der Farm stehen sah. Das Tor stand offen, das Motorrad war ordentlich aufgebockt. Sein Misstrauen richtete sich gegen nichts Konkretes. Er fragte sich nur, was sie hier zu suchen hatte.
    Er fuhr den Land Rover in den muffigen Schuppen, stieg aus und ging hinaus ins Freie. Seine 38er hielt er sicherheitshalber locker in der flachen Hand. Er betrat nicht sofort das Hauptgebäude, sondern schloss erst die riesigen Torhälften und blieb einige Minuten im Hof, um zu sehen, ob die Luft rein war. Er wollte Leah die Möglichkeit geben, sich zu zeigen. Der Helikopter war nun ein paar Grad nach links abgedriftet und stand in der Luft. Wahrscheinlich setzte er zur Landung an. Sie hatten Venables gefunden.
    Wyatt drehte sich um und ging über den Hof. Weniger als eine Minute genügte ihm, um zu erkennen, dass niemand im Haus war. Er suchte in den anderen Gebäuden nach ihr. Sie war nirgends. Bestimmt war sie durch den Hubschrauberlärm aufgeschreckt worden und war abgehauen.
    Doch irgendwie glaubte er nicht so recht daran. Und als er auf dem schmalen Weg hinter dem Haupthaus leicht verwischte Reifenspuren entdeckte, ließen sich die Zweifel nicht mehr verjagen.
    Mit seinem Feldstecher beobachtete er die Bewegungen im Tal und in der Luft rings umher. Der Helikopter war gerade auf Höhe der Wellblechhütte tiefer gegangen, um das Gelände abzusuchen.
    Die Suchtrupps folgten dem Hubschrauber. Gleich würden sie das Farmgebäude im Visier haben und sich fragen, ob die Mörder möglicherweise hier Zuflucht gesucht hatten.

Dreißig
    Wyatt rollte die Suzuki aus dem Schuppen. Deutlich konnte er bereits das herannahende Waamp-Waamp der Rotorblätter hören. Er musste die Maschine ein wenig rütteln, um den Benzinfluss in Gang zu setzen. Dann schwang er sich darauf, vollführte einen Kickstart und beschleunigte noch im Hofgelände. Eine Sekunde später war er schon auf dem Pfad, der sich hinter dem Gehöft in die Berge hineinwand.
    Ein paar Vorteile hatte das Motorrad. Hoffentlich reichten die aus. Er war schneller als zu Fuß und gelangte auch über unwegsames Gelände, wo andere Fahrzeuge nicht folgen konnten. Die Cops würden zwar Straßensperren errichten, aber Koppeln und Flussläufe hatten sie nicht unter Kontrolle. Das war Wyatts einzige Chance. Das und der Gaszug.
    Er schaute kurz zurück und hätte dabei fast die Kontrolle über die Maschine verloren, als ihre Räder für Millisekunden Bodenkontakt einbüßten, weil Erosionsrinnen den Pfad kreuzten. Der Hubschrauber hatte die Farm erreicht. Wyatt hoffte, sie würden sich zuerst auf das Haus und die Schuppen konzentrieren und sich erst hinterher dem bergigen Hinterland widmen. Zwar war Wyatt mit einem Khakioverall auf dem Motorrad in der Ferne kaum wahrnehmbar, aber er wusste, dass es die Bewegungen waren, die, aus der Luft betrachtet, Aufmerksamkeit erregten, nicht Farbe, Größe oder Gestalt.
    Er brachte das Motorrad wieder auf Linie und seine Aufmerksamkeit richtete sich zum einen auf die Beschaffenheit des Pfades, zum anderen auf die Umgebung, in die er hineinraste. Er wollte nicht an die üblichen Pfade und Wege gebunden sein, querfeldein kam er eventuell schneller vorwärts. Er versuchte das, was er sah, und was er auf seiner mentalen Landkarte verzeichnet hatte, zu koordinieren und einen Fluchtweg aus den Bergen zu finden. Er kannte die Gefahren – das trockene Flussbett mit dem trügerischen, lockeren Sand; die Steinformationen, die wie dicke Zaunlatten an der Windseite der Berge herausragten; Fuchsbauten

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