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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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garantiert Snyders Leiche unter den Schlafsäcken auf der Ladefläche des Holden und noch viele schöne andere Kleinigkeiten, die auf die Planung eines größeren Coups schließen ließen. Genug, um ihn lebenslänglich wegzusperren.
    Auf einem kurzen Zwischenstück, als der Weg etwas ebener und ohne Furchen verlief, wagte Wyatt, seine Aufmerksamkeit auf Snyders Funkgerät zu lenken. Es war noch an, aber leise geschaltet, und lief monoton brummend auf der Frequenz der Steelgard-Zentrale. Er schaltete um auf CB-Funk und suchte den Kanal, den die Leute der Brava-Construction benutzten.
    Aufgeregte Stimmen sprachen Spanisch und Englisch. Offenbar kannten sich alle so gut, dass der Funkverkehr ohne größere Formalitäten abgewickelt werden konnte.
    »Hey, Jorge hat doch gesagt, keine Heldentaten, sondern lieber auf die Polizei warten.«
    »Scheiß drauf. Bis die Cops endlich hier sind, sind die Dreckskerle doch über alle Berge.«
    »Vielleicht ist er gar nicht überfallen worden, hat sich nur verfahren oder das Benzin ist alle. Vielleicht ist auch nur das Funkgerät im Arsch.«
    »Und warum ist weit und breit kein Lohntransporter zu sehen? Wieso sollte er eine andere Strecke nehmen, hm?«
    »Genau!«
    »Stimmt!«
    Dann sagte eine andere Stimme: »Der Hubschrauber wird ihn schon kriegen.«
    Wyatt zuckte zusammen, als er plötzlich an den Helikopter dachte, mit dem mehrere Male im Monat Geologen und Ingenieure eingeflogen wurden, um mit Jorge, dem Manager, die Lage zu besprechen. Falls es gerade wieder soweit war, würden sie sicherlich schon in der Luft sein und die Suche aufgenommen haben.
    »Außerdem ist im Augenblick der Hubschrauber der ambulanten ärztlichen Versorgung aus Port Augusta unterwegs hierher«, ergänzte die Stimme.
    »Dann ist ja alles bestens«, sagte jemand anderes. »Die Dreckskerle haben wir in null Komma nichts.«
    Ein halbes Dutzend weiterer Stimmen bestätigte dies.
    Wyatt trat aufs Gaspedal und das Chassis krachte bedenklich gegen Steinspitzen und Wurzelwerk auf der Strecke. Wenn sie ihn vom Hubschrauber aus erspähten, war er geliefert. Sie würden die Verfolger auf dem Landweg flugs so dirigieren, dass alle Fluchtwege versperrt waren. Seine einzige Chance bestand darin, lebend zur Farm zu gelangen, den Holden in einem der Schuppen zu verstecken und die Flucht zu Fuß fortzusetzen.
    Leah sollte aber in einer besseren Position sein als er. Er versuchte, Funkkontakt mit ihr aufzunehmen. Keine Antwort. Vielleicht konnte sie ihn nicht mehr empfangen. Sie war bestimmt schon etliche Kilometer außerhalb des Senderadius. Er versuchte es ein weiteres Mal, wartete und funkte sie zum dritten Mal an.
    Er unternahm keinen weiteren Versuch. Es war zu anstrengend und zu gefährlich, mit einer Hand zu lenken auf dieser unebenen, gewundenen Strecke.
    Einen Moment lang erlaubte ihm eine Kurve, die Straße nach Vimy Ridge einzusehen. Ein einsamer Brava-Land-Rover hatte ein paar Meter hinter der Einbiegung in die Nebenstraße gehalten und setzte nun im Rückwärtsgang zurück.
    Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, unbeschadet von hier wegzukommen. Wyatt hielt am Straßenrand, wo Venables’ Leiche im Graben lag, und stellte den Motor ab. Mit Snyders Pistole, der er zuvor das Magazin entnommen hatte, zertrümmerte er die Sprechfunkanlage. Dann öffnete er beide Türen und schoss mit seiner Pistole die Vorderreifen platt. Danach warf er Snyders Waffe ins Gras. Er trug noch immer Gummihandschuhe, also brauchte er sich um Fingerabdrücke keine Sorgen machen.
    Der Koppelzaun entlang der Strecke bestand auf diesem Abschnitt aus Steinen, die Schäfer im neunzehnten Jahrhundert sorgfältig aufeinander geschichtet hatten. Über Hunderte von Metern waren herdplattengroße flache Steinplatten etwa schulterhoch aufgetürmt. An manchen Stellen war die Mauer eingerissen. Wyatt schlüpfte an einer solchen Stelle durch einen Spalt und lauerte auf die Ankunft des Land Rover. Eine kleine braune Eidechse fühlte sich durch seine Anwesenheit offenbar arg gestört. In weniger als einem Wimpernschlag war sie verschwunden.
    Natürlich war das nicht unbedingt der perfekte Hinterhalt, aber das Arrangement hatte etwas von einem Verwirrspiel – der verlassene Pick-up mit sperrangelweit offen stehenden Türen, ein Toter am Straßenrand, der gefälschte Brava-Schriftzug, eine menschenleere Straße unter einem gespenstisch blauen Himmel.
    Sie gingen kein Risiko ein. Er sah, wie der Land Rover langsam herankam und ungefähr fünfzig

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