Dreck
Straßenseite ab. Am nächsten Tag mochten sich die Mechaniker erst wundern, und schließlich würde sich nach langem Nachdenken einer aufraffen, um bei der Schulverwaltung nachzufragen, was denn gemacht werden müsse. Und bis dahin war er längst aus Aberfieldie verschwunden.
Erst gegen sieben Uhr abends hatte Wyatt eine passende Unterkunft gefunden. Ein Haus kam nicht in Frage, Häuser hatten Nachbarn, die ihre Nasen gern in Dinge steckten, die sie nichts angingen. Auch in Mietswohnungen gab es Nachbarn, doch die waren in der Regel lässiger, kamen und gingen, wann sie wollten, und glaubten, die anderen täten das auch. Daher vertraute er darauf, dass in einem Wohnblock niemand ein Protokoll seiner Anwesenheit verlangte.
Im ersten Komplex, den er in Augenschein nahm, gab es sechs Parteien. In fast allen Fenstern brannte Licht und sämtliche Briefkästen schienen geleert worden zu sein. Er ging zum nächsten Block. Dort waren die Briefkästen der Wohnungen Nr. 2 und 6 bis zur Stunde noch nicht geleert. Nr. 2 schied jedoch aus, als er hörte, wie dort jemand nach kurzem Klingeln das Telefon abhob. Er stieg ein Stockwerk höher zu Nr. 6 und lauschte etwa eine halbe Minute, Stille. Klopfte dann an die Tür und lauschte erneut. Stille. Er öffnete das Schloss mit seinem Dietrich und betrat die Wohnung. Es war keiner zu Hause, doch die Räume wirkten bewohnt. Er nahm eine Bewegung in der Ecke des Zimmers wahr. Eine Katze, die sich nach einem Schläfchen in ihrem Katzenkorb ausgiebig streckte und gähnte.
Wyatt machte auf dem Absatz kehrt und ging durch das Treppenhaus hinunter auf die Straße. Die Suche nach passender Unterkunft in diesem Block verwarf er jedoch sofort, als er ein Schild entdeckte. Es ließ verlauten, dass in dieser Wohnanlage vorzugsweise in die Jahre gekommene Mitglieder der Uniting Church wohnten. Garantiert keiner unter ihnen, der um diese Uhrzeit nicht ganz bestimmt zu Hause gewesen wäre.
Erst bei den Wohnblöcken in der dritten Querstraße verbesserten sich seine Aussichten auf Erfolg deutlich. Zum Beispiel war der Briefkasten der dortigen Nr. 4 voll gestopft mit Werbung und Handzetteln. Er begab sich also in den zweiten Stock und versuchte sein Glück. Als sein Klopfen keine Reaktion hervorrief, verschaffte er sich rasch und geschickt Zugang zur Wohnung. Hier lebten keine kleinen oder größeren Tiere, auch sonst fehlten Indizien, dass hier momentan jemand lebte. Bestimmt war hier während der letzten Tage, vielleicht sogar Wochen, keiner mehr gewesen. Trotzdem sah alles aufgeräumt und sauber aus. Der Kühlschrank war abgestellt und abgetaut worden, wobei nicht vergessen worden war, die Kühlschranktür offen zu lassen. Der Abfalleimer war leer und ausgewaschen. Er inspizierte Schlafzimmer und Bad. Die Schränke, die herumliegenden Kleinode und die Kosmetika verrieten ihre Besitzer: ein eher jüngerer Mann teilte diese Wohnung offensichtlich mit einer Frau.
Doch wie sicher war er hier? Sein Blick fiel auf einen Kalender, der an einem kleinen Schrank über dem Waschbecken angebracht war. In einigen Stellen gab es kleine Notizen. Abflug Qld, stand neben einem Datum Anfang des laufenden Monats, und ein dicker Strich war über die nachfolgenden vierzehn Datumszeilen gezogen worden. Darunter stand Ankunft Aberfieldie. Wyatt war nun klar, dass ihm die Wohnung also noch mindestens eine Woche zur Verfügung stand. Blieb nur zu hoffen, dass weder Nachbarn noch Freunde Schlüssel zur Wohnung besaßen. Und dass sie schönes Wetter in Queensland hatten.
Als Erstes drehte er das kleine Radio neben dem Toaster auf dem Küchentisch an. Die Nachrichten vermeldeten bislang keine Verhaftungen. Auch Geld und Fahrzeug waren nach wie vor spurlos verschwunden. Es gab jedoch Hinweise darauf, dass sich mehrere Personen in einem alten, abgelegenen Farmhaus in der Nähe des Fundorts der Leichen aufgehalten hatten. Die Polizei wollte ihren Einsatz verstärken, die Fahndung wurde ausgedehnt.
Wyatt stellte das Radio ab und ging ins Bad. Er nahm keine Dusche, sondern wusch sich über dem Waschbecken. Er wusste, wie dünn die Wände in solchen Wohnungen waren und wie geräuschvoll das Wasser durch die Rohre im ganzen Haus rauschte. Dann ging er daran, sein Äußeres zu verändern. Im Wandschrank fand er Haargel, eine gebrauchte Rasierklinge, Schere, Kamm und zwei Packungen Blondiercreme mit beigefügten Plastikhandschuhen. Zuerst rasierte er sich den Dreitagebart und die Koteletten. Dann verpasste er sich einen
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